Page 51 - Spielfeld_Januar_2017
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                 Verein
 Hunger ist so groß, dass manche die Orangen wie Äpfel essen: mit Schale, ohne, dass etwas übrig bleibt.
Peter Görlich ist die Betroffenheit an- zumerken; er hilft, erklärt. Der TSG-Ge- schäftsführer nimmt sich eine Orange, öffnet sie langsam und zeigt den Kindern, wie man sie am besten isst. Einem klei- nen Jungen bindet er die Schnürsenkel. Berührungsängste hat der Vater von zwei Kindern keine. Eine wichtige Eigenschaft in einem Land, in dem ein Lächeln, eine Umarmung für Kinder mehr wert sein kann, als all die Luxusgüter für die Altersgenossen in Europa. „Man bekommt unglaubliche Einblicke und kann mit einfachsten Mittel sehr viel Freude bereiten. Das ist Ansporn und Verpf lichtung zugleich“, sagt Görlich, als er die mitgebrachten Lebensmittel vom LKW in die Suppenküche trägt.
Während die meisten Kinder gebannt auf die Kartons, Flaschen und Klamotten bli- cken und selbst mit anpacken, beobachtet ein Junge das Geschehen eher aus der Ferne. Er wartet im Schatten, mittragen kann er ohnehin nicht: Seine rechte Hand ist besetzt. Sie umklammert eine Medaille, die unübersehbar an einem grünen Band um seinen Hals hängt. „Best Player, best Player“ ruft er stolz, zeigt auf die silberne Auszeichnung und imitiert einen Torschuss. Er trägt sie immer am Körper, Tag und Nacht.
Die Medaille erfüllt ihn mit Stolz, lässt ihn an eine große Zukunft und an einen Ausweg aus der Armut glauben. Sie verleiht ihm Hoffnung und macht ihn so – noch viel mehr als die Auszeich- nung zum besten Spieler – zu einem Gewinner unter den Kindern Namibias.
IM EINSATZ FÜR DIE UMWELT
 Im Vorjahr stellte die TSG Hoffenheim das zunächst auf drei Jahre angelegte Projekt „TSG 1899 Gee Om – Future for the Youth“ auf die Beine. Der Name ist Programm: „Gee Om“ stammt aus der Bantu-Sprache OshiWambo und bedeutet sinngemäß: „sich kümmern“. Gemeinsam mit dem von Lutz Pfannenstiel gegründeten „Global United FC“ unterstützt die TSG mit „Gee Om“ soziale Projekte, engagiert sich für Umwelt- und Klimaschutz, einen bewussten Umgang mit Rohstoffen sowie für die Schwerpunktthemen Bildung und Ernährung. Global United ist vor allem durch die von Pfannenstiel organisierten Climate Kicks sehr aktiv, bei denen frühere Fußballstars für den guten Zweck gegeneinander antreten und die Öffentlichkeit auf weltweite Probleme aufmerksam machen.
In Namibia besuchte die Delegation der TSG mehrere durch „Gee Om“ unterstützte Projekte, unter anderem auch die für ihr Umweltengagement bereits mehrfach ausge- zeichnete Dagbreek School in Windhoek. Eine Schule für lern- und körperbehinderte Kinder, an der sich die Schüler in mehreren Projekten aktiv um Umweltschutz und Recycling bemühen. Mit Erfolg: Zuletzt gewann die Schule einen mit 5.000 Euro dotierten Recycling-Preis. Das Engagement ist wichtig, die Jüngsten müssen lernen, dass Rohstoffe begrenzt und der Schutz der Umwelt wichtig sind. „Was die Natur angeht, leben wir hier noch in einem Paradies, und das sage ich mit Stolz. Aber das gilt es zu schützen“, sagt Gee Om-Mitstreiter Wolfgang Schenk, der in Namibia aktiv für den Klimaschutz eintritt und die Schule regelmäßig besucht.
Neben Gartenprojekten an Schulen, Wildkatzenprojekten im Norden des Landes gehört das soziale Engagement in Kinderheimen und Townships zu den schwer- punktmäßigen Hilfsaktionen. Für Rainer Hahn, Geschäftsführer des „Global United FC“, steht bei allen Dingen die Nachhaltigkeit im Vordergrund. „Es bringt uns nichts, irgendwo einmal hinzufahren, ein paar Spenden abzugeben, und die Menschen dann wieder allein zu lassen. Wir müssen Dinge aufbauen, das braucht Zeit und Engage- ment. Man muss sich auskennen, vor Ort sein und die Probleme und Bedürfnisse der Menschen verstehen, anstatt ihnen von außen etwas aufzuzwingen.“ Das gilt auch für den Klimaschutz: „Wenn wir die Kinder einmal im Jahr bei einer großen Aktion Plastik sammeln lassen, hat das kaum einen Effekt. Wir möchten, dass sie den Sinn dahinter verstehen und ihren Mitmenschen erklären, warum unsere Umwelt so wichtig ist. Nur so kann man nachhaltige Effekte erzielen“, sagt der 50-Jährige. Die TSG Hoffenheim ist für den gebürtigen Landshuter ein perfekter Partner. Denn Hahn weiß um die besondere Kraft des Sports: „Die Plattform Fußball öffnet weltweit Türen.“
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 SPIELFELD TSG 1899 HOFFENHEIM
























































































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