Page 50 - Spielfeld_Januar_2016
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  DER EWIGE PRÄSIDENT
Peter Hofmann spielte für die TSG Hoffenheim, ehe er 1986 zum Funktionär wurde.
Damit begann eine innige Partnerschaft, die bis heute andauert.
Um zu verstehen, was Peter Hofmann für die TSG Hoffen- heim bedeutet, muss man zurückblättern. In jene Zeit, in der die Funktionärskarriere des inzwischen 56-Jährigen
beim heutigen Bundesligisten begann. In Moskau verkündete ein gewisser Michail Gorbatschow gerade Perestroika und Glasnost, in Tschernobyl ereignete sich die furchtbare Reaktorkatastrophe, Mike Tyson wurde erstmals Box-Weltmeister – und ein gewis- ser Eugen Polanski kam zur Welt. Man schrieb das Jahr 1986. Und Peter Hofmann, damals gerade 26 Jahre alt, übernahm das Amt des Spielausschuss-Vorsitzenden. Nicht, weil er für eine Funktionärslauf bahn geboren schien. Es hatte sich so ergeben. Weil er seine aktive Karriere beenden musste. Ein Bänderriss im allerbesten Fußballeralter zwang ihn dazu – und wohl auch die erhobene Augenbraue seines Vaters, dessen Elektrobetrieb er übernommen hatte. Der Job ging vor. Ausnahmsweise.
Das alles ist wichtig, um zu verstehen und zu ermessen, was Peter Hofmann meint, wenn er sagt: „Ich könnte mir ein Leben ohne die TSG gar nicht vorstellen.“ Er ist ein Hoffenheimer Bub und dem Club seit Kindesbeinen verbunden. Nie hätte er sich träumen lassen, dass er, nach seiner erneut einstimmigen Wahl auf der Mitgliederversammlung am 7. Dezember, nun in sein 20. Jahr als Präsident der TSG 1899 Hoffenheim geht. Und vor allem, dass er einmal einem Fußball-Bundesligisten vorsitzen würde, zudem als der Zweitdienstälteste der Eliteliga.
Als Dietmar Hopp als Mäzen auf der Bühne erschien, war Peter Hofmann schon da. Seit der D-Jugend kickte der heu- tige Präsident, der im Jahr 2016 auf 50 Jahre Mitgliedschaft zurückblicken wird, bei der TSG. Durchaus talentiert; er
Wegbereiter der TSG Hoffenheim: Peter Hofmann (l.) und Dietmar Hopp im Jahr 1997 bei der Vorstellung des damals neuen Dietmar-Hopp-Stadions.
wurde in verschiedene Auswahlmannschaften berufen. Bis zur Pubertät – und dem Zweiklang, der sein Leben kurzzeitig bestimmte: „Mädels und Moped.“ Deswegen reichte es „nur bis zur Kreisliga“, wie er meint. Es klingt kein Bedauern heraus. Warum auch, seine zweite Laufbahn verlief umso erfolgreicher. Er begann als Spielausschuss-Vorsitzender, wurde Abteilungsleiter Fußball – und übernahm schließlich, als der damalige Präsident Theo Berberich anno 1996 aufhörte, die Position am Steuerrad des Vereins. Es war kein Zufall: „Es war eine logische Folge, aber kein Lebensziel.“
„Ich könnte mir ein Leben ohne die TSG gar nicht vorstellen.“
PETER HOFMANN
Peter Hofmann ist wohl der bestmögliche Kronzeuge, um den Weg der TSG von der geliebten Provinz bis auf die Bundesliga- Landkarte zu skizzieren. Damals, als der Tiefpunkt erreicht war, im Sommer 1989, als die TSG das Abstiegs-Relegationsspiel gegen den FC Stebbach verlor. Mit dem Tribünengast Dietmar Hopp, der von der SAP-Hauptversammlung in Karlsruhe den Schlenker über Elsenz machte und mitansehen musste, wie sein Heimatclub verlor – und abstieg. „Der Schiedsrichter hat damals für uns unglückliche Entscheidungen getrof- fen“, sagt Hofmann und lacht, denn heute ist der damalige Unparteiische längst Rentner – und kümmert sich, wie der Präsident leicht schmunzelnd erzählt, „bei uns in der WIRSOL Rhein-Neckar-Arena während der Halbzeitpause und nach dem Spiel um die Rasenpflege.“ Menschen einbinden, kom- munizieren – das macht Hofmann Spaß.
An jenem Sommertag aber nahm die Geschichte der TSG die entscheidende Wendung. Nach der Partie rief Dietmar Hopp bei den TSG-Verantwortlichen an. Er wolle über die Zukunft des Clubs reden. Ob man Zeit für ihn habe. Am Tag darauf, ein Sonntag, fuhr Peter Hofmann mit den Vorstandskollegen in die SAP-Zentrale nach Walldorf. „Ich kannte Dietmar Hopp bis dahin nur vom Hörensagen“, erinnert sich Hofmann. „Am Stammtisch sprach man natürlich ab und zu über ihn, seine aktive Zeit als Stürmer der TSG, sein beruf licher Erfolg mit SAP.“ Plötzlich sollte Hofmann, selbst gerade 30 Jahre alt, ihm gegenüber sitzen. „Ich hatte feuchte Hände vor Aufregung.“ Und was machte Dietmar Hopp, zu jener Zeit schon ein erfolgreicher und vermögender Unternehmer? „Wir saßen kaum, da bot er uns das Du an.“ Und dann? „Fragte er ganz vorsichtig, ob wir etwas dagegen hätten, wenn er uns unterstützen würde.“ Peter Hofmann kann es heute noch
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