Page 39 - Spielfeld_Februar_2020
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 Personifiziertes Gedächtnis, zudem unermüdlicher Akteur der Annäherung ist der nun 77 Jahre alte Sporthistoriker Manfred Lämmer. Mit einer kleinen Gruppe von Studierenden der Deutschen Sporthoch- schule Köln hat er 1963 Israel erstmals besucht – gut ein Jahr nach dem Ende des Prozesses gegen Adolf Eichmann, den Organisator des Genozids an den Juden Europas, gut zwei Jahre vor der Aufnah- me diplomatischer Beziehungen zwischen Israel und der Bundesrepublik. Lämmers Schüler Robin Streppelhoff hat 2012 die Etappen des sportlichen wie sportpolitischen Austausches beider Länder nachgezeichnet: „Gelungener Brückenschlag. Sport in den deutsch-israelischen Beziehungen“ heißt die sorgfältige Studie. Lämmer selbst veröffentlichte vor kurzem ein so analytisches wie anekdotenreiches, mit zahlreichen Fotos illustriertes Buch über „Die deutsch-israelische Fußballfreundschaft“ – ein Füllhorn der Zeitgeschichte.
Der erste Star auf israelischem Boden war Helmut Rahn, der Deutschland 1954 zum Weltmeister mach- te. In Israel, erzählt Lämmer, war die Enttäuschung darüber groß. Anfang Dezember 1962 kam Rahn als Spieler des SC Enschede nach Tel Aviv – und wurde als „holländischer Torschützenkönig“ angekündigt. Beim Match gegen Hapoel Tel Aviv erst ausgepfiffen, später begeistert applaudiert, gab Rahns Auftreten den Gastgebern das Gefühl, man könne „bald daran gehen, deutsche Mannschaften einzuladen“.
Anlässlich des Titelgewinns
des DFB-Teams bei der WM 2014 gab
die israelische Post eine Sonderbriefmarke heraus.
Bahnbrechend wurde die Begegnung zwischen der Trainerlegende Hennes Weisweiler, Jahrgang 1919, und dem vier Jahre jüngeren Emanuel Schaffer, der nahe Lemberg (Lwiw) geboren wurde, in Reckling- hausen aufwuchs, vor den Nazis zurück nach Polen floh, sich dem russischen Widerstand anschloss und 1950 nach Israel einwanderte. 1958 kam Schaf- fer an die „Kölner Trainerschmiede“ des DFB und wurde unter Sepp Herbergers Nachfolger Weiswei- ler dessen erster Meisterschüler. 1970 führte er die Nivcheret zum ersten und bisher einzigen Mal zu einem Weltturnier.
  Elmkies für Filmprojekt ausgezeichnet
Besondere Ehre für Ilay Elmkies: Der TSG-Mittelfeldspieler erhielt Ende Januar den Preis „Jugend zeigt Zivilcourage“ für sein Filmprojekt „Zahor – Erinnere dich“.
Mehr als 100 Gäste waren in das Dietmar-Hopp-Stadion ge- kommen, um der Preisverleihung beizuwohnen. Sogar Landrat Stefan Dallinger und Oberbürgermeister Jörg Albrecht waren vor Ort. Der Grund war ein ganz besonderer: Ilay Elmkies erhielt für sein Filmprojekt „Zahor – Erinnere Dich“ den „Jugend zeigt Zivilcourage“-Preis des gemeinnützigen Vereins Lernort Zivilcourage & Widerstand. Neben dem TSG-Profi wurden 13 weitere Personen für ihr Engagement geehrt.
„Es war eine Ehre für mich, an dem Projekt mitwirken zu dürfen. Mir hat es sehr viel Spaß gemacht“ sagte Ilay Elm- kies. Der israelische Nationalspieler, der im Januar einen Profi-Vertrag bei der TSG unterschrieben hat, spricht in dem Kurzfilm die Erzählerstimme. Die rund 20-minütige Dokumentation erzählt die Geschichte der Brüder Menachem und Fred Mayer, die in Hoffenheim aufwuchsen und deren Familie im Zweiten Weltkrieg durch die Nazis auseinander- gerissen wurde.
          






















































































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