Page 73 - Spielfeld_Oktober_2017
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     Impressionen aus der Republik: TSG-Fan Fritz Odenwald auf Auswärtsfahrt, etwa nach Augsburg (o.l.) oder Gelsenkirchen (o.r.) – und bei einem der seltenen Stadionbesuche gemeinsam mit seiner Frau Christa (u.r.)
Fernsehen kennen. Der gelernte Schreiner kann sich noch lebendig an die Fußballwelt der 50er Jahre erinnern: „Eine völlig andere Zeit. Damit wir uns den Eintritt zu Spielen in Mannheim leisten konnten, haben wir Pfandflaschen gesammelt. Mit 50 Pfennig warst Du ein König.“ Zu der Zeit spielten drei Mannheimer Vereine in der Oberliga, der damals höchsten Klasse: VfR Mannheim, SV Waldhof Mannheim und der VfL Neckarau.
„Unsere Region war damals schon etwas verwöhnt. Neben Mannheim gab es noch das Südweststadion in Ludwigsha- fen mit einer Kapazität von bis zu 90.000 Menschen. Die Nationalmannschaft oder der 1. FC Kaiserslautern kickten dort öfter.“ Anfang der 50er fuhr er mit Freunden nach Lud- wigshafen zu einem Länderspiel. Es hatte die ganze Nacht geregnet, die Feuerwehr war mit Wasserschiebern auf dem Platz im Einsatz, „da haben wir halt mitgeholfen, damit das Spiel beginnen konnte“. Eine seiner ersten Auswärtsfahrten führte ihn nach Basel. Bei der Weltmeisterschaft 1954 reiste er zum Halbfinale Deutschland gegen Österreich. „Wir haben 6:1 gewonnen, wenn ich mich recht erinnere.“ 63 Jahre ist das her. Er täuscht sich nicht.
Heute ist Odenwald etwas komfortabler unterwegs. TSG-Fan- bus-Begleiter Thomas Zachler sammelt ihn vor Auswärtsspielen
in Neckargemünd an der Bundesstraße 45 mit dem Auto ein und setzt ihn dort nach den Busfahrten wieder ab. Wenn es nicht allzu spät wird, holt ihn seine Frau Christa dort ab, ansonsten stellt sie ihm das Auto bereit und er fährt die letzte Strecke selbst nach Hause. Das kann schon mal mitten in der Nacht sein. Trotz seines Alters ist das für ihn kein Problem. Im Gegenteil: „Der Fußball und die Reisen halten mich jung.“
Besonders gerne denkt er an das Pokalspiel 2008 in Dortmund zurück, zu dem gut 80 Busse voller TSG-Fans unterwegs waren: „Das hätte man fotografieren müssen: Wir sind mit drei Bussen auf der Autobahn nebeneinander gefahren. Und hinterher 70 andere. Fast hätte man meinen können, der Krieg wäre ausgebrochen“, sagt Odenwald und lacht. Die Stimmung in Dortmund sei außergewöhnlich. Vor dem Spiel hing
ein großer Vorhang vor der „Gelben Wand“: „Als die Spieler einliefen, fiel der Vorhang – und dann begann der Zirkus.“
Ob er ein Lieblingsstadion hat? „Im Prinzip alle, in die man bequem vom Busparkplatz aus reingehen kann: Mainz, Wolfsburg, Augsburg.“
Aber das tollste sei das Olym- piastadion in Berlin
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