Page 70 - Spielfeld_September_2019
P. 70

70
 EXPERTEN-TIPP
  Eigene Stärken
betonen
Prof. Jan Mayer ist seit elf Jahren bei der
TSG Hoffenheim als Sportpsychologe beschäftigt. Der 47 Jahre alte Heidelberger arbeitete auch mit mehreren Nationalmannschaften, darunter Skispringer, Sportschützen, Boxer und DFB-Auswahlteams. Seine Erkenntnisse aus dem Spitzensport transferiert er in seinen Büchern in Strategien für jedermann. Im zweiten Teil der SPIELFELD-Serie gibt Jan Mayer weitere Ratschläge, wie Stresssituationen im Job oder im Alltag besser bewältigt werden können.
 Im ersten Teil dieser Serie mit dem Titel „Sei stark im Kopf, wenn es schwierig wird“ ging es darum, unerwartet auftretenden Schwierigkeiten durch
interne Kontrolle und externen Schuldzuweisungen zu begegnen. Es hilft, ruhig zu bleiben und einen kühlen Kopf zu bewahren. Ebenso sinnvoll kann es sein, die Schuld daran, dass es schwierig wird, auf die äußeren Umstände zu schieben und keine Zweifel an seinen Fähigkeiten aufkommen zu lassen. Es gibt noch zwei weitere effektive Verarbeitungsstrategien, um sich nicht erschüttern zu lassen.
Akzeptanz und Abwärtsvergleich
Schwierigkeiten sind meist nicht wirklich schlimm, aber werden oft als lästig empfunden. Es fördert die Leistung, die Situation zu akzeptieren und ihr eventuell sogar etwas Positives abzugewinnen: „Okay, es ist schwierig, jetzt kann ich mich beweisen!“ Krisen zu bestehen, stärkt das Selbstbewusstsein. Es kann sich sogar grundsätzlich eine positive Grundhaltung zu schwierigen Situationen entwickeln. Man akzeptiert, dass die Lage kompliziert ist und kann sich darauf konzentrieren, welche Handlungen nötig sind, um die Aufgaben zu lösen.
Die meisten Personen beschuldigen sich in schwierigen Situationen zudem nicht selten selbst. Dabei wäre eine positive Selbsteinschätzung der eigenen Fähigkeiten viel besser. Eine mögliche Herangehensweise an eine positive Selbstein- schätzung ist der sogenannte Abwärtsvergleich. Dabei wird ein Vergleich mit Personen gezogen, die ebenfalls schwierigen Situationen ausgesetzt sind oder waren und „wahrscheinlich weniger glücklich agieren“ als man selbst. Ob der Vergleich angemessen oder tatsächlich richtig ist, spielt in diesem Zusammenhang keine Rolle. Einzig die eigene Überzeugung in der Situation besser klarkommen zu können als andere, dient dem Wohlbefinden und kann bekräftigend wirken.
Dabei ist jedoch wichtig, dass bei dem Vergleich die anderen nicht schwach dargestellt werden, sondern die eigenen Stärken betont werden. „Die anderen sind nicht so gut vorbereitet wie ich! Ich habe schon ganz andere Situationen gemeistert als andere! Die anderen haben nicht so gute Voraussetzungen wie ich!“ Solche Sätze machen stark im Kopf! Hochleistungssportler profitieren von solchen Techniken.
VON JAN MAYER
Bildquelle: www.gettyimages.de, Jekaterina Nikitina
REGION




















































































   68   69   70   71   72