Page 84 - Spielfeld_Januar_2016
P. 84

 DER BALL –- EINE WISSENSCHAFT FÜR SICH
Nichts ist im Fußball wichtiger als der Fußball selbst. Die ersten vor mehr als 2.000 Jahren in China produzierten Bälle hatten kaum etwas mit den heutigen Spezialanfertigungen gemein. Aber sie waren einigermaßen rund und rollten. Der Ball legte seitdem eine beachtliche Entwick- lung zurück – und unterliegt mittlerweile strengen Regeln.
 VON DER SCHWEINSBLASE
ZUM HIGHTECH-PRODUKT
Die Geschichte des Balls ist viel länger als die Geschichte der Sportart. Die ersten Bälle gab es in China bereits in vorchristlicher Zeit, also vor mehr als 2.000 Jahren. Hergestellt wurden die Exemplare aus Stoffresten oder Tierhäuten sowie Füllungen aus Haaren, Federn und Moos. In der Zeit zwischen 220 und 680 nach Christus wurden die ersten mit Luft gefüllten Bälle erfunden. Das Wort Ball kommt übrigens von dem althochdeut- schen Wort „bal“, was eigentlich „geschwollener, aufgeblasener Körper“ bedeutet.
Die Nutzung von mit Luft gefüllten und mit einer Schnürung verschlossenen Schweinsblasen im 19. Jahrhundert war ein wichtiger Schritt, eine weitere einschneidende Neuerung gab es erst ab etwa 1930 – also rund 70 Jahre, nachdem die Sportart Fußball aus dem Rugby heraus entstanden war. In Argentinien wurden erstmals Lederbälle hergestellt, dessen Blase man mit einem Ventil aufpumpen konnte. Zuvor waren die Bälle oft geplatzt. Zudem hatten die Schnürungen bei Kopf bällen immer wieder zu Platzwunden geführt. Aber auch die argentinische Variante hatte einen Nachteil. Die Lederbälle sogen sich bei Regen mit Wasser voll und wurden ziemlich schwer.
Bei der WM 1954, die Deutschland durch das „Wunder von Bern“ sensationell gewann, wurde erstmals ein imprägniertes Leder verwendet, das den Ball mehr vor Feuchtigkeit schützte. Damit war die Entwicklung aber nicht abgeschlossen.
Bei der WM 1970 in Mexiko wurde erstmals ein Ball verwendet, der nicht aus einzelnen Streifen, sondern aus zwölf schwarzen Fünf- und 20 wei- ßen Sechsecken bestand. So war er auch besser in den TV-Übertragungen zu sehen, die damals noch häufig schwarzweiß waren. In dieser Zeit hatte die Bezeichnung des „runden Leders“ noch eine Berechtigung.
Das änderte sich 1986, als bei der WM in Mexiko erstmals mit einem vollständig aus Kunststoff hergestellten Ball gespielt wurde. Das neu ver- wendete Kunstleder sorgte dafür, dass die Bälle kaum noch Wasser aufnahmen. Zudem konnte man sie in Massenproduktion herstellen, und sie waren deutlich belastbarer als die echten Lederbälle. Mittlerweile bestehen die Bälle längst nicht mehr aus Fünf- und Sechsecken, sondern aus thermisch verschweißten Kunststoff-Schichten
2014 – die meist in grellen Farben leuchten.
1954
   1970
  1986
    WISSENSWERTES
3.240
Bälle, einschließlich Trainings- und Spielbälle, kamen während der WM 2014 zum Einsatz.
142.000
Fußbälle passen, nebeneinander gelegt, auf ein Fußballfeld.
       75
Prozent der weltweit jährlich etwa 40 Millionen Bälle werden in der pakistanischen Region rund um die Stadt Sialkot hergestellt.
   84
 













































































   82   83   84   85   86