Page 52 - Spielfeld_September_2018
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 Demut und Bodenständigkeit gehören zur DNA des Klubs und werden auch in der U16 eingefordert. Allerdings hat Herdling auch Verständnis dafür, wenn es im Spiel mal etwas wilder zugeht – bis zu einem gewissen Maß: „Es geht um Sieg oder Niederlage, um Emotionen. Da macht man vor allem in dem Alter vielleicht auch mal Dinge, die nicht angebracht sind. Dann muss ich als Trainer auch sagen: Hier hast du den Bogen überspannt, das geht so nicht.“
Herdling hat die eingeforderten Tugenden als Profi immer vorgelebt. Der langjährige Publikumsliebling ist im Verein beliebt und geschätzt. Im Trainerjob stoßen Höflichkeit und innere Ruhe aber auch mal an die Grenzen, wie er lächelnd zugibt: „Ich versuche schon, auch als Trainer immer höf lich zu sein, das gehört sich in der Öffentlichkeit und am Seitenrand ja auch. Aber die Leute, die mich genauer kennen, wissen auch, dass ich ein sehr emotionaler Mensch bin und es auch mal
Bei den Hoffenheimer Fans genießt Kai Herdling nach wie vor höchste Anerkennung. Kein Wunder: Mehr als zwölf Jahre lang schnürte er die Fußball- schuhe für die TSG – und wurde so zur absoluten Identikationsfigur.
Phasen gibt, in denen ich mich nicht kontrollieren kann. Aber das ist ja das Schöne am Fußball: Er verursacht Emotionen und die darf man auch zeigen, solange sie im Rahmen bleiben.“
Herdling weiß, wovon er spricht. Seit dem Jahr 2002, als er erstmals zur TSG wechselte, ist er durch seine gewinnende Art auf und neben dem Platz zu einem Gesicht des Vereins und Sympathieträger geworden. Ein perfektes Vorbild für die Jugendspieler, die er trainiert. Und ein Mitarbeiter, der den Verein tief im Herzen trägt: Herdling und Hoffenheim – eine perfekte Symbiose: „Ich komme aus der Region, bin in Heidel- berg geboren und habe schon für die TSG gespielt, als die erste Mannschaft noch in der Regionalliga war. Damals wie heute ist es mir völlig bewusst, dass es ein absolutes Privileg ist, bei der TSG zu sein. Ich bin nun wirklich stolz und glücklich, dass ich die Chance bei der U16 bekommen habe und dem Verein und seinen Mitarbeitern einfach dankbar.“
KURIOSES TURNIER-AUS IN KOREA
Im August hat die U16 an einem internationalen Jugendtur- nier auf der südkoreanischen Insel Jeju teilgenommen – und schied auf ungewöhnliche Weise aus: Das erste Match gegen die Suwon Samsung Bluewings endete 4:4. „Da waren die Jungs noch im Jetlag und haben den Start völlig verschlafen. Kein Wunder, das Spiel war um 3 Uhr morgens unserer Zeit“, so Herdling. Nach einer 0:1-Niederlage gegen Betis Sevilla gewann Hoffenheim die abschließende Partie gegen die Japaner vom Yokohama FC 2:1 und wurde somit punkt- und torgleich mit Suwon, sodass das Los über Viertelfinale oder Turnierende entscheiden musste. „Das hätte ich mir auch nicht träumen lassen, dass ich vier Wochen nach meinem Dienstantritt als Cheftrainer die falsche Kugel ziehe und des- wegen ausscheide“, sagt Herdling lachend. „Losgelöst von den Ergebnissen ist es natürlich nicht optimal, in der Vorrunde auszuscheiden. Aber in Sachen Kultur und Bildung haben wir gute Erfahrungen gemacht und Dinge gesehen, die hängen bleiben.“ Auch, weil die Hoffenheimer auf der Rückreise noch einen neunstündigen Zwischenstopp in der chinesischen Millionenmetropole Schanghai einlegten.
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