Page 42 - Spielfeld_August_2016
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 SPRECHSTUNDE BEI DR. FRÖLICH
SCHAMBEINENTZÜNDUNG
PRÄSENTIERT VON
   Kreuz-Darmbein-Gelenke
    S chambeinentzündungen treten bei Fußballspielern immer wieder mal auf, der Dortmunder Marco
Reus verpasste nach Medienberichten wegen dieser schmerzhaften Verletzung die Europameisterschaft. Es handelt sich in der Regel um eine nicht-infektbedingte Entzündung der Schambeinfuge, der Schambeinknochen und der unmittelbar umgebenden Bereiche. Hervorgerufen wird die Entzündung durch wiederholt aufgetretene Mikrotraumata, also ganz kleine Verletzungen, die durch Fehl- oder Überbelastung entstehen. Betroffen sind vor allem Männer in Sportarten mit vie- len Sprint- und Schusselementen oder schnellen Richtungswechseln.
Zwei Schambeine bilden den vorderen Teil des knöchernen Beckens. Sie sind über eine faserknorpelige Verbindung, die Schambeinfuge (Symphyse), mitein- ander verwachsen. Ein wichtiges Symp- tom bei Schambeinentzündungen sind Schmerzen im Bereich der Symphyse und der Schambeinäste. Sie können so stark sein, dass sportliche Aktivitäten kaum noch möglich sind oder sogar ganz unterlassen werden müssen. Die Symphyse reagiert auf Druck mit großem Schmerz, er kann in die Leiste oder die Hüftregion ausstrahlen. Der Bereich kann geschwollen sein.
Dr. Thomas Frölich, Facharzt für Chirurgie und Allgemeinmedizin, praktiziert als Experte für Sportverletzungen am ETHIANUM Heidelberg. Der 56-Jährige ist zudem Mannschaftsarzt der TSG.
Wie stellt ein Sportler fest, dass er vielleicht eine Schambeinentzündung hat?
„Besonders beim Beginn einer Bewegung wie beim Aufstehen aus dem Sitzen, beim Treppensteigen oder beim Training bzw. im Spiel bei Sprints treten Schmerzen auf. Wenn Sport noch möglich ist, spürt man den Schmerz am Abend oder am nächsten Tag intensiver.“
Wie stellen Ärzte fest, dass eine Schambeinentzündung vorliegt?
„Die Diagnose der Schambeinentzündung ist oft nicht einfach, weil die beschriebenen Schmerzen auch bei anderen Sportverletzungen auftreten. Meist empfiehlt sich eine Röntgenuntersuchung oder besser eine Kernspintomografie, um eine eindeutige Dia- gnose zu erhalten. Die Verletzung bzw. Erkrankung heilt selbst aus, aber dies erfordert viel Geduld, weil der Heilungsprozess – verbunden mit einem weitgehenden Sportver- bot – Monate dauern kann. Konservative Behandlungsmethoden wie Physiotherapie und die Einnahme von Entzündungshemmern können den Zeitraum verkürzen. Eine hartnäckige Schambeinentzündung kann auch mit einer Injektionstherapie behandelt werden, möglich ist auch eine Operation.“
Und wie lange muss man mit dem Sport pausieren?
„Nach einer längeren Pause kann man behutsam wieder ins Training einsteigen, muss aber darauf achten, dass der Beckengürtel und die Adduktoren nicht zu stark belastet werden. Wird zu früh mit dem Sport wieder begonnen oder wird er zu intensiv betrieben, kann die Schambeinentzündung chronisch und die Schmerzen noch stärker werden.“
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Beckenschaufel
Hüftpfanne
Schambein
Henrie – Fotolia
















































































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