Page 48 - Spielfeld_Dezember_2016
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                Und als er unter anhaltendem Gezeter dann doch zum Fuß- ball durfte, nannten die Teamkollegen den kleinen, mageren Stürmer in Erinnerung an Nationalspieler Uwe Seeler immer ‚Pudding-Uwe‘. „Weil ich ständig umgefallen bin.“ Es hielt ihn nicht davon ab, mit der TSG später bis in die Landesliga aufzusteigen. Mit 37 Jahren. An seiner Seite, als kongenialer Offensivpartner – sein zehn Jahre jüngerer Bruder Achim; ebenso wie er einst Turner bei der TSG.
So schließen sich Kreise; vom Vater Hopp zum Sohn, aber auch für die Heinleins, wo Achim bis zum Jahr 1999 mit 33 Jahren in der 1. Mannschaft spielte; so lange, bis sein eigener Bruder beim Spiel im Dietmar-Hopp-Stadion seinen Namen in der Aufstellung verlas. So ist die TSG-Geschichte der Brüder immer auch aufs Engste verknüpft; und wenn Horst Heinlein heute die Ansagen macht oder bei den Spielen
der Hoffenheimer Profis die Bundesli- ga-Ergebnisse verkündet, steht Achim, der Schiedsrichterbetreuer, unten am Spielfeldrand. Er kümmert sich um die Unparteiischen mit der klaren Maßgabe: „Die Schiedsrichter sollen sich hier wohl fühlen und gerne nach Hoffenheim kommen. Egal, ob sie auch mal einen Fehler gemacht haben.“ Er
kümmert sich um das Wohl der Referees, egal ob es um Aus- rüstung, Transport oder Essen geht. Und wenn der frühere FIFA-Schiedsrichter Knut Kircher ihm anlässlich seines letzten Spiels in der Sinsheimer Arena einen handgeschriebenen Brief und ein paar Spezialitäten aus der schwäbischen Heimat da lässt, dann weiß Achim Heinlein, dass sich die ganze Mühe lohnt. „Das ist mir Anerkennung genug. Da geht mir das Herz auf.“ Da bleibt kein Zweifel, ob es richtig ist; die ganze Zeit, der ganze Aufwand. Sie alle wissen es.
Wenn das Wochenende naht, wenn die TSG, wenn das Diet- mar-Hopp-Stadion ruft, dann schaut Leni Heinlein ihren Gatten nur milde an und sagt: „Horst, nimm am besten dein Bett mit hoch auf den Berg.“ Ihren Mann gibt es nur im Ge- samtpaket. Mit der ganzen Familie. Mit der TSG. Sie haben es sich vielleicht nicht ausgesucht. Aber sie haben es auch nie anders gewollt. Leni weiß, dass sie keine Wahl hat.
Achim Heinlein war, so viel brüderliches
Lob ist selbstverständlich, der beste Kicker
der Familie. Der heute 50-Jährige spielte in
der badischen Landesauswahl, gemeinsam
übrigens mit dem späteren Weltmeister
Jürgen Kohler oder auch Maurizio Gaudino;
eine Verletzung verhinderte womöglich
die größere Fußballer-Karriere. Seine Brüder sorgten schließ- lich dafür, dass Achim Heinlein 1986 nach drei Jahren quasi im Sinsheimer Exil zurück zur TSG kam, den dramatischen Abstieg erlebte – und den Aufschwung unter Mithilfe von Mäzen Dietmar Hopp, der auch Neuzugänge wie Erwin Rupp möglich machte. „Das war ein absolutes Schlüsselerlebnis“, sagt Achim Heinlein. „Erwin Rupp war hier eine absolute Größe in der Region, den haben wir verehrt. Und dann kommst du an einem Abend zum Training und er sitzt in der Kabine plötzlich einfach neben dir. Das war Wahnsinn.“ Es sind diese Dinge, die im Gedächtnis bleiben – wie jener Moment, als die TSG den langjährigen Rivalen FC Zuzenhausen überflügelte, in einem Pokalspiel gar mit 7:4 besiegte: mit dem vierfachen Torschützen Achim Heinlein. „Danach kam Präsident Peter Hofmann zu mir und fragte, ob ich einem Jungen mein Trikot schenken könnte.“ Der kleine Bub empfand aufrichtige, kindliche Freude. Achim Heinlein war gerührt. Der Junge hieß Daniel Hopp.
„Der Dank ist mir Anerkennung genug. Da geht mir das Herz auf.“
ACHIM HEINLEIN
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UNSERE AMATEURE. ECHTE PROFIS. DANKE ANS EHRENAMT 2016
Der Spitzenfußball bedankt sich auch in diesem Jahr bei den vielen Menschen, die sich ehrenamtlich in den mehr als 25.000 Amateurfußballvereinen engagieren. Ohne sie blie- ben Plätze ungekreidet und Trikots ungewaschen. Bereits zum 17. Mal würdigen der Deutsche Fußball-Bund und die Deutsche Fußball-Liga (DFL) gemeinsam ehrenamtliches Engagement und sagen herzlich „Danke“! Die Maßnahmen finden rund um den „Internationalen Tag des Ehrenamtes“ statt – beim Heimspiel der TSG gegen den 1. FC Köln wird das Ehrenamt gewürdigt.
Bundesweit finden jedes Wochenende über 80.000 organi- sierte Spiele statt. Zu selten fragt man sich, wie dies Woche für Woche funktioniert. Alles selbstverständlich? Mitnichten! In den Fußballvereinen bekleiden knapp 400.000 Menschen eine ehrenamtliche Position, weitere 1,3 Millionen freiwillig engagierte Helfer kommen dazu. Ohne sie könnte kein Spiel stattfinden, kein Verein funktionieren.
Demografische und gesellschaftliche Veränderungen stellen auch den Fußball vor neue Aufgaben. Gerade die Schlüssel- positionen in den Klubs verlangen anspruchsvolle Kompeten- zen und Qualifikationen. Immer wieder neue Ehrenamtliche zu gewinnen, den Aufgaben entsprechend zu qualifizieren und anschließend langfristig zu binden – darin besteht für Sportvereine zumeist eine besondere Herausforderung. Die Wichtigkeit der Ehrenamtsförderung ist längst erkannt. Vor allem junge engagierte Menschen müssen verstärkt unterstützt und gefördert werden. Denn sie sind die Zukunft unserer Fußballvereine.
Wir schließen uns heute also an und sagen gemeinsam
„DANKE“!
Der DFB hat bereits zahlreiche Angebote und Möglichkeiten zur Anerkennung geschaffen. Mehr Infos unter: www.dfb.de/vereinsmitarbeiter












































































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