Page 29 - Spielfeld_Januar_2020
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   Auch mit Dänemark erfolgreich: Robert Skov
 Robert Skov vor der Statue La Victoria in seinem Geburtsort Marbella.
SPIELFELD TSG HOFFENHEIM
Für viele Menschen ist Marbella ein kleines Paradies. Gelegen an der Costa del Sol, umgeben von Meer und Bergen – das andalusische Städtchen lässt keine Tou-
ristenwünsche offen. Als die TSG Hoffenheim im Januar ins Trainingslager nach Marbella aufbrach, reiste Robert Skov allerdings nicht primär in eine Urlaubsoase. Der 23-Jährige kehrte vielmehr in seinen Geburtsort zurück: Am 20. Mai 1996 hat Robert Skov in Marbella das Licht der Welt erblickt.
Dass ihn sein Weg ein halbes Jahr nach seinem Wechsel in die Bundesliga zurück zu seinen Ursprüngen führen würde, kam auch für den Dänen überraschend. Umso mehr freute er sich über die Rückkehr: „Es ist natürlich witzig, dass wir unser Trainingslager hier absolviert haben. Ich bin zum zweiten Mal wieder hier.“
Dass der für einen deutschen Klub spielende Däne in Spanien geboren wurde, wusste auch innerhalb der Mannschaft kaum jemand. Die Eltern des Nationalspielers lebten von 1994 bis 1997 in Marbella, weil sein Vater damals in einer Bank
in Gibraltar arbeitete. Da er nur die ersten neun Monate seines Lebens in Spanien verbrachte, fühlt Skov sich naturgemäß nicht als Iberer. „Ich bin Däne und habe keine besondere Beziehung zu Spanien. Es ist nur ganz lustig, dort geboren zu sein. Vor allem, weil wir mit der TSG nun nach Marbella zurückge- kehrt sind. Aber meine Heimat ist Silkeborg, dort bin ich aufgewachsen und habe mit dem
Fußball begonnen.“
Fernweh und Reiselust sind in seiner Fami- lie allerdings tief verankert. Schon lange bevor Robert Skov zur TSG Hoffenheim wechselte, war er in der Bundesliga Stammgast und reiste regelmäßig nach Deutschland. Mit seinen Freunden fuhr er als Teenager an den Wochenenden regelmäßig über die Grenze, um Spie- le in verschiedenen Stadien zu schauen. Hamburg, Wolfsburg, Bremen, Hannover oder Dortmund – die Reisegruppe scheu- te keine Entfernungen: „Ich habe bestimmt 20 Spiele gesehen. Von meinem damaligen Wohnort Silkeborg waren es bis Hamburg etwa dreieinhalb Stunden. Da sind wir morgens los, haben das Spiel geschaut und sind abends wieder nach Hause gefahren. Ich musste ja am nächsten Tag selber
spielen.“
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  Das große Ziel: die „Heim“-EM 2020
Spätestens seit dem herausragenden Freistoßtor gegen den SC Paderborn hat sich Robert Skov in der Bundesliga einen Namen gemacht. Es war der erste Pflichtspieltreffer des Dänen im TSG-Trikot – und er war kein Zufall: „Es war das 16. Freistoßtor meiner Karriere. Mein erster Treffer für den FC Kopenhagen war auch ein Standard. Seit meiner Jugend trainiere ich Freistöße intensiv.“ In Dänemark ist der Hof- fenheimer für seine Freistöße bekannt. Skov gilt als eines der hoffnungsvollsten Talente und hat in der Schlussphase der EM-Qualifikation noch einmal mächtig Eigenwerbung betrieben. Drei Tore in drei Spielen steuerte der 23-Jährige zur Qualifikation für die Endrunde bei. Dänemark trägt die Gruppenspiele 2020 in Kopenhagen aus, die Vorfreude auf das Turnier ist riesig: „Drei Spiele im Sommer in Kopenhagen, das ist ein großer Traum für alle Spieler in Dänemark. Das ganze Land fiebert dem Turnier entgegen.“
 Das Verhältnis seiner Landsleute zur Nationalmannschaft ist dabei durchaus ambivalent – Erfolge aus früheren Zeiten haben hohe Ansprüche geweckt. „Unsere Nationalmann- schaft wird immer sehr viel kritisiert. Mitte der 80er Jahre, bei der EM 1984 und der WM 1986 in Mexiko, galten wir als die Brasilianer des Nordens. Und alle können sich auch noch an ‚Danish Dynamite‘ erinnern, an den sensationellen EM-Titel von 1992. Darum sind die Erwartungen in Dänemark sehr hoch und wurden im Anschluss nur selten erfüllt. Jetzt haben wir aber eine Serie von 34 Spielen ohne Niederlage, sind sehr gut besetzt und haben Spieler, die in großen Teams spielen. Die Motivation ist riesig, natürlich auch im Verein. Jeder will dabei sein, das gilt auch für mich.“
Die Gruppe mit Belgien, Russland und Finnland ist an- spruchsvoll, aber machbar. Innerhalb des Teams wurde die Auslosung intensiv diskutiert, vor allem auch die deutsche Gruppe: „Das ist schon Wahnsinn“, sagt Skov und lacht mit Blick auf die deutschen Gegner Frankreich und Portugal. Dass sich bislang sieben TSG-Profis mit ihren Ländern für die Endrunde qualifiziert haben, empfindet er als absolut leistungsfördernd – auch für die TSG: „Das zeigt die Qua- lität unseres Kaders. Das ist für jeden Spieler ein großes Erlebnis, alle arbeiten hart dafür, dieses Ziel zu erreichen. Davon profitiert natürlich auch der Klub.“
 


















































































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