Page 50 - Spielfeld_November_2017
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 DAS BLAUE WUNDER-TRIO
 Kein Fernsehsender kommt an ihnen vorbei. Jedes Jahr zur Faschingszeit sind drei blauhaarige TSG-Fans groß im Bild, wenn die Medien von den Heimspielen berichten. Wer sind die Damen, die unter den Perücken stecken? SPIELFELD traf sie auf ihren Stadion-Stammplätzen.
Die Kameras lieben sie. Und sie lieben die TSG. Wenn Doris Bock (64), Erika Gerhardt (64) und Ursel Hebert (65) zur Faschingszeit ihre blauen Perücken aufziehen,
rücken die Hauptakteure auf dem Rasen für einen kurzen Moment in den Hintergrund und die Objektive schwenken um. „Wir machen das jetzt
schon seit drei Jahren, aber
Kennengelernt haben sich die drei bereits vor 58 Jahren bei der Einschulung in ihrem Heimatort Neckarsteinach. Schon damals machten sie gemeinsame Verkleidungssache: „Wir waren alle Funkenmariechen. Doris und ich haben auch mal bei einem Umzug für unseren Fußballverein, die SpVgg Neckarsteinach,
diesen Februar waren wir
wirklich auf allen Kanälen“,
erzählt Bock. Die Begegnung
hätte passender nicht sein
können: Der 1. FSV Mainz
05 war zu Gast in der Arena.
Sie kann sich noch genau
erinnern, wie in einem Fernsehbeitrag zuerst Mainzer Fans im Bild waren und dann die drei TSG-Damen, begleitet vom Kommentar: „So feiert man Karneval in Mainz – und so in Hoffenheim.“ Am Ende feierten die Kraichgauer ausgiebiger, die TSG siegte 4:0.
Auch kommendes Jahr kicken die Mainzer wieder pünktlich zur fünften Jahreszeit (am Faschingssamstag) in der WIRSOL Rhein-Neckar-Arena. Eigentlich tragen die Kraichgauerinnen ihre blaue Haarpracht immer nur zu Heimspielen in der Zeit vor Rosenmontag, für SPIELFELD haben sie pünktlich zum 11.11., wenn um 11.11 Uhr im Rheinland der Karneval beginnt, eine Ausnahme gemacht und ihre Perücken samt blauem Glitzerhut schon mal auf ihren Stadion-Stammplätzen Probe getragen.
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„Wir machen das jetzt schon seit drei Jahren, aber diesen Februar waren wir wirklich auf allen Kanälen.“
DORIS BOCK
mitgemacht – schon damals in blau-weißen Klamotten“, sagt Hebert und lacht. Das Trio war unzertrennlich: „Wir haben nach der Schule immer alles zusammen un- ternommen. Ich kann mich an keinen einzigen Streit erinnern, nicht mal in der
Pubertät“, erzählt Gerhardt. 1977 zog sie zu ihrem Mann nach Meine bei Braunschweig und verlor ihre Freundinnen etwas aus den Augen. Trotzdem: „Bei jedem Kontakt war es so, als hätten wir uns erst gestern gesehen.“
Zu ihrer Silbernen Hochzeit lud Gerhardt 2005 auch ihre Kraichgauer Mädels ein, der Kontakt wurde wieder enger. Seit knapp zehn Jahren eint sie neben der tiefen Freundschaft die Liebe zur TSG 1899 Hoffenheim. Bock und Hebert besuchten schon zu Regionalliga-Zeiten das ein oder andere Heimspiel, Gerhardt packte das Fanfieber im Jahr 2007: „Wir hatten ein Haus in Zuzenhausen gekauft und bauten es nach und nach um, waren also immer mal wieder hier. Da bekam ich erstmal mit, was in der Region los war. Die Leute waren völlig närrisch. Wir saßen draußen auf Klappstühlen und hörten die Spielüber-














































































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