Page 74 - Spielfeld_Oktober_2017
P. 74

 „Und wer weiß, wenn alles gut geht, bin ich vielleicht auch noch mit 100 dabei. Hoffentlich.“
FRITZ ODENWALD
  74
Ein Leben mit der TSG: Fritz Odenwald.
– „kein Beton, alles Naturstein“. Trotz der etlichen Spielstät- ten, die er gesehen hat, sieht er sich nicht als Groundhopper: „Ein Stadion besuchen, wenn kein Spiel ist? Mir geht’s um den Fußball.“ Durch ihn und insbesondere durch die TSG habe er Deutschland erst richtig kennengelernt. „Vorher wusste ich gar nicht, wie viele schöne Städte wir haben.“
Odenwald ist Gründungsmitglied des Fanclubs „1899 Globe- trotters“, deren Mitglieder seit der Gründung am 22. Februar 2013 in Bus 1 reisen. „Wir sind ein ganz toller Haufen, jung und alt“, schwärmt er. Er selbst ist der „Stammesälteste“. Immer wieder fragen ihn jüngere Fans nach Fußballgeschichten von früher. Heute sei so manches nicht mehr normal. Da gehe es oft um völlig übertriebene Summen.
„Wir hatten früher ein Talent bei Neckarsteinach, Lorenz Schmitt. Er hat beim VfR Mannheim gespielt. Da bekam man eine halbe Stelle in einem Industriebetrieb und 400 oder 500 D-Mark im Monat.“ Damals hätte eigentlich jeder Fußballer zwei Jobs gehabt. Auch die Spielweise und -qualität sei inzwischen eine völlig andere: „Die Auf bauarbeit und Jugendförderung greift – schlechte Spieler gibt es heute nicht mehr. Die sind alle gut.“ Einige dieser Spieler wüssten gar nicht, was so ein Fußballfan eigentlich alles auf bringen müsse, meint Oden- wald. Allein die Zeit und das Geld, die für Stadionbesuche draufgingen. „Ich kann es mir leisten. Und trotzdem nehme ich mir mein belegtes Brot mit auf die Fahrten.“
Seit 1996 ist Odenwald im Ruhestand. Seine Zeit nutzt er nicht nur für TSG-Spiele, sondern auch für andere Begegnungen in der Region. Man dürfe das nicht unterschätzen, auch in unteren Spielklassen gäbe es tolle und spannende Partien. „Ich picke mir die Rosinen raus, fahre zum Beispiel mal nach Bammental. Da ist man auch nach zwei Stunden wieder zu Hause.“ Daheim bei seiner Frau Christa. Sie selbst war schon dreimal mit dabei: München, Hamburg, Hoffenheim. Die 75-Jährige unterstützt die Leidenschaft ihres Mannes. „Ich
lasse ihn gerne mal alleine. Und ich kriege den Tag hier auch rum, keine Sorge.“ Sie sei froh, dass er mitfahren könne. „Er soll das so lange machen,
wie es geht. Aber irgendwann wird es halt
auch mal vorbei sein.“ „Jede Wurst hat ein Ende“, meint er nickend. „Aber
so lange es mir gut geht, werde
ich weitermachen. Und wer
weiß, wenn alles gut geht, bin ich vielleicht auch noch mit 100 dabei. Hoffentlich.“





















































































   72   73   74   75   76