Page 84 - Spielfeld_August_2018
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WAS PASSIERT BEIM MEDIZINCHECK?
„Medizincheck“ ist einer der am häufigsten gebrauchten Begriffe in der Sommerpause der Fußball-Bundesliga. Bei fast jedem Transfer hört man ihn, wenn die Spieler vor der Vertragsunterzeichnung auf ihre Gesundheit überprüft werden. Auch die schon unter Vertrag stehenden Profis müssen jedes Jahr durchgecheckt werden. Doch wie funktioniert ein Medizincheck eigentlich und was genau wird untersucht? SPIELFELD klärt mithilfe von TSG-Mannschaftsarzt Dr. Ralph Kern auf.
Gibt man das Wort „Medizincheck“ beim Internet-Such- dienst Google ein, erhält man in 0,36 Sekunden 424.000 Treffer. Es ist also ein bekannter und häufig verwendeter
Begriff – und doch wissen nur die wenigstens Menschen, was sich dahinter verbirgt. Besonders im Profi-Fußball wird das Wort häufig verwendet – und extrem häufig in den Transfer- perioden der Sommer- und Winterpause. So wurde auch in den vergangenen Wochen täglich über Medizinchecks berichtet, ohne die auf professionellem Niveau kein Transfer mehr zu Stande kommt. Dr. Ralph Kern, Mannschaftsarzt der TSG Hof- fenheim, ist Experte auf dem Gebiet und hat schon Hunderte Medizinchecks durchgeführt. Bevor er ins Detail geht, macht er klar: „Die Spieler werden komplett von Kopf bis Fuß unter- sucht.“ Doch damit ist natürlich noch längst nicht alles gesagt über den komplizierten Test, der in verschiedenen Stationen abläuft, um unterschiedlichste Bereiche zu überprüfen.
DIE VORBEREITUNG:
Bevor es richtig losgeht, werden erst einmal die persönlichen Angaben des Spielers notiert. Größe und Gewicht werden eingetragen, zudem werden der Blutdruck überprüft und die Verletzungshistorie notiert. Danach ist der Medizincheck in zwei Bereiche aufgeteilt:
TEIL 1: DIE INTERNISTISCHE UNTERSUCHUNG
Hier werden alle inneren Körperteile, speziell die Organe, auf ihre Funktionen getestet. Von der klassischen Blutabnahme bis hin zur langen Einheit auf dem (Stand-)Fahrrad (Ergometer), in der die Spieler
an ihre Leistungsgrenze gehen müssen, um die Körperfunktionen unter Maximalbelastung zu checken, ist alles dabei. Hauptaugenmerk der internistischen Untersuchung sind das Herz und die Nieren. Im Falle der TSG Hoffenheim werden diese Untersuchungen am Olympiastützpunkt in Heidelberg durchgeführt.
TEIL2: DER ORTHOPÄDISCHE PART
Im Anschluss werden von den TSG-Mannschaftsärzten Dr. Ralph Kern und Dr. Thomas Frölich vor allem jene Körperteile untersucht, die beim Fußballspielen in Mitleidenschaft gezogen werden können – wie zum Beispiel Knochen, Muskulatur und Sehnen. Bei Spielern, die eine lange Verletzungshistorie haben, wird die Belastbarkeit der in der Vergangenheit beschädigten Regionen nochmals speziell überprüft: die Funktionalität von Bändern und Gelenken, die Heilung vergangener Verletzungen sowie die Sauerstoffaufnahmefähigkeit. Eine bedeutende Rolle spielt auch der Impfpass eines Spielers, der sauber geführt und alle wichtigen Impfungen enthalten muss.
VORGABEN DURCH DEN DOSB UND DFL
Die Klubs können ihre Untersuchungen nicht einfach frei ge- stalten – der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) legt in seinen Regularien fest, wie ein Medizincheck bei einem Verein ablaufen muss. Auch die Deutsche Fußball Liga (DFL) schreibt in ihrer Lizenzordnung unter § 2.4, „dass die Sporttauglichkeit der Spieler nach einer vorgeschriebenen ärztlichen Untersuchung nachgewiesen werden muss. Dies muss jährlich zu Beginn eines neuen Spieljahrs sowie bei einem Transfer geschehen“.
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