Page 23 - Spielfeld_November_2017
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 Erfahrungen sind äußerst lehrreich. Otmar Rösch hat einige gesammelt – vor allen Dingen in seinem Berufsfeld. Davon zehrt der 56-Jährige, unvorbereitet treffen ihn Ereignisse
kaum einmal. „In jeder Saison gibt es Phasen, in denen es eini- ges zu tun gibt“, sagt Otmar Rösch. In der jetzigen Spielzeit, in der für die TSG mehr Spiele anstehen, ist es durchaus normal, dass in seiner ganz speziellen Trainingsgruppe etwas mehr los ist. Von Otmar Röschs Arbeit hängt es entscheidend ab, wie gut und wie schnell verletzte Profis der TSG Hoffenheim wieder einsatzfähig werden. „Momentan bin ich Reha- und Athletiktrainer, eigentlich beides, aber der Schwerpunkt liegt auf der Reha“, schildert er seine Tätigkeiten.
Schon seit 2009 arbeitet der aus Feldstetten von der Schwäbi- schen Alb stammende Coach für die TSG – in unterschied- lichsten Funktionen. Rösch war ebenso schon Assistent von Cheftrainer Markus Gisdol, mit dem er früher beim SSV Ulm
ein Gespann gebildet hat wie auch zwischenzeitlich Chefcoach der Hoffenheimer U23 in der Regionalliga, als einmal Gisdol und das andere Mal Frank Kramer zu den Profis wechselte. Aber Rösch bevorzugt die Rolle im Hintergrund: „Ich glaube, dass ich ein guter Co-Trainer bin. Ich mag es, einen engen Bezug zu den Spielern zu haben. Als Cheftrainer geht das nicht so gut.“
In der Tat: Otmar Rösch ist eine Vertrauensperson für die meisten TSG-Profis. Das ist besonders wichtig, weil die Spieler häufiger in einer Situation zu ihm kommen, die für sie kompliziert und manchmal auch schwer zu ertragen ist. Rösch wird zur Bezugsperson der Spieler. „Ich bekomme viel von der Psyche der Spieler mit. Ich spüre, wenn sie an sich selber zweifeln, weil es nicht so läuft, wie sie wollen. In diesen Fällen bin ich psychologisch gefordert“, sagt Rösch, der selbst Profi beim SSV Ulm war und an der Deutschen Sporthochschule in Köln vorher zum Diplom-Sportwissenschaftler ausgebildet wurde. Die Spieler schätzen sein Einfühlungsvermögen: „Klar versuche ich, mich so gut wie möglich in die Jungs reinzudenken.“ Reha für Kör- per und wenn nötig für die Seele, dafür wird „Otti“ geschätzt.
Auf dem Platz bereitet Rösch die Einheiten so vor, dass gezielt das Selbstvertrauen seiner verunsicherten „Patienten“ gestärkt wird. Kleine, regelmäßige Fortschritte und möglichst frühe fußballerische Inhalte sorgen für Motivation und positive Erlebnisse. Das beschleunigt den Heilungsprozess. Manchmal gehen die Gespräche natürlich auch über den Fußball hinaus. „Gelegentlich besprechen wir auch mal private Dinge oder Problemchen irgendwelcher Art. Aber das zählt dann als intern und bleibt immer unter uns. Privat ist privat.“
Individuelle Übungsprogramme
Rösch arbeitet im Hintergrund daran, dass die Sorgenkinder wieder fit werden. Sind Spieler schwerer verletzt, arbeiten sie zunächst im Reha-Zentrum unter Anleitung von Bernd Steinhoff und den Reha-Therapeuten. „Ich übernehme die Spieler nach Absprache mit unserer Reha, sobald sie die erste Reha-Phase überwunden haben. Wenn sie in der Lage sind, Laufeinheiten zu absolvieren, beginnt meine Aufgabe“, sagt Rösch. Da die Mitglieder seiner Gruppe verschiedene Verletzungen haben oder ihr Reha-Verlauf unterschiedlich schnell ist, muss Rösch manchmal mehrere individuelle Übungsprogramme gleichzeitig starten. Ein Bänderriss am Sprunggelenk ist eben etwas anderes als eine Kopfverletzung oder eine Beckenprellung. Rösch wird dann zum mehrfachen Special Personal Coach.
„Man muss sich reindenken in die Spieler. Was kann er machen, was nicht? Das hat oft auch mit der eigenen Fuß- ballerfahrung zu tun“, sagt Rösch. „Die Rückmeldung der Spieler ist sehr entscheidend für den Belastungsauf bau. Sie sollen ihr Körpergefühl noch besser entwickeln und daraus selbst mitentscheiden, was trainiert wird.“ Gerade diese Phase ist in der Rehabilitation recht sensibel. „Es geht darum, den Spielern nach der Verletzung langsam die Angst zu nehmen und Vertrauen in die eigene Leistungsfähigkeit zurückzugeben.“
Profis
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 SPIELFELD TSG HOFFENHEIM
Aufmerksamer Beobachter: Otmar Rösch achtet penibel auf die korrekte Durchführung seiner Übungen, damit jeder Spieler möglichst schnell wieder topfit wird.






















































































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