Page 16 - Spielfeld_Juli_2020
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„Auch die TSG Hoffenheim spürt Corona. Dennoch wird die Spielzeit 2019/20 eine Rekordsaison bleiben, weil wir bis zum Zeitpunkt, als die Saison unterbrochen wurde, schon drei Viertel der Saison absolviert hatten und schließlich doch noch
zu Ende spielen konnten. Wir werden die 200-Millionen-Umsatz-Schwelle überschreiten.“
Es geht um eine langfristig tragfähige Lösung.
„Wir haben ein Anforderungsprofil für den Chef-Trainer erarbeitet und entwickeln es weiter. Zudem haben wir eine sehr klare Vorstellung von dem Fußball, den wir spielen wollen und was für einen Trainertyp wir dafür benötigen. Gleichzeitig verfolgen wir in unserer Akademie einen anspruchsvollen Ausbildungsplan. Diese eierlegenden Wollmilchsäue gibt es im Leben höchst selten. Wir sind aber dafür bekannt, dass wir immer TSG-Wege gehen, nicht zwingend die klassischen Schubladen aufziehen.“
Dass die Saison überhaupt zu Ende gespielt werden konnte, war lange ungewiss und sogar umstritten. Die DFL und Bundesliga-Klubs mussten sich auch teilweise scharfe Kritik gefallen lassen, dass der Fußball quasi als erste Branche darauf gedrängt hat, ihren Betrieb wieder aufnehmen zu dürfen. „Ich kann verstehen, insbesondere wenn man die emotionale Sicht von außen hat, dass man auch manches kritisch sieht in der Entwicklung teils ab- surder Summen auf dem Transfermarkt oder in der Vergütungsstruktur. Natürlich sind wir als Fußball angreifbar, weil wir einfach mit unwahrscheinlich viel Geld arbeiten, sich teilweise eine große Blase entwickelt hat. Aber es wurde für meinen Geschmack zu sehr auf den Fußball spielenden Millionär, der jetzt sein Gehalt weiter bekommen soll, reduziert. Es haben wenige verstanden oder verstehen wollen, dass sich dahinter auch noch knapp 60.000 Arbeitsplätze verbergen, mit denen absolute Durchschnittsver- diener ihre Familien ernähren. Dadurch, dass der Fußball die erste Industrie war, die in einer kritischen Pandemie-Phase versucht hat, wieder ihren Betrieb zu starten, wurde darauf mit Argwohn geschaut und teilweise auch unwahren Behauptungen gearbeitet.“
Und dann hat die DFL tatsächlich das Konzept für einen „Sonderspielbetrieb“ genehmigt bekommen. Trotz anfänglicher Zweifel, ob das alles so klappen kann, hat es funktioniert.
„Dieses Konzept war im Grunde die Lebensver- sicherung für einige Klubs, und für den Fußball insgesamt ein extrem wichtiges. Als die Saison Mitte März ausgesetzt wurde, war es völlig unsicher,
ob wir überhaupt noch mal in diesem Jahr wieder Bundesliga-Fußball spielen können. Irgendwann wussten wir alle, wir können nur gemeinsam wieder spielen, wenn wir uns an diese Dinge gewöhnen, also an Teil-Quarantäne, alle drei Tage Testungen, Desinfektion, Abstand, Mundschutz. Das wirkte zunächst fast wie eine gespenstische, surreale Um- setzungsidee. Aber das war kein Scheinpapier, das man locker durchziehen wollte. Uns war bewusst, dass die Genehmigung uns in eine privilegierte Situation versetzt hatte. Das Konzept wurde dann auch extrem stringent und penibel eingehalten, selbst als anderswo längst Lockerungen umgesetzt wurden. Darin lag auch der Schlüssel des Erfolges.“
Das Konzept war mit dem hohen Preis verbunden, dass keine Zuschauer in den Stadien zugelassen waren. Im Herbst 2019 haben Sie im Gespräch mit SPIELFELD angekündigt, dass die Saison 2019/20 mit einem weiteren wirtschaftlichen Rekordergeb- nis abgeschlossen wird. Bleibt es dabei trotz der Mindereinnahmen?
„Auch die TSG Hoffenheim spürt Corona. Wir erleiden erhebliche Umsatzeinbußen. Wir haben Heimspiele ohne Zuschauer absolvieren müssen, zudem weniger Fernsehgeld als geplant erhalten. Dennoch wird die Spielzeit 2019/2020 eine Rekordsaison bleiben, insbesondere vor dem Hintergrund, weil wir bis zum Zeitpunkt, als die Saison unterbrochen wurde, schon knapp drei Viertel der Saison absolviert hatten und schließlich doch noch zu Ende spielen konnten. Wir werden die 200-Millionen-Euro-Umsatzschwelle überschreiten, natürlich getrieben durch die hohen Transfererlöse von mehr als 110 Millionen Euro im Sommer vorigen Jahres.“
Können Sie beziffern, um wie viel weniger hoch der Umsatz ausfällt im Vergleich Ihrer Kalkulation im vorigen Herbst? Wie hoch fallen also die finan- ziellen Einbußen durch die Corona-Pandemie aus? „Das lässt sich schon quantifizieren. Das sind für die laufende Saison etwa fünf Prozent, in den kom- menden Spielzeiten deutlich mehr. “
PROFIS






















































































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