Page 78 - Spielfeld_November_2021
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Wie beurteilen Sie die Bedeutung des Museums für die Region?
„Wir haben ein weltweit einmaliges Konzept, zeigen die größte private Techniksammlung Europas. Es wird inter- national sehr darauf geachtet, was wir hier so treiben. In der Metropolregion Rhein-Neckar sind wir natürlich sehr bedeutend, aber: Die Welt ist unser Anspruch. Und darüber hinaus die Raumfahrt.“
Was waren für Sie die Meilensteine der Museumsgeschichte?
„Die Eröffnung unseres zweiten Standorts in Speyer vor 30 Jahren gehört sicher dazu. Und die Boeing 747 dort. Allein durch den spektakulären Transport bekamen wir damals unheimlich viel Aufmerksamkeit. Die Concorde in Sinsheim war für uns die Erfüllung eines Traums. Wir trugen unser Anliegen jahrelang bei der Air France vor, zeigten unsere Flugzeuge und Großtransporte, die wir gestemmt hatten und die Franzosen sahen, dass wir das können. Im Mai 2003 bekamen wir dann den Zuschlag für einen symboli- schen Euro. Und das, obwohl Richard Branson und Bernie Ecclestone sie auch haben wollten.“
Und jetzt schwebt sie über Ihrem Dach. Wie kamen Sie eigentlich darauf, die Flugzeuge auf Stützen zu installieren? „So ein Flugzeug nimmt auf dem Boden einfach sehr viel Platz weg. Und stellen Sie sich mal vor, ein Lkw fährt gegen einen Flügel ... Also fingen wir an, die Flieger hochzustellen. Da konnte ich mich als Diplom-Ingenieur richtig ausleben. Es erforderte natürlich eine lange Pla- nung und die Einbeziehung eines Statikers, der übrigens auch Mitglied ist. Wir stehen heute noch vor der Concorde und sagen uns: Das ist ein Wunder. Und dann trägt sie
noch die Farben von Hoffenheim. Aber sie hat einen gra- vierenden Fehler.“
Nämlich?
„Sie hat das Kennzeichen F-BVFB. VFB! Für uns TSG-Fans eigentlich ein schrecklicher Anblick. (lacht) Nein, wir Hoffen- heim-Fans sind ja tolerant.“
Woher kommt Ihre Faszination für Technik?
„Ein Verbrennungsmotor war für mich schon als Kind ein technisches Wunder. Mein Vater packte Holzklötzchen auf die Pedale, damit ich früh Auto fahren konnte. Er hat mich für Technik begeistert. Als ich 16 war, schenkte er mir einen Lanz-Bulldog, den habe ich heute noch. Genauso wie mein erstes Auto, einen Mercedes Ponton Diesel, Baujahr 1959. In den Schulferien durfte ich in der elterlichen Firma in den unterschiedlichen Abteilungen arbeiten und durch meine Technikaffinität lag auch das Ingenieur-Studium nahe.“
Und dann wurden Sie Museumsdirektor. Hatten Sie keine anderen Pläne?
„Die Pläne für meinen Lebensweg wurden ohne mich gemacht. Für meinen Vater war klar: Der Bub steht auf Technik, also wird er Ingenieur – und dann Produktionsleiter in der Firma. Also wusste ich schon als 13-Jähriger, wie mein Leben aussehen soll – eher fad. Gott sei Dank kam es anders. Das Museum war für mich die einzige Chance, aus einem vorbestimmten Leben auszubrechen. Was folgte, waren viele sehr glückliche Jahre mit meinem Vater, der seine ganze Erfahrung hier einbrachte. Aber das Museum ist keine Familiensaga. Ich habe eine leibliche und eine ziemlich große Museumsfamilie, unsere Mitglieder und Fans.“
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