Page 81 - Spielfeld_Mai_2020
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SPIELFELD TSG HOFFENHEIM
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HEIMATKUNDE
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 wurde der Aussichtsturm aus Sandstein erbaut, 18 Meter misst er und steht auf dem Katzenbuckel, den mit 626 Metern höchsten Berg des Odenwalds. Der 200 Jahre alte Turm, rund 45 Kilometer von Hoffenheim entfernt, befindet sich am Dreiländereck von Baden-Württemberg, Hessen und Bayern über dem Waldbrunner Ortsteil Waldkatzenbach. Bei guter Sicht eröffnet sich ein herrliches Panorama, der Blick reicht bei gutem Wetter bis zum Donnersberg (83 km entfernt), in den Taunus (ca. 90 km) und sogar bis zum Kreuzberg in der Rhön (120 km). Der Katzenbuckel ist
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ein alter Vulkan. Über die Entstehungsgeschichte erfährt der Wanderer mehr auf dem Lehrpfad „Weg der Kristalle“, der sich von einem ehemaligen Steinbruch am Katzen- buckelsee den Berg hinauf schlängelt. Der Katzenbuckel und seine Umgebung sind merklich kühler als andere Teile des Odenwalds, weswegen die dortigen Hochflächen auch den volkstümlichen Namen „Winterhauch“ erhalten haben. Die frühere Gaststätte „Turmschenke“ am Katzenpfad hat zu Jahresbeginn den Besitzer gewechselt und soll bald unter dem Namen „Villa Katzenbuckel“ neu eröffnet werden.
   Als Neil Armstrong am 20. Juli 1969 die Mondoberfläche betrat, war daran auch ein gewisser Walter Hohmann aus Hardheim be- teiligt, obgleich der Mann aus dem Odenwald bereits mehr als 25 Jahre zuvor verstorben war. Am 18. März 1880 war Walter Hohmann in Hardheim geboren worden und erwuchs zu einem Pionier der Raumfahrt. Dabei hatte der Arztsohn weder Astronomie oder Physik studiert, sondern arbeitete als Prüfingenieur für Baustatik, zuletzt lange Jahre als Leiter der Baupolizei in Essen (wo er auch kurz vor Kriegsende am 11. März 1945 verstarb). In seiner Freizeit aber widmete sich Hohmann himmelsmechanischen Berechnungen, er- mittelte „wie groß, wie schwer und wie leistungsfähig ein raketen- getriebenes Raumschiff sein müsste, um auf sonnenumrundenden Ellipsenbahnen bei geringstem Energieaufwand zu anderen Pla- neten zu gelangen“, wie es später Wernher von Braun würdigte. Die Überwindung der Erdanziehung beschäftigte Hohmann eben- so wie der Wiedereintritt in die Erdatmosphäre, schließlich publi- zierte der Hobby-Astronom im Jahr 1925 das 88-seitige Werk „Die Erreichbarkeit der Himmelskörper“. Ein Grundlagenwerk, das als erste mathematisch fundierte Darlegung der elementaren Grund- lagen der Raumfahrttechnik gilt und später auch ins Englische und Russische übersetzt wurde, obgleich es lange als Utopie galt. Erst mit dem Start des Apollo-Programms durch die USA, die auf Hohmanns Erkenntnisse zurückgriffen, wurden seine Verdienste gewürdigt. In Anerkennung seiner wissenschaftlichen Leistungen wurde im Jahr 1970 ein Mondkrater nach ihm benannt.
In seinem Geburtsort Hardheim erinnert seit 2012 auch ein rund 12 Meter hohes und acht Tonnen schweres Modell der europäischen Trägerrakete Ariane V an die Leistungen des berühmten Bürgers.
 

























































































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