Page 70 - Spielfeld_April_2016
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                                   HEIMATKUNDE
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wurde die mit der Neckarsteinacher Stadtmauer verbundene Vorderburg
erstmalig urkundlich erwähnt. Vermutlich aber existierte die Burg bereits zum Zeitpunkt der Erstnennung Neckarsteinachs im Jahr 1142. Längst ist die 4.000-Einwohner-Gemeinde am südlichsten Zipfel Hessens im Kreis Bergstraße, am Nordufer des Neckars, als Vierburgenstadt bekannt geworden. Neben der Vorderburg, die sich heute im Privatbesitz befindet, gehören dazu die ebenfalls im Privatbesitz befindliche Mittelburg sowie die gegen 1220 als dritte Anlage errichtete Hinterburg. Sie wurde vermutlich von Gerhard von Schauenburg, einem der Erben der 1219 ausgestorbenen Grafen von Lauffen, gebaut. Da sich die Schauenburger finanziell übernommen hatten, blieb die Burg eine Bauruine und wurde gegen 1250 an den Bischof Heinrich von Speyer verkauft. Der Ausbau ihrer Befestigungsanlagen zu einem dreifachen Mauerring erfolgte im Auftrag des Hochstifts Speyer erst Mitte des 15. Jahrhunderts. Die Hinterburg wurde um 1630, in der Zeit des Dreißigjährigen Krieges, zur Ruine – doch ist sie mit ihrer erhalten gebliebenen Bausubstanz heute die eindrucksvollste der vier Gebäude. Als letzte der vier Burgen entstand 1335 im Steilhang über dem Neckar die Schadeck, dank ihrer pittoresken Lage seit jeher „Schwalbennest“ genannt. Bauherr der Schadeck war Erzbischof Balduin von Mainz und Trier. Burg Schadeck, die heute das Wahrzeichen von Neckarsteinach ist, wurde wohl schon im späten 15. Jahrhundert zur Ruine. Insbesondere von der Schadeck bietet sich ein sehenswerter Blick auf die Neckarschleife und die gegenüberliegende Bergfeste Dilsberg.
DAS MASS ALLER DINGE
Heute kann kein Handwerker, kein Haushalt mehr ohne ihn – den Zollstock. Und auch hier ist die Metropolregion Rhein­Neckar, mal wieder, im wahrsten Wortsinn das Maß aller Dinge. Es waren die Brüder Anton und Franz Ullrich aus dem pfälzischen Maikammer, die anno 1886 ein Federgelenk für Gelenkmaßstäbe patentierten. Es war die Geburtsstunde des Zollstocks.
Knapp zwei Jahrzehnte hatten die Tüftler aus der Region versucht, kleinere Maßteile stabil miteinander zu verbinden. Nach vielen Versuchen gelang ihnen der Durchbruch. Sie konstruierten ein Federgelenk, das beim Auf­ und Zuklappen einrastete. Der Erfolg kam schnell: Der „Klapp­ meter“ fand bei der Weltausstellung 1889 in Paris reißenden Absatz. Mit ihrer Erfindung hatten die Ullrich­Brüder den Grundstein für die „Meterfabrik“ gelegt, die Franz’ Sohn Gustav 1889 in Annweiler gründete, 1929 wurde das Programm zum Namen: Das Unternehmen firmierte um in „Stabila“.
Die Gemeinde Maikammer setzte den Gebrü­ dern Ullrich am südlichen Ortseingang übrigens ein Denkmal – eine überdimensionale Klapp­ meter­Skulptur mit der Inschrift „Was ist das Maß aller Dinge?“
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Fotos: badener, iuneWind – Fotolia
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