Page 31 - Spielfeld_Februar_2019
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 Es war eine kleine Odyssee durch Deutschland, Fulda, Kiel, Offenbach und schließlich Hoffenheim. Er erlitt als Torwart sportliche Rück- schläge, beim furchtbaren Busunfall der U23 der TSG Hoffenheim
in Namibia im Februar 2012 wurde er schwer verletzt. Doch Cesar Thier sagt voller Überzeugung und mit einem Strahlen im Gesicht: „Ich bin sehr glücklich heute. Ich freue mich jeden Tag, wenn ich zum Trainings- zentrum nach Zuzenhausen komme.“ Bei der TSG Hoffenheim erfuhr er nach dem Unfall große Solidarität und umfassende Hilfe. „Der Verein hat sehr viel für mich getan. Ich werde der TSG immer dankbar sein“, sagt Thier. Heute ist er, nach fast zwei Jahren Rehabilitation wegen der Verletzung an der unteren Wirbelsäule, wieder gesund und bei den Profis als gute Seele im Einsatz, offizieller Titel: „Teammanagement & Player Service“. Im Betreuerstab der TSG übernimmt Cesar Thier die Überset- zungen für portugiesisch oder spanisch sprechende Profis – und hilft ihnen, in Deutschland mit den unbekannten Gepflogenheiten zurecht zu kommen. „Ich erkläre ihnen, was hier gang und gäbe ist, dass man pünktlich ist und wie die Sitten sind“, sagt Thier. Es ist praktische Lebens- hilfe. Und so bringt er den Südamerikanern etwa bei, welche deutschen Produkte sie im Supermarkt kaufen müssen, um ihre heimatlichen Ge- richte auch in Deutschland kochen zu können. Aber auch allen anderen Spielern hilft er bei Formalien wie Mietverträgen, Wohnungssuche und Amtsgeschäften. Seinen Landsmann Joelinton führte er so ein, als dieser 2015 ankam, seit dessen Rückkehr aus Wien im vorigen Sommer braucht „Joe“ keinen Dolmetscher mehr. Thier suchte aber für ihn eine Wohnung und assistiert ihm ab und an noch bei Interviews.
„Ich bin sehr glücklich heute. Ich freue mich jeden Tag, wenn ich zum Trainingszentrum nach Zuzenhausen komme.“
CESAR THIER
Cesar Thier weiß, wie schwer der Anfang sein kann, wenn man aus einem anderen Kulturkreis kommt. 1993 traf er in Deutschland ein. Angefangen hatte alles damit, dass Thier beim Training von Santa Cruz FC immer mal wieder ein Wort auf Deutsch gerufen hatte. Seine Eltern sprachen zu Hause untereinander deutsch, aufgewachsen ist er in einem Viertel deutscher Einwanderer. Cesar selbst sprach portugiesisch und hatte nur einige deutsche Brocken aufgeschnappt. Da er sie beim Training manch- mal zum Besten gab, glaubte sein Trainer wohl, dass Thier eine Fremd- sprache beherrschte. Eines Tages kam der Coach zu seinem Torwart und erklärte ihm, er könne ihn bei einem deutschen Klub unterbringen. „Das habe ich erst gar nicht ernst genommen, doch wenig später kam der Trainer wieder und sagte: ‚Mache deinen Reisepass fertig, wir fliegen nach Deutschland‘.“ So begann für den damals 25-Jährigen ein Aben- teuer, plötzlich und nicht geplant.
Profis
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