Page 69 - Spielfeld_November_2016
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                 DIETMAR HOPP PLÄDIERT FÜR MEHR SOZIALES ENGAGEMENT DER KLUBS
Es ist ein spannendes, lehrreiches, auch ein außerge- wöhnliches Buch: „Gesellschaftsspielchen“ heißt das Werk, das der renommierte Journalist Ronny Blaschke vor wenigen Wochen veröffentlicht hat. Der gebürtige Rostocker hat sich einen Namen gemacht als jemand, der vermeintliche Außenseiter-Themen beleuchtet, intensiv recherchiert – und spannend zu Papier bringt. Der 35-Jährige betrachtet den Fußball dabei weniger als Teil der Unterhaltungsindustrie, sondern stellt ihn stets in seinen gesellschaftlichen Kontext. Schon im Jahr 2008 hatte Blaschke mit dem Buch „Versteckspieler“ über den schwulen Fußballer Marcus Urban die Debatte über Homophobie im Fußball eingeleitet. Seine Recherchen über Neonazis im deutschen Fußball brachten ihm den Julius-Hirsch-Ehrenpreis ein.
Ronny Blaschke:
Gesellschaftsspielchen, 288 Seiten, Verlag Die Werkstatt, Paperback, 16,90 Euro
Mit „Gesellschaftsspielchen“ hat Blaschke nun ein knapp 300 Seiten starkes Werk veröffentlicht, das zum Nachdenken anregt. Es geht, wie bereits der Untertitel verrät, um den „Fußball zwischen Hilfsbereitschaft und Heuchelei“. Es geht um Politik und Umwelt, um Nach- haltigkeit und Verantwortung, und auch über die Rolle der Medien – mit dem vielsagenden Titel „Die Zwänge der Fassadenmaler“. Im Buch finden sich Interviews mit DFL-Präsident Reinhard Rauball, den früheren National- spielern Per Mertesacker sowie Thomas Hitzlsperger – und mit TSG-Gesellschafter Dietmar Hopp. Mit ihm hat sich Blaschke über die soziale Rolle von Bundesligaklubs, die moralische Pflicht von Wohlhabenden und fehlende Regeln im Fußballgeschäft unterhalten. Es wurde ein Gespräch, das auch Blaschke faszinierte – weil er den Menschen und Stifter Dietmar Hopp kennen lernte und nicht dessen vermeintliches Image in manchen Fan-Kreisen. Hopp setze „den Sport wie nur wenige Fußballvertreter in eine kritische Beziehung zu Wirtschaft und Zivilgesellschaft“, lobt Blaschke. Dietmar Hopp macht dabei einen geradezu revolutionären Vorschlag: Er wirbt dafür, dass die Deutsche Fußball-Liga das Thema gesellschaftliches Engagement der Klubs bei der Lizenzierung als verpflichtendes Element berücksichtigt. „Man könnte einen Prozentsatz für soziale Initiativen veranschlagen“, so Hopp, der einräumt, dass „der FC Bayern das leichter durchsetzen kann als Darmstadt“. Wie hoch der Prozentsatz sein soll? „Drei Prozent des Jahresumsatzes wären angemessen“, sagt Hopp. „Ich weiß, das könnte nun einen Aufschrei geben, aber ich finde das angemessen.“
Der Weg dahin ist noch weit – aber keineswegs illusorisch. Für aussichtslos hält Dietmar Hopp andere Sachen, wie er belustigt erzählt: „Natürlich möchte ich mit der TSG die Champions League gewinnen, aber ich möchte auch Zweimeterfünfzig hoch springen. Beides ist unrealistisch.“
Region
   SPIELFELD TSG 1899 HOFFENHEIM
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