Page 72 - Spielfeld_September_2019
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 HEIMATKUNDE
 1730, in der Nacht vom 4. auf den 5. August, stiegen in Steinsfurt bei Sinsheim der Soldatenkönig und sein Sohn ab, der später zu „Friedrich der Große“ wurde. König Friedrich Wilhelm I. von Preußen besuchte die süddeutschen Fürstenhäuser, um für seine kaiserliche Politik zu werben. Der Preußen- Herrscher übernachtete in der Kaserne, der Kron- prinz wurde mit Freunden im Haus der Familie Lerch untergebracht. In der Nacht will der 18-jährige Sohn, der mit seinem Vater in ständigem Streit lebt, die Auslandsreise nutzen, um zu fliehen. Aber sein Plan wird entdeckt und misslingt. Der Soldatenkönig, äußerst erzürnt, lässt seinen Sohn zwei Jahre ge- fangen gehalten. Friedrichs Mitverschwörer, Hans
Eine Büste von Friedrich dem Großen (1740 bis 1786 König von Preußen), der mit 18 Jahren in Steinsfurt vor seinem Vater fliehen wollte.
Hermann von Katte und Peter Karl Christoph von Keith, werden zum Tode verurteilt. Friedrichs bester Freund Katte wird hingerichtet, Keith kann nach England fliehen und kehrt erst zurück, als Kumpel Fritz nach dem Tod seines Vaters 1740 zu „Friedrich dem Großen“ wird. Mehr über diese dramatische Geschichte ist im Museum in Steinsfurt zu erfahren, das den Namen „Lerchennest“ trägt. Den Namen hat wohl Friedrich geschaffen, als er hörte, dass seine Gastgeber Lerch hießen. „Dann habe ich ja in einem Lerchennest geschlafen”, soll der Mann gesagt haben, der später 46 Jahre die europäische Großmacht Preußen regierte und volkstümlich der „Alte Fritz“ genannt wurde.
1730
  Das älteste Logo der FDP, die 1948 in Heppenheim gegründet wurde.
Ganz unabhängig, wie ihre politische Arbeit inhaltlich bewertet wird: Die FDP gehört ganz sicher zu den fundamentalen Stützen des demokrati- schen Nachkriegsdeutschland – und die Geschichte der Liberalen nahm ihren Anfang hier in der Region, im südhessischen Heppenheim. Dort trafen sich im Dezember 1948 im Gasthof „Zum Halben Mond“ führende Köpfe aus den 13 Landesverbänden der westlichen Besatzungszonen, um eine gesamtdeutsche Partei zu gründen. Eine bewusste Wahl mit Symbolcharakter. Schon im so genannten „Vormärz“, knapp ein Jahr- hundert zuvor, im Oktober 1847, hatten sich einflussreiche Liberale aus dem Südwesten im „Halben Mond“ versammelt und forderten im sogenannten „Heppenheimer Programm“ unter anderem Pressefreiheit, Bürgerrechte und Gewaltenteilung.
Auf diese liberalen Grundwerte beriefen sich auch die Teilnehmer des Treffens im Jahr 1948 – und gründeten am 12. Dezember 1948 in Hep- penheim die Freie Demokratische Partei. Zum Vorsitzenden wählten sie den späteren Bundespräsidenten Theodor Heuss, der übrigens in den letzten Kriegsjahren in Heidelberg gelebt hatte – und dort am 5. Sep- tember 1945, gemeinsam mit Rudolf Agricola und Hermann Knorr, die Rhein-Neckar-Zeitung als dritte Tageszeitung im Nachkriegs-Deutschland lizenziert hatte. Aber das ist eine eigene Geschichte ...
 REGION
Bildquelle: www.fotolia.com, ArTo
























































































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