Page 8 - Spielfeld_Dezember_2019
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 Kinder, wie die Zeit vergeht
  Bis in die Nachspielzeit hinein ahnten die Zu- schauer am 19. Dezember 1997 nicht, dass sie Zeitzeugen eines historischen Spiels
werden würden. Doch dann, der FC Schalke 04 lag im Derby bei Borussia Dortmund 1:2 zurück, stürmte Jens Lehmann, damals Torhüter der Königsblauen, wieder in den gegnerischen Strafraum. Schon seit
Härringers Ecke
der 80. Minute war der Keeper bei Eckbällen nach vorn geeilt. Wild entschlossen, seine vorherigen Patzer wiedergutzumachen – auf die bestmögliche Weise. Und dann bot sich plötzlich die Chance: Das Stadion raunte, als der Ball durch den Strafraum flog. Lehmann lauerte völlig frei am zweiten Pfosten – und nickte den Ball mit einem wuchtigen Kopfstoß ein. Tor. Ausgleich. Ekstase.
Manche Quellen geben an, es seien vor dem le- gendären Treffer exakt 33.333 Tore in der Bundes- liga-Geschichte gefallen – in anderen Statistiken stehen 33.324. Wie auch immer – dieses Tor war das erste, das von einem Torhüter aus dem Spiel heraus erzielt wurde. Lehmann, der im November 2019 seinen 50. Geburtstag feierte, war dies damals gar nicht bewusst: „Als der Ball auf mich zuflog, wusste ich: Den machst du rein! Mir war in dem Moment aber gar nicht klar, dass ich als erster Torwart ein Tor aus dem Feld heraus erzielt hatte. Ich genoss einfach nur den Glücksmoment, den du so nur erlebst, wenn du selber ein Tor machst.“
Es war der zweite Bundesliga-Treffer von Lehmann, der zweieinhalb Jahre zuvor beim 6:2 der Schalker gegen 1860 München einen Elfmeter verwandelt hatte. Mehr als zehn Jahre spielte er für Schalke, ab 1999 viereinhalb Jahre für Dortmund, für die er trotz mehrerer Vorstöße in gegnerische Strafräume torlos blieb.
  © 2019 Christoph Härringer, www.facebook.com/Spottschau
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