Page 88 - Spielfeld_Mai_2016
P. 88

                 WAS MACHT EINE MEDIENABTEILUNG?
Die Bundesliga ist ein Medienspektakel. Entsprechend wird sie von der Öffentlichkeit wahrgenommen – quasi im Minutentakt wird auf allen Medienkanälen über die Clubs geschrieben, gesprochen oder gesendet. Und mittendrin sitzt in allen Vereinen der Pressesprecher mit einem Team von Mitarbeitern.
EIN TRAUMJOB IN DER ZWICKMÜHLE
Sein Job ist oft heikel, denn er lebt im ständigen Widerspruch. Der Pressesprecher muss alles wissen, darf aber nicht immer alles sagen. Er erfährt viel Vertrauliches, gibt Einschätzungen ab und erteilt professionelle Ratschläge – aber er selbst darf sich nicht so wichtig nehmen. Denn es geht nie um ihn und seine Kollegen der Medienabteilung. Der Pressesprecher muss, wie ein Feuerwehrmann, ständig erreichbar sein – es könnte ja jederzeit irgendwo etwas anbrennen. Andererseits stehen sie im Schatten. Obwohl ihre Gesichter vielen Menschen bekannt sind, denn sie stehen, sitzen, gehen ständig neben Trainern, Fußballern oder Journalisten. Was genau aber ma- chen Pressesprecher und die Kollegen der Medienabteilung?
WIE SIEHT EINE ARBEITSWOCHE AUS?
Der Spieltag ist die Kür für die Pressesprecher, auch für Holger Kliem, 42, der diese Position bei der TSG einnimmt. Auch für alle Mitarbeiter der Medienabteilung ist das Spiel der Höhepunkt der Woche. Das kleine Problem: Vor der Kür kommt die Pf licht. Und die dauert fünf Tage. Unter der Woche müssen nämlich nicht nur alle organisatorischen Arbeiten erledigt werden für das Spiel, sondern auch alle Anfragen von Medienvertretern beantwortet werden. Auch andere Abteilungen innerhalb des Clubs kommen auf ihn zu – es geht zum Beispiel um Sponso- rentermine für die Spieler. Ständig müssen neue Medienkanäle geprüft und Konzepte dafür entwickelt werden. Können zum Beispiel Periscope und Snapchat der TSG nützlich sein kann? Wer geht zum Hoffi-Club? Wer stattet dem Fanclub XY einen Besuch ab? Und soll ein Fotograf oder VJ der TSG mit, der darü- ber berichten kann? Was soll beim Online-Auftritt achtzehn99. de und 1899 TV veröffentlicht werden? Auch eine Sendung für das Regionalfernsehen RNF, die dreimal pro Woche ausge- strahlt wird, wird produziert. Alles muss organisiert werden – mit Rücksicht besonders auf die Spieler und die Trainer. Ein Puzzle aus einigen hundert Teilen muss jede Woche neu zusammengefügt werden von Kliem und seinen Mitarbeitern Christoph Kraatz (Teambetreuung), Stefan Maurer (Online), Isabel Engstfeld (Social Media + Foto), Jörn Schweichler (Video) und Isabella Budig (Assistenz).
DIE BEDEUTUNG DER CLUB-MEDIEN
Vor 15 Jahren noch war die Welt der Vereine einigermaßen übersichtlich. Bei Heimspielen gab es eine Stadionzeitung, dazu ein Mal in der Woche eine Pressekonferenz mit dem Trainer. Heutzutage aber ist ein Club wie Hoffenheim viel stärker präsent. So hat die TSG mit SPIELFELD inzwischen ein eigenes Club-Magazin, bei Heimspielen gibt es dazu noch PRESSING – und neben der Website achtzehn99.de ist die TSG in allen wichtigen sozialen Netzwerken mit eigenen Auftritten vertreten. Und zwar an 365 Tagen im Jahr mög- lichst topaktuell. Die Medienabteilung muss dafür sorgen, dass die wichtigen Themen so präsentiert und verbreitet werden, dass es möglichst viele Menschen mitbekommen. Auf der Club-Website, auf achtzehn99TV via YouTube, auf Twitter, Facebook, Instagram wird die gesamte Öffentlichkeit bedient. Über Pressemeldungen erhalten nur die Journalisten in den Redaktionen bestimmte Informationen. Alles Neue rund um den Club soll verbreitet werden, damit der Verein im Gespräch bleibt.
DIE WÜNSCHE DER JOURNALISTEN
Der Fußball interessiert in aller Welt – und die Welt interes- siert sich für die Bundesliga-Clubs wie die TSG Hoffenheim. Neben der wöchentlichen Pressekonferenz mit dem Cheftrainer müssen in der Medienabteilung mehr als 100 Anfragen von Journalisten für Interviews und Akkreditierungen (Anmel- dungen für die Heimspiele) pro Woche behandelt werden. Eine TV-Sportsendung will einen TSG-Spieler als Studiogast, ein japanischer Sender möchte eine Reportage über den Footbonauten machen, ein Internetportal wünscht sich einen Kicker für ein Tippspiel – das ist der Alltag. Dazu kommen viele Mails. Die Medienabteilung sorgt aber nicht nur dafür, dass die Journalisten von Heidelberg bis Heilbronn, von San Francisco bis Saigon, ihre Interviews bekommen (sei es in der Geschäftsstelle in Zuzenhausen, per Telefon, per Mail oder Videokonferenz). Jedes Interview wird gelesen und korrigiert und dann – wie man es nennt – „autorisiert“, das heißt für die Veröffentlichung freigegeben.
     88
























































































   86   87   88   89   90