Page 88 - Spielfeld_November_2017
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„Je näher der Anstoß rückt, desto leichter verdaulich sollen die Speisen sein. Mehr Gekochtes und weniger Rohes, dazu die Bal- laststoffe reduzieren, da sie schwer zu verdauen sind und viel Energie verbrauchen. Auch Salate sind vor der Belastung nicht mehr förderlich, da sie sehr säurehaltig sind. Man muss den Körper entlasten und nicht belasten“, sagt Grözinger und geht ins Detail: „Darum gibt es dann keine Klassiker der Vollwertküche wie Dinkel, Kraut oder Sonnenblumenkerne. Auch auf Fette sollte geachtet werden: Entzündungshemmende Fette wie Omega 3 sind empfehlenswert, entzündungsfördernde Fette wie Omega 6 dagegen nicht. Schonend gegartes Gemüse ist zudem sehr förderlich, es sorgt für eine gute Balance, auf viel Salz sollte verzichtet werden.“ Die Ernährung muss laut Grözinger auch auf die besondere Stresssituation abgestimmt werden: „Nach außen hin ist der Spieler nicht nervös, aber im Unterbewusst- sein ist man angespannt. Somit ist der Verdauungstrakt auf Leichtverdauliches angewiesen.“ Abseits der Zutaten kommt es auch auf die Zubereitung an: „Man muss gewisse Variation anbieten, für eine gewisse Farbenpracht am Buffet sorgen und das Essen schön zubereiten, damit die Athleten Appetit bekommen – auch auf gesunde Nahrung und eine Vielfalt an Vitaminen und Mineralien.“
Welche Bedeutung hat die Ernährung nach der Belastung?
Die Nahrungsaufnahme nach der Anstrengung ist für die Re- generation und den Energiespeicher entscheidend. Es ist daher wichtig, dass die Spieler in der ersten halben Stunde nach dem Wettkampf die Möglichkeit haben, neben den Eiweißshakes eine kohlenhydratreiche Mahlzeit zu sich zu nehmen, damit der Organismus sofort versorgt wird. „Da bietet sich Milchreis an, in Bulgarien gab es beispielsweise mit Geflügel, Reis, Ge- müse und Ei gefüllte Tortilla-Wraps. Die sind relativ einfach zubereitet und sehr effektiv“, sagt Grözinger.
Welche Speisen und Zutaten sind zwischen der Anstren- gung und dem Schlafengehen zu empfehlen?
Da es den Profis auf den beschwerlichen Reisen an nichts mangeln soll, werden sie auch nach der Ankunft im Hotel mit Essen versorgt. „Da das Spiel erst um 22 Uhr angepfiffen wurde und es kalt und windig war, habe ich darauf geachtet, dass die Spieler etwas essen, was den Organismus von innen wärmt. Es gab Gemüsesuppen mit wärmenden Gewürzen wie Curry, zudem ein Hühner-Apfelcurry. Das ist leicht verdaulich, man darf um die Uhrzeit keine blähenden Speisen mehr servieren, damit die Spieler gut schlafen können.
Man muss Sportlerernährung täglich neu managen und anpassen. Allgemein verwende ich viele Kräuter,
da sie den Stoffwechsel
anregen“, sagt Grözinger. Unterschiede gibt es aber nicht nur je nach Zeitpunkt und Standort – auch jede Sportart bringt veränderte Ansprüche mit sich, wie Grözinger lachend erklärt: „Was ich für den rund 45 Personen zählenden Tross der TSG Hoffenheim in Rasgrad abends an Pasta gekocht habe, schafft ein Radteam nach dem Rennen – zu neunt.“
„Ich habe die Auswirkungen der Nahrung auf die Leistung erkannt, mich intensiv damit auseinander- gesetzt und gemerkt: Da besteht noch erheblicher Bedarf.“
Wie fällt das Fazit des Trips nach Bulgarien aus?
Walter Grözinger absolvierte in Rasgrad eine kulinarische Prüfung: Frühstück, Mittagessen, Snacks, Abendessen und Nachspeise – wie die Sportarten beim Ironman folgten die Speisen für die TSG-Profis aufeinander. Für den Koch ist neben den Gerichten auch die Stimmung beim Essen wichtig: „Ich versuche den Spielern zu zeigen, dass ich da bin, damit es ihnen gut geht und an nichts fehlt. Ich habe selbst früher 25 Stunden pro Woche für den Wettkampf trainiert und weiß, was Druck, Reisestrapazen und Temperaturunterschiede bedeuten und verursachen können.“ Insgesamt war Grözinger zufrieden – und die Spieler auch. „Ich spreche viel mit ihnen, das Feedback ist mir enorm wichtig. Ich schaue ja auch immer, was ich beim nächsten Mal besser machen kann. Aber die Spieler freuen sich, wenn ich da bin, das ist schön zu spüren.“
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