Page 66 - Spielfeld_Juli_2017
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 MIT WEHENDEN FAHNEN FÜR DIE TSG
Martin und Monika Odenwald setzen mit ihrem blau-weißen Frachtschiff ein sichtbares Zeichen.
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S ie sind die wohl leidenschaftlichsten Fußballfans der deutschen Binnenschifffahrt: Martin und Monika Odenwald. Die meiste Zeit des Jahres schippert das
Paar mit ihrer 86 Meter langen „Schadeck“ durch deutsche Gewässer. Doch das Schiff ist weit mehr als ein Frachter, der Kies transportiert: In großen weißen Lettern prangt unterhalb des Steuerhauses die Aufschrift „TSG 1899 Hof- fenheim“, mittendrin das Wappen aus Aluminium. Den blau-weißen Anstrich verpasste der Kraichgau-Kapitän seinem Schiff bereits vor acht Jahren. Seither repräsentiert es mit wehenden Fahnen den Verein seines Herzens.
Gerade fahren die Odenwalds allerdings „oben ohne“, da die Flaggen spätestens nach einem halben Jahr im Wind völlig zerfleddert sind und das auf Dauer dann doch „ins Geld geht“. Zudem gebe es auch die richtige Größe nicht mehr. Dafür hängen am Fenster seiner „Brücke“ die Mini- atur-TSG-Trikots sämtlicher Bundesliga-Jahre. Eigentlich kommt der 51-Jährige aus Neckargemünd, seine Frau aus Eschelbach, doch Monika Odenwalds Vater ist gebürtiger Hoffenheimer, die TSG war bei ihr also schon immer präsent. Und, nachdem sich die beiden 1994 in einer Disco in Waibstadt kennenlernten, auch bei Schiffsführer Odenwald. Richtig angefixt wurden sie aber erst durch den Aufstieg in die Bundesliga. „Unsere ersten Spiele haben wir damals im Mannheimer Carl-Benz-Stadion gesehen. Das war schon toller Fußball“, erinnert sich Odenwald. Sie wurden Mitglieder und sicherten sich Dauerkarten.
Nach dem Aufstieg sei der „Hoffe-Hype“ allgegenwärtig gewesen, die ganze Region stand Kopf und war im Fuß- ballfieber. „Jedes Schaufenster war im Zeichen der TSG dekoriert, beim Getränkehändler gab es zu zwei Kisten Bier einen Hoffe-Ball und sogar in Mannheim jubelten uns Leute zu“, erzählt Odenwald. In der zweiten Saisonhälfte spielte die Mannschaft bekanntlich schwächer. „Plötzlich wurdest du mit einem Trikot in Sinsheim dumm angemacht. Das kann einfach nicht sein“, ärgert er sich noch heute. Im April 2009 verlor Hoffenheim dann gegen Hertha BSC, Odenwald war wütend – weniger auf die Leistung des Teams, sondern vielmehr auf die vermeintlichen Fans, die dem Verein in der ersten schwächeren Bundesliga-Phase schon den Rücken kehrten. Odenwald wurde es zu bunt: Mit Farbeimer und Pinsel setzte er sein blau-weißes Zeichen. Die anfänglichen Reaktionen auf diese offensichtliche
 



























































































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