Page 52 - Spielfeld_November_2017
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Auch Hebert fand endgültig mit dem Bundesliga-Aufstieg zur TSG – wenngleich die Familie fußballerisch völlig anders gepolt ist: „Mein Ehemann ist KSC-Fan, mein Sohn für den VfB Stuttgart und mein Enkel hängt an Borussia Dortmund.“
Gerhardt war vor ihrer TSG-Zeit kein großer Fußballfan. Im Gegenteil: „Mein Vater, mein Bruder und mein Neffe waren alle Schiedsrichter und ich musste immer mit zu den Spielen. Ich habe es gehasst“, erinnert sie sich. Die ersten positiven Erfahrungen mit dem Sport machte sie in der Schule: „Damals wollte ein Schulfreund anbändeln, ich wollte aber nicht. Er hatte das 1860-München-Wappen auf seiner Schultasche, da gab mir mein Vater den Tipp: ‚Schreib‘ doch auf deine Tasche FC Bayern drauf, der spricht dich nie mehr an.‘ Genau so war’s.“ Von da an war sie Bayern-Sympathisantin.
2012 zog Gerhardt nach Zuzenhausen. Im Stadion wollte sie gern etwas näher an der Mittellinie sitzen und irgendwann waren tatsächlich Dauerkarten in der ersten Reihe in Block M frei. Zu Heberts Geburtstag schenkte ihr Gerhardt dann eine Dauerkarte, eine Reihe hinter ihr. Inzwischen sitzt das Trio nebeneinander, hat sogar zwei weitere angrenzende Plätze. Mit dabei sind meistens Gerhardts Nichte und Bocks
Enkeltochter. Wenn die drei wieder mal lautstark das Blaue vom Fußballhimmel jubeln, mahnen die schon mal: „Oma, das ist doch peinlich. Ihr schreit ja wie die Hyänen.“ Die Damen stört das herzlich wenig, sie stehen zu ihrem Verein: In der Zeit um den Nikolaustag tragen sie im Stadion blaue Zipfelmützen. Die Perücken entdeckte Bock vor einigen Jahren in einem Kauf haus und dachte sofort an die TSG und ihre Freundinnen.
Die Rückmeldungen waren enorm: „Es geht schon los, wenn wir ins Stadion kommen. Da fangen manche direkt an zu singen: ,Ihr habt die Haare schön!‘“ Die ersten Anrufe kom- men spätestens auf der Heimfahrt von den Perücken-Partien. Freunde sagen: „Ihr wart mal wieder im Fernsehen, schaut heut Abend die Sportschau“ oder fragen „Wann gebt ihr eure erste Autogrammstunde?“ Vielleicht werden sie auch am 10. Februar beim Duell gegen den, zumindest was die kostü- mierten Zuschauer angeht, übermächtigen Karnevalsgegner aus Mainz wieder ein Lieblingsfanmotiv der Kamerateams sein. Auch, wenn sie sich das eigentlich gar nicht so richtig erklären können. Gerhardt: „Hier sitzen ja auch noch ein paar andere Menschen in Blau. Aber irgendwas ist wohl doch besonders an uns alten Schachteln.“
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