Page 83 - Spielfeld_Mai_2020
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SPIELFELD TSG HOFFENHEIM 83
 EXPERTEN-TIPP
Wie Sportler mit der Coronakrise umgehen
 VON JAN MAYER
Seit einigen Wochen beherrscht das Coronavirus die weltweiten Schlagzei­ len und unser aller Leben. Gerade die Leistungssportler sind von den stren­ gen Ausgangsbeschränkungen stark betroffen. Alle Wettkämpfe wurden auf unbestimmte Zeit verschoben oder gar abgesagt, trainiert werden musste zu Hause oder allein im Freien. Kontakte zu den Trainern und den Teamkol­ legen konnten nur noch über das Tablet oder Smartphone aufrechterhal­ ten werden. Erst seit Mitte April trainieren die Spieler der TSG Hoffenheim wieder im Trainingszentrum in Zuzenhausen in kleinen Gruppen über den ganzen Tag verteilt. Prof. Dr. Jan Mayer, seit zwölf Jahren Sportpsychologe der TSG, erklärt im Interview, wie Leistungssportler mit dieser außer­ gewöhnlichen Situation umgehen.
Inwieweit ist die Coronakrise eine Herausforderung für Schulklasse oder Vereinsgruppe fehlt, oder die Erwachse-
die Sportpsychologie?
„Einige Kollegen von mir haben sich bereits zur derzeitigen Situation der Leistungssportler zu Wort gemeldet. Hans-Dieter Hermann, mit dem ich seit vielen Jahren zusammenarbeite, hat als Sportpsychologe der deutschen Fußball-Nationalmann- schaft betont, dass die Einschränkung des Trainings und der sozialen Kontakte eine spezielle Belastung für die Sportler darstellen. Für die meisten ist der Drang nach Bewegung viel stärker ausgeprägt als beim Rest der Gesellschaft und somit ihr größtes Hobby und Beruf zugleich. Und den Sportlern fehlen die sozialen Kontakte, die in einer Mannschaft sehr intensiv sein können. Aber diesen Mangel erfahren fast alle anderen Menschen genauso, ob Kinder und Jugendliche, denen die
nen, die nur noch wenige oder sogar gar keine Kontakte im Berufsleben mehr haben.“
Welche Erfahrungen haben Sie gemacht? Entsteht für Profisportler auch ein psychischer Druck aufgrund der Folgen durch die Coronakrise?
„Jeder geht damit unterschiedlich um – so wie es auch bei anderen Menschen verschieden ist. Vielen Topsportlern abseits des Fußballs wurde aktuell auch der Boden unter den Füßen weggezogen, ihnen fehlen die Einnahmen wie Startgelder und Erfolgsprämien. Dagegen sind die Berufsfußballer privilegiert, sie haben Verträge mit festen Laufzeiten und können es sich leisten, auf Teile ihres Gehalts zu verzichten.
   Prof. Dr. Jan Mayer ist seit
zwölf Jahren bei der TSG Hoffenheim als Sportpsychologe beschäftigt. Der 48 Jahre alte Heidelberger arbeitete auch mit mehreren Nationalmannschaften, darunter Skispringer, Sportschützen, Boxer und DFB­Auswahlteams zusammen. Seine Erkenntnisse aus dem Spitzensport transferiert er in seinen Büchern in Strategien für jedermann.






















































































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