Page 42 - Spielfeld_Oktober_2015
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FRAU WEBER WOLLTE DOCH NUR TURNEN
E s gab diesen Moment, als Ariane Weber nicht wusste, ob es richtig war. Diese ganze Zeit, die sie für die TSG 1899 Hoffenheim opferte. Ihre TSG. Sie hat es nie als
4 Kartons Ananas
  12 Wasser- melonen
2 Kisten Bananen
           Belastung empfunden, der ganze Aufwand, das Engagement, vieles ehrenamtlich. Weil sie es so kannte, von zu Hause, wo ihre Mutter im Roten Kreuz aktiv war. Und weil es ihr richtig erschien. Aber auf der anderen Seite stand da nun im Sommer 2008 Ayleen, ihre Tochter, ein aufgewecktes, sensib­ les Mädchen, gerade sechs Jahre alt. Ein Kind, das morgens nun immer zur Schule musste, erstmals eingezwängt in den Rhythmus der Pflicht. Und ihre Mutter war nicht da. Denn Ariane Weber war schon früh morgens unterwegs, auf dem Weg nach Hoffenheim, zu den Profis der TSG, denen sie assistierte, in der Küche, im Büro. Dort, wo sie anno 2003 unter Trainer Hansi Flick angefangen hatte, als der Verein sie fragte, ob sie den Profis das Frühstück machen könnte, alle 14 Tage vor den Heimspielen.
Ohne die Hilfe der Familie hätte es nicht funktioniert
So begann ihr zweites TSG­Leben, nachdem sie zuvor die Turnabteilung des Vereins übernommen hatte. Weil es Bedarf gab. Ariane Weber, 47, war immer da, wo man sie brauchte. Es ist wohl eine Frage des Charakters. Aber damals, im Som­ mer 2008, da brauchte Tochter Ayleen ihre Mutter. Morgens meldeten sich regelmäßig die Bauchschmerzen bei Ayleen. Wenn Ariane Weber um 5 Uhr morgens aufstand, kam die Kleine regelmäßig ins Bad. Sie wollte, nein, sie musste getröstet werden. „Es war furchtbar“, erinnert sich Ariane Weber. Und man sieht dieser starken Frau noch heute an, dass sie gelitten haben muss. „Manchmal“, so sagt es Ariane Weber in der Rückschau, „war es verdammt schwierig, das alles unter einen Hut zu bekommen.“ Auch, wenn die Oma oft einsprang, ihr Mann Achim durchaus die ein oder andere Aufgabe im Haushalt übernahm. „Ohne das Verständnis der Familie wäre es nicht gegangen. Dafür bin ich sehr dankbar.“
1 Kiste Äpfel
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Doch nicht nur das Problem, auch die Lösung lag bei der TSG. „Ich habe damals oft mit Hans­Dieter Hermann gesprochen“, erzählt Ariane Weber. Der damalige Teampsychologe wurde ihr zur Stütze, beriet sie, half ihr mit Gesprächen durch diese Phase. „Ich hab den Kindern immer gesagt: ‚Wenn’s für Euch nicht funktioniert, höre ich sofort auf.“ Sie war wild entschlos­ sen. Und es funktionierte. Inzwischen ist Ayleen 13, geht in Heidelberg auf das Gymnasium und ist mächtig stolz auf ihre Mama. „Manchmal kommt sie aus der Schule und zeigt mir, wie die TSG­Jungs auf ihren Instagram­Profilen wieder Bilder von meinen Obstplatten gepostet haben.“
1 Kiste Orangen
                     






















































































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