Page 58 - Spielfeld_Maerz_2019
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  Die meisten Menschen werden es kennen, manche erleben es häufiger, andere seltener: Ein schlechter, unruhiger Schlaf mit vielen Wachphasen kann den folgenden Tag vermiesen oder ihn gar zur Qual machen. Wer regelmäßig schlecht schläft, ist weniger resistent für Stress und anfälliger für Krankheiten. Im Umkehrschluss ist es somit logisch, dass die mit einem guten Schlaf gesegneten Fußballspieler ihre Leistungsfähigkeit wahrscheinlich besser ausschöpfen können als die Mitspieler, die sich nächtlich unruhig zwischen den Kissen rumwälzen. „Beim Ziel, die Schlafqualität zu verbessern, sind wir maximal von der Mitarbeit der Spieler abhängig, sei es bei den Profis oder den Spielern aus der TSG Akademie. Wir schreiben nichts vor, wir können daher immer nur sensibilisieren, dass der Schlaf eine wichtige Komponente für die Leistungsfähigkeit ist“, betont Härtel. Vor Saisonbeginn werden Informations- veranstaltungen abgehalten, um diesen wichtigen Ansatz im Bewusstsein der Spieler zu verankern. Der 44-Jährige erläutert den Spielern, wie wichtig eine erholsame Nacht ist. „Weniger als sieben bis neun Stunden zu schlafen, erhöht die Verlet- zungsanfälligkeit. Durch zu wenig Schlaf verschlechtert sich nicht nur die Regeneration, sondern auch die Wahrnehmung und die Handlungsschnelligkeit“, sagt der Sportwissenschaft- ler und warnt, dass sich anhaltende Schlafprobleme noch schlimmer auswirken können: „Die Folgen von Schlafmangel zeigen sich eher langfristig.“
Härtel vermittelt den Spielern anschaulich, dass die Erholungs- funktionen, die tagsüber nicht möglich sind, während der nächtlichen Ruhe geschehen. Der Körper braucht Ruhephasen, um auf vorangegangene Belastungen mit entsprechenden Regenerationsvorgängen zu reagieren. Je besser der Schlaf, destobesseristdieRegeneration.Über-
Tiefenentspannung in den 70ern: Gerd Müller in der Hängematte.
schauen – schon ist man wieder hellwach, denn das von den Geräten ausgesendete blaue Licht stört den Einschlafprozess massiv. „Smartphone oder Tablets sollten im Bett generell vermieden werden, auch wenn moderne Geräte über einen Blaulichtfilter verfügen. Das bekommen die Jugendlichen bei uns mit Nachdruck eingetrichtert“, sagte Härtel.
Wie die Empfehlungen dann umgesetzt werden, wird nicht überprüft. Schlaf ist schließlich eine der privatesten Sa- chen und die TSG will keinesfalls in den traumseligen Zei-
ten rumschnüffeln. Lediglich an der nächtigt ins nächste harte Training „Smartphone oder Tablets App-Auswertung lässt sich erkennen,
oder gar ins Spiel zu gehen, ist eine miserable Vorbereitung.
Dr. Härtel erteilt auch Ratschläge, wie
ein guter Schlaf „provoziert“ werden
kann. Diese Tipps kann jeder anwenden, sie sind natürlich nicht nur für Top-Sportler sinnvoll. Ein fester Tagesrhyth- mus mit einer festen „Zu-Bett-Geh-Zeit“, möglichst auch an freien Tagen, ist sehr hilfreich. „Schlaf vor Mitternacht ist optimal. Unsere Empfehlung lautet neun Stunden Schlaf. Vor dem Schlafen nicht mehr schwer essen, kurz vorher wenig Wasser trinken“, formuliert Härtel einige Tipps. Alkohol als „Einschlafmittel“ zu trinken, ist ein völlig falsches Mittel. Süße Riegel und stark gezuckertes Naschwerk sind abends noch mehr zu meiden als sonst. Aber der Hauptstörenfried für eine optimale Nachtruhe ist heutzutage eine intensive Smartphone-Nutzung vor dem Einschlafen. Nochmal schnell den Newsfeed auf Facebook checken, die Reaktionen auf den neuesten Instagram-Post studieren oder YouTube-Videos an-
wenn ein Spieler häufig mäßige bis mangelnde Schlafqualität angibt. Tritt zugleich ein Leistungsrückgang in den Trainingseinheiten und in den Spielen ein, der auf keine anderen Gründe zu-
rückzuführen ist, kann durch Gespräche und eine gezielte Schlafberatung Abhilfe geschaffen werden. Zudem ist der Schlaf bedarf sehr unterschiedlich, weil jeder Mensch einem individuellen Biorhythmus folgt. Manche Spieler geben an, sie würden am liebsten zehn Stunden schlafen, andere geben sich mit sieben zufrieden. Manche machen nachmittags gern mal ein „Nickerchen“, das von vielen Sportmedizinern emp- fohlen wird, andere kämen überhaupt nicht auf diese Idee. Grundsätzlich hätten Profifußballer einen guten Schlaf, wie kürzlich Nationalmannschaftsarzt Prof. Tim Meyer in einem Vortrag vor Experten erklärte. Aber fest stehe auch, dass Schlafen ein „unterschätzter Faktor“ im Leistungssport sei. Die TSG Hoffenheim hat sich dank Dr. Sascha Härtel diesem Problemfeld allerdings schon zugewandt.
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sollten im Bett generell vermieden werden.“ DR. SASCHA HÄRTEL





















































































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