Page 86 - Spielfeld_Januar_2017
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                                   Das entscheidende Spiel der WM 1950 im Maracana-Stadion in Rio de Janeiro: Uruguay schießt ein Tor zum sensationellen 2:1-Sieg gegen den hohen Favoriten Brasilien.
Beim 1:1-Ausgleich war genau zu erkennen, das Fußball aus dem Rugby hervorging: Torwart Fritz Baumgarten hatte den Ball in den Armen, als er vom Schweizer Kämpfer über die Torlinie gerempelt wurde. Kurioses geschah am 4. April 1909: Deutschland trat in Budapest gegen Ungarn (3:3) an und in Basel gegen die Schweiz (1:0). Zwei verschiedene Teams, einmal aus dem Norden, einmal aus dem Süden, holten am gleichen Tag das erste Remis und den ersten Sieg für den DFB.
Wann und wie fanden die ersten Weltmeisterschaften statt?
Gleich nach FIFA-Gründung 1904 sollte eine WM eingeführt werden, doch es dauerte 26 Jahre bis zum ersten Turnier. Als Olympiasieger von 1924 und 1928 wurde Uruguay mit der Ausrichtung der Weltmeisterschaft 1930 beauftragt. Das war mit einer langen Schiffsanreise für die europäischen Teams verbunden. Der DFB schickte keine Mannschaft wegen der hohen Kosten und weil die Spieler zu lange auf ihren Arbeitsstellen gefehlt hätten. 1934 bei der zweiten WM in Italien verzichtete Uruguay, der erste Weltmeister, wegen Streitigkeiten auf die Titelverteidigung. 1938 in Frankreich gewann erneut Italien. Wegen des zweiten Weltkriegs fielen die WM 1942, die in Deutschland stattfinden sollte, und die WM 1946 aus. 1950 traten 13 Mannschaften bei der WM in Brasilien an, darunter erstmals England, das sich vorher geweigert hatte. Erstmals gab es „Scheinwerferspiele“, wie die Partien unter Flutlicht genannt wurden. Das entschei- dende Spiel gewann sensationell Uruguay gegen den Favo- riten Brasilien, dessen Spieler teilweise verkleidet aus dem Maracana-Stadion flüchteten.
Wie wurde die WM zum gigantischen Sportereignis?
Bei den ersten fünf Weltmeisterschaften von 1930 bis 1950 waren die ausrichtenden Länder und die FIFA schon zufrieden, wenn überhaupt genug Länder teilnahmen. Bei sieben Endrundenturnieren von 1954 bis 1978 lag die Zahl
dann bei 16 Mannschaften, die sich auch qualifizieren mussten. Erst bei der WM 1954 in der Schweiz durfte wieder eine DFB-Mannschaft mitmachen. Der Gewinn des WM-Titels war neun Jahre nach dem Ende des Kriegs ein großer Triumph. Er machte das Land sehr stolz. Das „Wunder von Bern“ ging in die deutsche Geschichte ein. Ab der WM 1966 wurde Fußball zur Fernseh-Sportart, die eine explosionsartige Entwicklung einleitete, die noch andauert. Immer weiter wurden die WM-Turniere ausgeweitet, von 24 Teams (1982 bis 1994) auf 32 Teams (1998 bis 2018). Vielleicht schon 2022 wird der Plan von FIFA-Präsident Gianni Infantino umgesetzt, dass 40 oder sogar 48 Mannschaften die WM bestreiten. Fußball scheint keine Grenzen zu kennen.
Es ist geschafft! Abgekämpft sehen die Weltmeister von 1954 - Sepp Herberger, Fritz Walter und Toni Turek (von links) - nach dem „Wun- der von Bern“ aus. Walter hält den damaligen Pokal (Coupe Jules Rimet) für den WM-Sieger in der Hand.
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