Page 68 - Spielfeld_Mai_2016
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                   MEIN SCHÖNSTER PLATZ
„WIR KÖNNEN STOLZ SEIN"
Er ist eine der bekanntesten Persönlichkeiten der TSG 1899 Hoffenheim. Seine markante Stimme haben schon viele Millionen Menschen gehört, sein Charakterkopf fehlte seit 2005 bei keinem Heimspiel. Die Rede ist von Mike Diehl, dem Stadionsprecher und Leiter der Abteilung Fanwesen bei der TSG.
Der 52-Jährige ist ein Urgestein von Radio Regenbogen, dem Partner der TSG. Als Moderator schuf er sich dort einen Namen über die Grenzen des Kraichgaus und
der Kurpfalz hinaus. Diehl sorgt für Stimmung in der WIRSOL Rhein-Neckar-Arena. „Es macht mir tierisch Spaß“, sagte er. „Ich freue mich auf jedes Spiel und dass ich privilegiert bin, es machen zu dürfen.“ Dabei ist er selbst einer der treuesten Fans des Clubs. Und das ist der Grund, warum auch er dem Saison-Endspurt mit größter Spannung entgegenblickt.
„Ich kann vor Spielen nicht richtig schlafen, weil ich so aufgeregt bin. Aber nicht wegen meiner Moderation, sondern weil ich seit Jahren Hoffenheim-Fan mit Herz und Blut bin. Ich freue mich mit, ich leide mit. Wenn man im Fernsehen Shows moderiert hat oder auf einer Bühne vor einer Million Menschen stand, dann macht es einem nichts mehr aus, im Stadion zu 30.000 Leuten zu sprechen. Nur ein klein bisschen Lampenfieber hat man, das braucht man sogar, um selbst richtig in Stimmung zu kommen.“
Mike Diehls Karriere begann vor mehr als 20 Jahren. Vielen Menschen in der Region ist er aus tausenden Sendungen als Regenbogen-Moderator bekannt. Auch bei hunderten Events, die der Mannheimer Sender in der Region durchführte, stand Diehl auf der Bühne. Im ZDF präsentierte er in der Sendung „Chart Attack“ fünf Jahre lang die Musik-Stars der 90er Jahre. Bei einem Ereignis erreichte er sogar halb Deutschland.
„Ich war der Moderator, der in der ersten Sendung im neuen Jahr- tausend für das ZDF aufgetreten ist, live aus Berlin von der Silvester- show 1999/2000. Diese Nacht vor einer Million Menschen, das war imposant. Überragend.“
„Irgendwann hat Herr Hopp mir erklärt, dass er aus Hoffenheim etwas Gescheites machen möchte, ein Stadion bauen, vielleicht Bun- desliga-Fußball in der Region integrieren. Er hat mich gefragt, ob ich nicht Lust hätte mitzumachen, weil ich doch als bekannte Person viele Kontakte in der Region hätte. Zuerst habe ich nebenher weiter bei Radio Regenbogen moderiert. Später wurde es immer intensiver. Es hat einfach so gut gepasst, dass ich dann 2005 fest eingestiegen bin.“
Mike Diehl hat aber nicht über die TSG zum Fußball gefun- den, der Sport hat ihn schon immer gefesselt. Er ist Hesse, war Schulkamerad von Bruno Labbadia in Darmstadt. Den Auf bruch der TSG, die Blütezeit mit den drei Aufstiegen zwi- schen 2001 und 2008 erlebte er als echter Fußball-Liebhaber mit. Sein erstes TSG-Spiel sah er am 9. Juni 2001. Damals feierte das Team von Hansi Flick durch einen 3:0 Sieg beim VfR Heilbronn den Aufstieg in die Regionalliga Süd. Es war der Beginn einer langen Erfolgsgeschichte.
„Als Junge habe ich im Stadion am Böllenfalltor die Bundesligaspiele der Lilien gesehen. Als ich klein war, war der Gladbacher Allan Si- monsen mein Lieblingsspieler. Heute hänge ich als Fan an der TSG. Gerd Oswald von SAP, mit dem ich befreundet bin, hatte mich zum ersten Mal zu einem Heimspiel mitgenommen. Ich habe also die ganze Geschichte der TSG miterlebt. Der Fußball, den Hoffe spielt, hat mir immer schon gefallen. Und im Dietmar-Hopp-Stadion, oben auf dem Berg in Hoffenheim, herrschte oft eine tolle Atmosphäre.“
Seit 2009 spielt die TSG standesgemäß in der WIRSOL Rhein-Neckar-Arena vor durchschnittlich 26.000 Zuschauern, aber angefangen hat alles recht bescheiden. In der Regional- liga, so erzählt Mike, standen bei den Heimspielen „30 Fans hinter dem Tor“. Zum Konzept, hochklassigen Fußball in der Rhein-Neckar-Region zu integrieren, gehörte auch ein Plan, eine Fangemeinde aufzubauen. Mike Diehl, der Fanbeauf- tragte, schritt zur Tat.
„Ich habe auf einer Karte um Sinsheim herum Kreise von 15, 30 und 40 Kilometer gemacht und die Gemeinden, die darin lagen, angerufen: Hallo, hier ist Mike Diehl, dürfte ich mal den Bürgermeister sprechen? Dann habe ich jeden Mittwochabend woanders unser Konzept vorge- stellt und Freikarten für die Regionalligaspiele verteilt. So fing es an.“
Doch wie fand er dann eigentlich zur TSG, die damals noch in der Oberliga spielte? Bei der Eröffnung des Golf Clubs St. Leon-Rot im Jahr 1997 hatte er Dietmar Hopp kennen- gelernt. Man traf sich anschließend bei vielen Veranstaltungen in der Region, lernte sich näher kennen – und verstand sich gut.
 Kaum wiederzuerkennen: Mike Diehl als Moderator.
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