Page 85 - Spielfeld_Januar_2017
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                  die Übungen wenig mit dem heutigen Kunstturnen zu tun hatten. Aber wie in England ließen sich viele junge Männer und ihre Lehrer nicht beeindrucken von den Anfeindungen und den Strafen, die sie für das Fußballspielen bekamen. Im Kinofilm „Der ganz große Traum“ von 2011 spielt Daniel Brühl den Braunschweiger Lehrer Konrad Koch, der 1874 Fußball in Deutschland einführte. Aber es gibt auch Berichte, dass woanders noch frü- her Fußball gespielt wurde. Meist waren Briten daran beteiligt, die das Spiel in verschiedene deutsche Regionen brachten. Und dann war auch in Deutschland der Fußball nicht aufzuhalten. Er galt als modern, die bunten Trikots, Hosen und Strümpfe fanden junge Männer viel cooler als die braunen oder grauen Einteiler anderer Sportarten.
Wie verbreitete sich Fußball in der Welt?
Den Vereinten Nationen – UN abgekürzt – gehören 193 Staaten an, dem Fußball- weltverband FIFA aber 211 Verbände. Dass die FIFA um 18 Länder größer ist, liegt daran, dass es Staaten gibt, zu denen nach dem Fußballverständnis mehrere Länder angehören – wie Großbritannien mit England, Schottland, Nordirland und Wales. 1872 gründeten englische Seeleute in der französischen Hafenstadt Le Havre einen Fußball-Klub. 1875 begann es in den Niederlanden, in die Schweiz brachten englischen Internatsschüler das Spiel. England war damals eine Großmacht mit Handelsverbindungen in alle Welt. Britische Seeleute trugen Fußball nach Brasilien und Argentinien, wo er begeistert aufgenommen wurde. Schon 1895 wurde Flamengo Rio de Janeiro gegründet, der älteste Verein Brasiliens. Im gleichen Jahr entstand der argentinische Fußball-Ver- band. Keine andere Sportart hat sich jemals so rasend schnell verbreitet wie Fußball. Aber die Grundregel ist ja auch so einfach: Das Runde muss ins Eckige.
In Leipzig weist diese Steintafel auf die Gründung des Deutschen Fußball-Bundes hin. Darüber ein Fußballstiefel, wie er noch in den 1950er Jahren getragen wurde.
Wann wurden ersten Vereine gegründet?
Der älteste Fußball-Verein der Welt ist der FC Sheffield, der am 24. Oktober 1857 gegründet wurde. Nicht eindeutig festzustellen ist, wer der erste deutsche Fußball-Klub war. Es heißt, in Hannover wäre der erste 1875 entstanden, woanders steht der FC Bremen von 1880 wäre der erste. Andere Historiker nennen den Ber- liner Fußball-Club Germania 1888. Aus Baden ist es nachweislich der Karlsruher FV 1891, dem sich wenig später der schon 1889 gegründete International FC Karlsru- he anschloss. Viele Fußball-Klubs ließen sich wohl nicht als Vereine registrieren. Die Fußball-Klubs wie der TSV München 1860 oder auch die TSG 1899 Hoffen- heim haben diese Jahreszahlen wegen der Gründungen ihrer Turnabteilungen.
Wann gab es die ersten Verbände?
Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) wurde 1900 in Leipzig ins Leben gerufen wurde. 36 Männer, die 86 Vereine vertraten, waren dabei. 1904 war der DFB auf 194 Vereine mit 9.317 Mitgliedern ange- wachsen. Im Mai 1904 gründeten die Fußball-Verbände aus Frankreich, Belgien, Spanien, Schweiz, Dänemark und den Niederlanden die FIFA, wobei Spanien durch den FC Madrid vertreten wurde. Die Engländer machten nicht mit, weil sie meinten, der Fußball würde ihnen allein gehören. Der DFB fehlte in Paris, entschied sich aber noch am gleichen Tag, der FIFA beizutreten. Heute ist der DFB mit 6.969.464 Menschen in 25.075 Klubs der größte Sportfachverband für eine einzelne Sportart weltweit.
Wann begannen die Länderspiele?
Schottland gegen England – das war 1872 in Glasgow das erste Fußball-Länder- spiel. Es endete 0:0. Deutschland bestritt das erste Länderspiel erst am 5. April 1908, acht Jahre nach DFB-Gründung. Das erste von bis heute 923 Länderspielen wurde in Basel gegen die Schweiz 3:5 verloren.
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   SPIELFELD TSG 1899 HOFFENHEIM
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