Page 50 - Spielfeld_Januar_2017
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                 Die Fahrt durch den für Pfannenstiel „gefährlichsten Ort des Landes“ dauert einige Minuten, bis inmitten der Wellblech- wüste eine Oase erscheint. Umzäunt von Stacheldraht, und dennoch voller Farbe, Zuneigung, Leben. „Home of Hope“ steht vor dem Eingangstor des Johanniterheims Khoabeb. Hinter der sperrzonenähnlichen Verriegelung liegt ein klei- nes Paradies. Aus alten Reifen und weiteren Recycling-Ma- terialien wurden Wippen, Schaukeln und Klettergerüste gebaut. Hübsch und farbenfroh verziert stechen sie heraus aus der quadratkilometerlangen Monotonie der schlichten Aluminiumhütten. Mehr als 100 Kinder zwischen sieben und zwölf Jahren genießen die Abwechslung, feste Dächer, medizinische Versorgung und – besonders wichtig – die Möglichkeit zur Schulbildung. Sie erlernen aber auch soziale Kompetenzen. Die größeren Kleinen halten die ganz kleinen Jungen schützend an den Händen, passen auf, dass auch sie von den mitgebrachten Nahrungsmitteln etwas abbekommen und helfen ihnen fürsorglich auf die Spielgeräte. An einem Ort, an dem die größte Aufgabe der Erwachsenen das eigene Überleben ist, wird hier Nächstenliebe und Zusammenhalt gelehrt und die Kinder greifen dies auf, geben sich gegenseitig Wärme und Zuneigung.
Im Jahr 1987 wurde das Heim eröffnet, seit 2014 unterstützt die TSG im Rahmen ihres Förderprojekts „Gee Om“ (siehe Kasten) das „Haus der Hoffnung“. „Wir benötigen die Hilfe von außen, für die Kinder hier gibt es sonst kaum eine Pers- pektive“, sagt Marianne Sack, die Leiterin des Heims. Dass dennoch nicht alle betreuten Kinder vor einer sorgenfreien Zukunft stehen, ist ihr klar: „Wenn wir jedem zehnten Kind hier eine Chance auf ein besseres Leben bieten können, haben wir viel erreicht. Wir haben aber auch schon einen Architekten, einen Ingenieur und zwei Ärzte hervorgebracht.“ Geschichten wie diese bestätigen Kristian Baumgärtner im Glauben an den enormen Effekt der Hoffenheimer Initiative: „Man sieht und spürt, wie sinnvoll unser Geld angelegt ist und wie nachhaltig das Projekt ist.“
Wie das Leben der meisten ohne Hilfe verlaufen würde, ist außerhalb des Zauns zu erkennen. Großfamilien wohnen in kleinen Hütten. Kein fließendes Wasser, keine Sanitäranla- gen, kaum Nahrung, kaum Kleidung. Die Menschen tragen dreckige, zerfetzte und oft auch übel riechende Klamotten. Im Gegensatz zu ihnen wirken die Kinder im Johanniterheim rausgeputzt wie europäische Schüler in ihren Schulunifor- men – obwohl auch sie meist nur zwei verschiedene T-Shirts besitzen. Zurück in Windhoek wird abermals deutlich, welch ein Luxus die Auswahl zwischen verschiedenen Kleidungs- stücken hier schon bedeuten kann.
Windhoek, Okahandja Park, Suppenküche. Auf dem Gelände des „Hand in Hand for Africa e. V.“ werden die Kinder des umliegenden Townships ebenfalls mit Nahrungsmitteln versorgt – sie verbringen die meiste Zeit aber zu Hause. Der Unterschied zur Vollversorgung im Johanniterheim ist nicht zu übersehen: Vom Leben vernachlässigt wirken sie in ihren löchrigen Klamotten und verstaubten Gesichtern. Mit großen, fröhlichen Augen blicken sie auf die vom TSG-Tross mitgebrachten Nahrungsmittel und stürzen sich sofort auf ein paar Orangen, die Pfannenstiel an jedes Kind verteilt. Der
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