Page 46 - Spielfeld_Dezember_2016
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                  „Es macht mich stolz, dass wir bei uns in Hoffenheim Bundesliga sehen können.“
HORST HEINLEIN
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So sieht Willi Heinlein es; so sehen es auch seine Brüder. Was machen, sich engagieren, anpacken – das ist ihnen von ihren Eltern mitgegeben worden. Eine Art Ehrenamts-Gen. „Nur so kann ein Verein funktionieren“, sagt Willi Heinlein, dessen Frau Andrea in seiner Amtszeit nebenher das Klubhaus bewirtschaftete und am Donnerstag immer dort kochte. Denn ohne sie, die Frauen, ging es nicht. Nicht ohne ihre Hilfe, erst recht nicht ohne ihren Langmut, ihre Bereitschaft zum Verzicht. „Ich kann ihr nicht genug danken“, sagt Willi Heinlein über seine Gattin – und bei Horst Heinlein ist die Hymne auf seine Frau Leni ebenso ausgeprägt wie der Dank von Achim an Ehefrau Karin. Die drei Damen, keine Frage, haben diese ungewöhnliche Geschichte erst möglich gemacht.
Und das alles neben der beruf lichen Belastung. Willi und Achim haben die Firma des Vaters weiter geführt, Horst war nach seiner Ausbildung zum Einzelhan- delskaufmann seit 1971 beim Elektronikunternehmen Phora GmbH (u.a. ProMarkt) beschäftigt, zuletzt als Betriebsratsvorsitzender für rund 4.500 Mitarbeiter. Er weiß, wie es ist, Leute zusammenzubringen, hinter einer Idee zu versammeln, sie zu begeistern. Horst Heinlein ist ein geübter Anekdotenerzähler; wie jene, als ihm der FC-Bayern-Boss Uli Hoeneß mit großer Geste vorgestellt werden sollte. „Dabei kannte ich den ja längst“, erzählt Heinlein geheimnisvoll. „Ich habe nur gesagt: Mensch Uli, kennst du mich noch: Ich hab’ doch in den Siebziger Jahren bei dir in Mün- chen die Lautsprecher am Swimmingpool eingebaut.“
Da hat Hoeneß gelacht. „Der wusste genau, dass wir anschließend noch was trinken waren.“ Berührungs- ängste sind ihm weitgehend fremd; die Offenheit, das Kommunikative ist sein Kapital.
So geht er auch seinen Job als Stadionsprecher bei der U23 und U19 an; schon unter der Woche setzt er sich mit dem Kader des kommenden Gegners auseinander, übt im Zweifel die Aussprache komplizierter Namen und baut ansonsten – auch im Wechselspiel mit renitenten Fans – auf amüsante Deeskalation. Als die Offenbacher Fans einst ihre Pyrotechnik abbrannten, mahnte Heinlein spitzzüngig: „Meine lieben Freunde, hebt euch das auf bis Silvester. Da braucht ihr es dringend.“ Danach war Ruhe. Unzählige Geschichten und Begegnungen haben ihn geprägt, mit der ersten Mannschaft, seit 2009 vor allem auch mit der U23 oder den U19-Junioren. Er hat sie alle hautnah erlebt; Julian Nagelsmann, Niklas Süle, Nadiem Amiri. „Die Jungs sind mir ans Herz gewachsen.“
Den Hoffenheimer Weg, den eigenen Nachwuchs intensiv zu fördern, hat auch Bruder Willi aus nächster Nähe beschritten. Inzwischen sitzt der frü- here Klubchef als Betreuer der U23 auf der Bank. „Als eine Art Vater der Kompanie“, sagt Willi Heinlein. „Früher war ich ein bekloppter Fußballer, heut bin ich ein bekloppter Funktionär.“ Überspitzt gesagt: Ein Leben ohne Fußball ist denkbar, aber sinnlos. Dabei hatte der Arzt dem kleinen Willi einst verboten, überhaupt mit dem Fußball anzufangen – er sei zu schmächtig. Er ging zur TSG-Turnabteilung.
Ein Leben für den Klub: Stadionsprecher Horst Heinlein trägt seinen Mitgliedsausweis mit der Nummer 139 stets im Portemonnaie.


























































































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