Page 32 - Spielfeld_Februar_2019
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 „Der Einstieg war sehr schwierig, denn ich habe erst hier erfahren, dass in jedem Kader nur drei Nicht-EU-Ausländer erlaubt waren“, schildert Thier die Startphase. Über den Kontakt mit Joachim Leukel, Spielerberater von Anthony Yeboah, landete er bei Borussia Fulda. Ein Einzeltraining mit Gladbachs Ex-Torwart Uli Sude sollte entscheiden, ob er bleiben durfte. „Da sah ich das erste Mal Schnee“, erzählt Thier. Wie er auf dem rutschigen Boden bestehen sollte, war ihm schleierhaft. Doch er meisterte den Zwei-Tage-Test und erhielt einen Vertrag. Obwohl es gut lief in Fulda, wollte ihn der Spielervermittler nach einem halben Jahr nach Kiel schi- cken. Holstein geriet jedoch gleich in finanzielle Probleme, der Vermittler kümmerte sich nun nicht mehr um ihn. Thier kehrte nach drei Regionalligaspielen nach Hessen zurück, trainierte um sich fit zu halten in der 5. Liga beim SV Asbach, arbeitete in der Firma seines heutigen Schwagers und lernte an der Volkshochschule Deutsch, was ihm nicht schwer fiel. Zu Beginn der Saison 1995/96 erhielt er einen neuen Vertrag bei Borussia Fulda, blieb dort fünf Jahre und machte 110 Spiele in der Regionalliga.
Seinen fußballerischen Höhepunkt erlebte Thier erst im fort- geschrittenen Torwart-Alter bei Kickers Offenbach. Ab dem Jahr 2000 spielte er am Bieberer Berg noch acht Jahre, bestritt in der Regionalliga 164, in der Zweiten Liga 67 und im DFB-Pokal 10 Partien für die Kickers, ehe er mit 40 Jahren auf hörte. „Am Ende war ich doch stolz auf meine Profikarriere, auch wenn ich es nicht in die erste Liga geschafft habe. Deutschland ist ein Torwartland, da gab es damals für ausländische Keeper nicht viele Plätze.“ Zwischenzeitlich war er sogar einmal auf dem Sprung zum VfB Stuttgart, als dort ein zweiter Mann hinter Timo Hildebrand gesucht wurde. Ralf Rangnick wollte ihm zur deutschen Staatsbürgerschaft verhelfen, weil die erlaubten Ausländerplätze für die Feldspieler reserviert bleiben sollten. „Ich habe drei Tage mittrainiert, aber dann habe ich erfahren, dass es nicht klappt“, erinnert sich Thier. Aber Rangnick vergaß ihn nicht.
Als Kickers Offenbach 2008 in die Regionalliga Süd abstieg und parallel die TSG Hoffenheim – auch wegen eines 1:1 gegen die Kickers am vorletzten Spieltag – den Sprung in die Bundesliga schaffte, meldete sich Rangnick wieder bei Thier. Er suchte einen Torwarttrainer und einen Dolmetscher für Carlos Eduardo und Luiz Gustavo. Nach einem Probetraining während der Vorbereitung in Wiesensee bekam Thier einen Zweijahresvertrag. „Das war für mich eine tolle Chance“, sagte Thier. Zwei Jahre später fungierte er dann nur noch als Übersetzer, weil der Job mit inzwischen vier Brasilianern im Kader zu zeitraubend geworden war. Ab 2011 wurde der Südamerikaner dann zusätzlich Torwarttrainer beim U23- Team. Mit ihm erlebte er den Horror des Unfalls am Ende des Trainingslagers in Namibia.
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Zupackend: Offenbachs Torwart Cesar Thier fängt beim 1:1 gegen Hoffenheim am 33. Spieltag der Saison 07/08 den Ball vor Selim Teber. Offenbach stieg ab, die TSG auf. Wenig später begann Thier als Über- setzer und Torwarttrainer in Hoffenheim.






























































































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