Page 43 - Spielfeld_Oktober_2015
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    Schwer bepackt: Ariane Weber trägt die von ihr selbst gemischten Getränke für die TSG-Profis. Jeder Spieler hat seine individuellen Wünsche – und die 47-Jährige, die zudem ehrenamtlich seit mehr als einem Jahrzehnt bei der TSG Hoffenheim die Turnabteilung leitet, erfüllt sie.
„Ich habe meinen Kindern immer gesagt: ‚Wenn es für Euch nicht funktioniert, höre ich sofort auf.“ ARIANE WEBER
Sie amüsiert das. Weil sie sich selbst so erfrischend wenig wichtig nimmt – und dabei eigentlich so wichtig ist. Denn Ariane Weber ist mehr als nur ein Mädchen für alles. Sie ist auch ein Stück TSG­Geschichte. Seit mehr als zehn Jahren. Sie hat reichlich Spieler, Trainer und Manager kommen und gehen gesehen, sie aber blieb. Selbstverständlich. Ariane Weber ist einer der Menschen, die diesen Verein prägen. Sie verkörpert das, wofür der Name der TSG – Turn­ und Sportgemeinschaft – steht. Ariane Weber war als Kind eine Geräteturnerin in Bad Rappenau, bis sie im Alter von 15 Jahren ihren heutigen Mann Achim kennen lernte. Er spielte Fußball bei der TSG, wurde Kreisliga­Meister; sie zog nach Hoffenheim. Ariane Weber wollte Turnlehrerin werden, so hatte sie es sich immer vorgestellt, auch wenn ihre Mutter doch eher andere Vorstel­ lungen hatte: „Mach was im Büro, Kind.“ Wirklich widersetzt hat sich die Tochter am Ende nicht, machte eine Ausbildung zur Groß­ und Außenhandelskauffrau, ehe die Geburt ihres Sohnes Andrico im Jahre 1996 der Berufslauf bahn die erste Auszeit verordnete.
„Ich bin jetzt die Obstfrau“
ARIANE WEBER
Für die Frau mit der langen schwarzen Mähne gab es neben der Rolle als Hausfrau und Mutter aber immer noch mehr. Als sie 1998 mit ihrem kleinen Sprössling zum Mutter­Kind­Turnen bei der TSG ging, war die Gruppe voll. Andere wären in so einem Moment weitergezogen, hätten sich einem anderen Verein angeschlossen. Ariane Weber machte einfach eine zweite Gruppe auf–als Übungsleiterin. Als Andrico drei Jahre alt wurde, übernahm sie kurzerhand die Turn­Mäuse für Kinder zwischen drei und sechs Jahren. Ariane Weber hat nicht viel gefragt; sie hat einfach gemacht. Flugs wurde sie im Jahr 2000 zur Abteilungsleiterin Turnen, gab selbst Unter­ richt, installierte das „Bubenturnen“ für die Jungs zwischen sechs und zehn Jahren: „Für die gab es ja nur Fußball, sonst nix.“ Sie erinnert sich gern an diese Anfangszeit; auch, weil die Bedingungen danach schwerer wurden. „Wir hatten am Ende das Gefühl, dass manche Eltern ihre Kinder vor allem bei uns geparkt haben“, sagt Weber. „Die Zeiten haben sich total verändert. Die Kinder sind unruhiger, lauter, unkonzen­ trierter.“ Und den Sportvereinen gehen die Ehrenamtlichen aus, die Zeit opfern. Geburtenrückgang, mangelnde Hallen­ kapazitäten, weniger Zeit wegen der Ganztagsbetreuung, mehr Alternativen – das Ehrenamt auszuüben, ist härter geworden. Ariane Weber sagt das ohne Bitternis, schade findet sie es trotzdem. Wo sich früher 60 Kinder tummelten, sind es heute noch knapp 30. Doch sie gibt nicht auf, gerade jetzt nicht, wo die Nicht­Fußballer „so eine tolle Halle von Herrn Hopp bekommen haben“.
Die doppelstöckige Halle auf dem Campus­Gelände in Hoffen­ heim ist ein Anker in dieser Zeit. Kürzlich hat die TSG dank der engagierten Trainerin Cristina Weiser erstmals Basketball angeboten. Ariane Weber koordiniert die Dinge noch immer, egal, ob Turnen, Basketball oder Leichtathletik, wo sich auch eine Gruppe gefunden hat. Es sei ja heute andererseits auch alles viel einfacher, findet Ariane Weber. Dank E­Mail.
SPIELFELD TSG 1899 HOFFENHEIM
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Verein

























































































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