Page 72 - Spielfeld_Mai_2016
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                                  „Eine Fan-Basis aufzubauen dauert Jahre, man kann nichts künstlich erwirken. Mit dem achten Jahr Bundesliga sind wir für den deutschen Fußball noch ein Start-up. Viele andere Vereine wie die Bayern, Gladbach oder Köln haben in unserer Region immer noch fast mehr Fans als wir. Ich habe es erlebt, dass Hoffenheim-Fans, wenn einer dieser Gegner kommt, ihr TSG-Trikot aus- und das Trikot des Gegners anziehen. Im nächsten Heimspiel sind sie wieder für Hoffenheim. Wir sind, im Profifußball, ein junger Club. Es dauert noch 15 Jahre, bis die Kinder, die jetzt sechs sind, als TSG-Herzblutfans den Kern bilden. So wie wir als Kinder in den 70ern die Gladbacher oder die Bayern im Herzen hatten. Aber insgesamt können wir zufrieden sein. Die Fangemeinde baut sich weiter auf, die Fans werden in sich emotionaler, als Einheit, als Gemeinschaft immer besser.“
Nach dem Bundesliga-Aufstieg gab es zunächst echte Schock- erlebnisse für die Fans. Sie bekamen zu spüren, dass das kleine, aufstrebende Hoffenheim für die Fanatiker im Umfeld anderer Clubs zum Roten Tuch geworden war.
„Es war unglaublich, wie wir beleidigt wurden die ersten ein, zwei Jahre. Das ist manchmal leider immer noch so. Unser Fanwesen
besteht heute noch aus vielen Frauen, Kindern und älteren Leuten aus der Region. Wir sind zu den Auswärtsspielen gefahren, haben an nichts Böses gedacht und wurden plötzlich durch die Stadt gejagt. Wir wussten gar nicht, was da auf uns zukommt in der Bundesliga.“
Die TSG-Fans und der Club stehen nicht allein vor dem Problem, massiven Anfeindungen ausgesetzt zu sein. Der pöbelnde und aggressive Anhang weniger anderer Clubs macht Stimmung gegen jeden Gegner. Mike Diehl aber hat festgestellt, dass sich das Image der TSG insgesamt gebessert hat.
„Das Traditionsgebabbel werden wir uns immer wieder mal anhören müssen. Aber wir sind nun seit 2008 in der Bundesliga, kämpfen jetzt gegen den Abstieg und sind einmal fast abgestiegen. Wir werden langsam zu einem normalen Bundesligaverein. Ich glaube, das sehen die anderen Clubs auch so. Sie erkennen, dass wir nicht mit Millionen um uns werfen, sondern das wir gezielt auf die eigene Jugendarbeit bauen. Es gibt wenige Bundesligavereine, die im Moment so viele Spieler aus dem eigenen Nachwuchs im Kader haben wie Hoffenheim. Darauf können wir wirklich stolz sein.“
MIKE DIEHL UND SEINE LIEBLINGSSONGS AUS ANDEREN STADIEN
1. „You‘ll never walk alone“ des FC Liverpool: Es geht einfach unter die Haut
2. „Alte Liebe“ von Hannover 96:
Da muss ich immer an Robert Enke denken
3. Das „Steigerlied“ des FC Schalke 04: Tradition pur
4. „Das Herz von St. Pauli“ am Millerntor: Einfach geil
5. „Sirius“, Einlaufhymne der Chicago Bulls: Mein Lieblingsteam aus der NBA – das live vor Ort zu erleben, ist unvorstellbar
   Großes Herz: Mike Diehl.
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