Page 70 - Spielfeld_Oktober_2020
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  Floh 2014 mit seiner Familie vor dem syrischen Bürgerkrieg: Ziad Al Sheikh (links)
Dass Ziad Al Sheikh mit seinen drei Söhnen „Eigentlich habe ich mich nie groß für Fußball inter-
auf der Couch sitzt, über Fußball, Träume
und die Zukunft redet, ist alles andere als selbstverständlich. 2014 flüchtete er aus seiner zerstörten syrischen Heimatstadt Deir ez-Zor. Der Bürgerkrieg wütete schon jahrelang, der IS verbrei- tete Angst und Schrecken. Über den Weg spricht er nicht gern, über das Ziel, das er anfangs noch gar nicht kannte, umso lieber: „Hoffenheim ist unsere Heimat.“
Wer die Familie besucht, wird
zunächst von einer schier gren-
zenlosen Gastfreundschaft um-
armt. „Ein Wasser“ auf die Frage,
was man denn gern möchte, wird
nicht akzeptiert. Mokka und Schokoladenkekse – drunter geht nichts. Der 51-Jährige stellt Softdrinks daneben. Und ein Glas Wasser, der Höflichkeit halber. Auf dem Wohnzimmertisch steht ein Modellnachbau der PreZero Arena, im Regal eine TSG-Fahne, Ym (6), Ward (9) und Zain (12) tragen alle Hoffe-Shirts.
„Durch den Fußball haben wir viele Freunde kennengelernt.“ ZAIN AL SHEIKH
essiert, aber seit wir hier sind, hat sich das geändert“, sagt ihr Vater. Er kam über diverse Umwege von Sy- rien nach Sinsheim. „Der Weg ist gefährlich und für manche tödlich“, erklärt der gelernte Bauingenieur. „Es ist einfacher, wenn du Geld hast.“
In Deutschland angekommen, ging es über Mün- chen und Karlsruhe nach Sinsheim, wo er zunächst in einer Übergangsunterkunft wohnte. „Wir haben dort geges- sen, geschlafen und gewartet. Mehr durften wir nicht. Aber wir wollten arbeiten, etwas tun, uns integrieren, dem deutschen Staat etwas zurückgeben,“ sagt Al Sheikh. Eine Arbeitserlaubnis hatten sie noch nicht, stattdessen leisteten sie gemeinnützige Ar- beit, Stundenlohn: 1,05 Euro. Aber Al Sheikh, der im Sinsheimer Baubetriebshof arbeitete, wies das Geld zurück. „Das war mein Dankeschön an die Stadt.“ Nach etwa einem halben Jahr zog er in eine kleine
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