Page 15 - Spielfeld_Juli_2020
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SPIELFELD TSG HOFFENHEIM
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 Herr Briel, die Mannschaft hat mit einem starken Finish und einem abschließenden 4:0 in Dortmund tatsächlich noch den sechsten
Platz und die direkte Qualifikation für die Grup- penphase der UEFA Europa League geschafft. Wie lautet Ihre Bilanz und Ihr Fazit der Saison 2019/20? „Das ist ein großartiger, ein fantastischer Erfolg. In dem harten Bundesliga-Wettbewerb gegen teilweise wirtschaftlich stärkere Konkurrenten die UEFA Europa League zu erreichen, ist für die TSG Hoffenheim alles andere als selbstverständlich und eine tolle Bestäti- gung der ehrgeizigen Arbeit der vergangenen Jahre in unserem Klub. Dass wir am letzten Spieltag so- gar noch den Sprung vom
siebten auf den sechsten
Platz geschafft haben,
ist das Ergebnis der he-
rausragenden Leistung
unserer Mannschaft, des
Trainer-Teams und des
gesamten Klubs. Matth-
ias Kaltenbach, Marcel Rapp, Kai Herdling, Michael Rechner und Timo Gross haben, orchestriert von Alexander Rosen, dem Team in den letzten vier Spielen noch einmal neue Energie vermittelt und wieder einen offensiven, mutigen und attraktiven Fußball spielen lassen. Aber ich möchte betonen, dass auch Alfred Schreuder ein großer Anteil am Erfolg der gesamten Saison gehört. Er hat das Team in einer außerge- wöhnlichen Phase übernommen, die mit dem größten Umbruch der vergangenen Jahre verbunden und durch die Coronakrise geprägt war. Zudem standen ihm in Andrej Kramarić und Ishak Belfodil zwei absolute Ausnahmespieler der Vorsaison verletzungsbedingt langfristig nicht zur Verfügung. Er hat die Mannschaft auf Platz sieben geführt und ist ja letzten Endes nicht wegen Erfolglosigkeit verabschiedet worden. Alfred kann von sich behaupten, einen guten Job gemacht zu haben.“
Die TSG Hoffenheim hat eine bessere Platzierung erzielt als in der vergangenen Saison mit Julian Nagelsmann. Damals rutschte die Mannschaft am letzten Spieltag mit dem 2:4 in Mainz noch auf Platz neun ab.
„Das bedeutet für uns auch eine gewisse Weiter- entwicklung. Wir hatten mit Julian drei Jahre lang die größte deutsche Trainerhoffnung, die für die jüngere Erfolgsgeschichte der TSG stand und die Spielweise maßgeblich geprägt hat – eine fantas- tische Zeit. Aber wir haben nach seinem Wechsel vor der Saison gesagt, dass wir uns nun emanzi- pieren müssen. Das ist uns im Ergebnis sehr gut gelungen, insbesondere wenn man bedenkt, dass wir nach den Abgängen zahlreicher Leistungsträger
im Sommer zwar Transfererträge auf Rekordniveau erlösen konnten, dem Kader aber gleichzeitig auch eine neue Struktur geben mussten. Viele hatten uns ja einen Einbruch prognostiziert. Wir aber haben gezeigt, dass wir einen weiteren Schritt in unserem Entwicklungsprozess vollzogen haben.“
Platz 8 bis 12 wurde früher immer als realistisches Ziel ausgegeben ...
„Heute sind wir bei den wirtschaftlichen Rahmen- bedingungen zwischen Platz 7 und 10 verortet. Da konnten wir uns schon etwas emporarbeiten, auch wenn es jetzt sehr schwer wäre, von der Finanz-
kraft noch weiter nach oben zu kommen. Aber das Schöne ist, dass das Finanzielle zwar ein sehr wichtiger Parameter ist, aber mitnichten der ein- zige Faktor für Erfolg. Wir betonen immer,
dass wir nach dem Maximal-Prinzip der Betriebs- wirtschaftslehre arbeiten: Wir versuchen, aus den gegebenen Mitteln das Maximale zu erreichen.“
In dieser Saison hat diese Herangehensweise in die UEFA Europa League geführt ...
„Alexander Rosen hat schon richtigerweise betont, dass dieser Erfolg gar nicht hoch genug zu bewer- ten ist. Wir haben den sechsten Platz mit einem weitgehend neuen Setup bewerkstelligt, haben die Rückschläge mit den vielen langwierigen Verletzun- gen von Schlüsselspielern und die Besonderheit einer durch die Corona-Pandemie außergewöhnlich verlaufenen Saison ausgezeichnet gemeistert.“
Wie sieht es bei der Trainerfrage aus? Bleibt es dabei, dass eine externe Lösung bevorzugt wird? „Wir diskutieren ergebnisoffen, allerdings aus unterschiedlichen Konstellationen. Das zuletzt arbeitende Team stellt eine Stärke in unserer Struktur dar, die wir auch an anderer Stelle brau- chen. Marcel Rapp und Kai Herdling sind ja des- wegen auch in der TSG-Akademie die Trainer un- serer Junioren-Bundesliga-Teams. Ich schließe im Leben nie etwas aus. Aber unsere Herangehens- weise in dieser Frage war und ist eine andere. Da diese Wahnsinnswochen nun vorbei sind, werden wir in Ruhe zusammen entscheiden, was für die TSG die beste Lösung ist. Wir nehmen uns die Freiheit, auch zu überlegen: Was ist für eine mitt- lere Sicht, in einer etwas länger- oder mittelfristi- gen Zeitspanne für den Klub die beste Option? Diese vier Spiele, mit genauem Start- und Enddatum, hatten einen eindeutigen Projektcharakter.“
  „Viele haben uns für die Saison 2019/20 ja einen Einbruch prognostiziert.
Wir aber haben gezeigt, dass wir einen weiteren Schritt in unserem Entwicklungsprozess vollzogen haben.“











































































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