Page 114 - Spielfeld_Mai_2021
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Unter Uns
HEUTE: FISCHBRÖTCHEN UND U-BOOTE
Heinz und Hermann sind Freunde. Sagen sie zumindest. Dabei sind sie selten einer Meinung. So diskutieren sie lieber eifrig über die wichtigen Dinge – Fußball zum Beispiel.
 Hermann:
Heinz: Hermann:
Heinz:
Hermann:
Heinz: Hermann:
Heinz: Hermann: Heinz: Hermann: Heinz:
Hermann:
Heinz: Hermann: Heinz:
Sag´ mal Heinz, nur unter uns Pastorentöchtern: Feierst Du eigentlich den 13. Mai?
Wie soll ich ihn feiern?
Ihm einen Kuchen backen?
Naja, das wäre ja eher ein Mordversuch bei Deinen Back-Künsten. Wobei man einen Tag wohl kaum eliminieren kann. Allerdings. Es wäre auch recht kompliziert, den Kindern zu erklären, warum auf den 12. Mai der 14. Mai folgt. Also: Was soll der Mist?
Jeder Mensch hat doch einen Tag, der besonders gut zu ihm passt. Da meine Familie ja bekanntlich aus dem Norden stammt, ist meiner der 7. Mai – der Weltfischbrötchentag!
Aha. Und der 13. Mai ist...
... der Schuld-sind-die-Anderen-Tag! Ich dachte, Du wüsstest das. Oder Du hättest ihn sogar erfunden. Er passt so toll zu Dir. (empört) Du spinnst wohl. Ich kann doch nichts dafür, wenn Du ständig Fehler machst.
(begeistert) Wow. Einen Vorwurf in
einem Satz abstreiten und bestätigen – ein Wunder.
Lass gut sein und iss‘ Du Deine Fischbrötchen. Wunder sind ganz andere Dinge – und zuletzt gab es einige davon. Jetzt bin ich gespannt. Hast Du Deiner Frau etwa endlich mal Blumen zum Geburtstag geschenkt?
Naja, wir wollen nicht gleich nach den Sternen greifen. Ich habe ihn aber zumindest nicht vergessen. Aber es gab
– nun ja – etwas realistischere Wunder: Villarreal bezwingt Bayern. Frankfurt siegt in Barcelona. Die Fußball-Welt ist aus den Fugen.
Das stimmt. In Barcelona waren sie ja wirklich – Achtung! – verwundert, ob der Frankfurter Fan-Flut. Und Villarreal ist ohnehin – hö hö hö – bewundernswert: Ich glaube, es ist der einzige Profi-Klub der Welt, der kein Auswärtstrikot hat. Aber bei aller Anerkennung: Dass sie Julian Nagelsmann aus der Champions League geschmissen haben, tat mir leid für unser Eigengewächs.
Eigengewächs passt ja neuerdings noch besser zu ihm.
Warum – ist er etwa noch größer geworden?
Zumindest nicht körperlich. Ich meinte es auf seine Ernährung bezogen. Er isst doch nur noch Gemüse, wie er zuletzt gesagt hat: ‚Man nannte mich Hacki, weil ich Hackbraten liebte. Jetzt bin ich Vegetarier, ihr könnt mich Erbsi nennen.‘
Hermann: Heinz:
Hermann: Heinz:
Hermann:
Heinz:
Hermann: Heinz:
Hermann: Heinz:
Hermann:
Heinz:
Hermann:
Heinz: Hermann:
Heinz:
Wenn man diesem Muster folgen würde, müsste ich Dich Hopfi nennen, alter Bierbauch.
Toll, das klingt ja fast wie Hoffi. Damit kann ich leben, Fischi. Oder möchtest Du lieber Fischibrötchi genannt werden?
Solange Du meinen Namen nicht genderst, ist alles ok.
(lacht verschmitzt) Herfrau oder Fraumann würden mir aber eigentlich sehr gut gefallen. Da solltest Du mal drüber nachdenken.
Das ist doch dämlich. Wobei – darf man das überhaupt noch sagen? Herrlich und dämlich sind ja wirklich seltsame Worte und aus der Zeit gefallen – wobei sie in Bezug auf meine Ehe natürlich absolut zutreffen.
Du bist halt ein ewig Gestriger. Ich finde Veränderungen toll und bin da sehr aufgeschlossen. Auch im Fußball.
Was planen sie da Neues? Zwei Bälle? Vier Tore?
Naja, nicht ganz. Aber in England
arbeiten sie angeblich wirklich an einer revolutionären Änderung: Halbzeit- Interviews mit den Trainern!
Was soll das bringen?
Den Trainern nichts – also zumindest nichts Gutes. Ich glaube nicht, dass Barca-Coach Xavi nach dem 0:2-Pausenrückstand gegen Frankfurt Lust gehabt hätte, sachlich den TV-Zuschauern den bisherigen Spielverlauf zu erklären, statt seine Mannschaft in
der Kabine wieder aufzurichten. Aber unterhaltsam könnte es sein.
In Deutschland gab es das schonmal.
Uwe Koschinat, der ja mal unsere Nachbarn in Sandhausen trainiert hat, hat das bei Fortuna Köln immer gemacht.
Moment mal. Fortuna Köln – haben die nicht damals Trainer Toni Schumacher in der Halbzeit entlassen? Da bin ich schon ganz froh, dass sich das nicht durchgesetzt hat.
Da hast Du ausnahmsweise mal recht. Vielleicht sollten manche Dinge doch bleiben, wie sie sind.
Dann behalten wir auch den 13. Mai.
Und ich meine Fischbrötchen-Tradition. Darauf trinken wir, Hopfi!
Aber nur, weil es hier im Brauhaus nur Schnitzel gibt! Prost!
  Bildquelle: www.gettyimages.de, Max2611, Creativ Studio Heinemann, Dmitr1ch, kyoshino, TARIK KIZILKAYA.
   







































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