Page 77 - Spielfeld_Januar_2020
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SPIELFELD TSG HOFFENHEIM
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Wenn Sie die erste Folge mit der aktuellsten ver- gleichen – was hat sich geändert?
„Was den Inhalt angeht, hatten wir anfangs nur ein Telefon, dann kam der Anrufbeantworter dazu, später hatten wir sogar ganz modern ein Fax. Inzwischen googlen wir. Und Bob muss nicht mehr zu seinem Vater ins Zeitungsarchiv, um zu recherchieren. Die Geschichten sind heute viel länger, für meinen Geschmack teilweise fast ein wenig zu lang, knapp 75 Minuten. Was eben auf eine CD passt. Früher waren es 50 Minuten, bis die Kinder einschlafen durften (lacht). Ansonsten gilt nach wie vor: keine Leichen, kein Blut, aber dafür mehr Spannung. Wir vermuten, dass wir inzwischen 17 oder 18 Jahre alt sind, Sätze wie „Ich muss noch meine Schularbeiten machen“ vermeiden wir heute also.“
Was war in den 40 Jahren denn die skurrilste Geräuschrequisite?
„Gute Frage, das ist jedes Mal absurd. Wenn wir in Peters MG sitzen – ich frage mich übrigens immer noch, wie die zu dritt mit einem adipösen Justus Jonas in so einen kleinen Zweisitzer-Sportwagen passen –, kriegen wir im Studio Ledergurte und
-taschen auf den Schoß und darauf sollen wir dann rumknautschen, als ob der Wagen rüttelt und wir auf Leder sitzen. Einmal sollten wir mit Schlüsseln klappern und es lag gerade ein Paar Handschellen dort rum, das klang super. Andreas hat sie sich aus Versehen ans Handgelenk gemacht und der Schlüssel dazu fehlte ...“
Und seither sitzt er in Frau Körtings Villa?
„Er musste tatsächlich mit dem Taxi zur Davidwache fahren und sich von der Polizei die Handschellen abnehmen lassen.“
Sie sind jetzt 54 und sprechen noch immer einen 18-Jährigen. Wie geht das?
„Als Schauspieler muss ich mir für eine Rolle eine Haltung überlegen. Wenn ich also einen Jugendlichen spiele, verändert sich meine Stimme automatisch. Wir verstellen unsere Stimmen nicht. Wenn ich Gru aus „Ich – einfach unverbesserlich“ spreche, hat der eine völlig andere Haltung und klingt entsprechend anders als Justus Jonas. Die meisten Leute erkennen mich da gar nicht.“
Sie sind Hertha- und St. Pauli-Fan. Wie ist das im Stadion, schonen Sie da Ihre Stimme?
„Kaum, ich bin ein sehr emotionaler Fan, schreie Fäkalwörter, aber ich weiß, wann es gefährlich wird. Wenn der Ball knapp am Tor vorbeistreift und man raunt: Oooouuhhh! Ganz schlecht für die Stimme.“
Sie gehen oft mit Bela B von den Ärzten ins Millerntor-Stadion. Wer schreit lauter?
„Eindeutig ich. Ich springe auf und brülle rum, wäh- rend Bela den Kopf schüttelt und die Faust ballt. Mir gehen da schon echt mal die Emotionen durch. Wenn du denkst, der Schiri würde für die andere Mannschaft pfeifen, musst du ihm das doch auch mitteilen (lacht).“
Werden Sie im Stadion erkannt?
„Schon. Inzwischen kennt man neben unseren Stim- men ja auch die Gesichter. Eine kleine Anekdote: Nach dem Abpfiff am Millerntor gingen wir noch auf ein letztes Pils an den Bierstand, da erkannte mich jemand und drückte Bela sein Handy in die Hand. Er sollte ein Foto von uns machen (lacht).“
Reisen Sie auch zu Auswärtsspielen?
„Klar, wenn es sich ergibt. Ich war schon in München, wo die Hertha ja ein Verlier-Abonnement hat, habe aber auch schon zwei Auswärtssiege in Dortmund gesehen. In Gelsenkirchen war ich noch nie. Und in Sinsheim auch nicht. Das wäre jetzt auch mal an der Reihe. Ich beobachte Hoffenheim.“
   Zur Person
Oliver Rohrbeck wurde 1965 in Berlin geboren und wirkte schon in seiner Kindheit an zahlreichen Hörspielen mit. Erste Schauspielerfahrungen sammelte er in der „Sesamstraße“. Mit 18 Jahren besuchte er die Schauspielschule und spielte mehrere Rollen an verschiedenen Theatern. Als Synchronsprecher leiht er unter anderem Ben Stil- ler, Michael Rapaport, Chris Rock, Greg Germann oder Mike Myers seine Stimme, in den Animati- onsfilmen „Ich – Einfach unverbesserlich“ war er in der Rolle des Gru zu hören. Zudem schreibt er Dialogbücher und führt die Dialogregie, etwa bei „The Green Mile“, „Notting Hill“, „Charlie und die Schokoladenfabrik“ oder „Bohemian Rhapsody“. Rohrbeck betreibt das Label Lauscherlounge und das Hörspielstudio Xberg.














































































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