Page 68 - Spielfeld_November_2021
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 Erlesene Auswahl: die deutsche U21-Nationalmannschaft im April 1992 mit Markus Münch (v.l.), Heiko Herrlich, Christian Wück, Markus Happe, Marc Kienle, Markus Babbel, Christian Nerlinger, Lars Unger, Uwe Schneider, Torwart Stefan Klos, Marco Haber
Die Erfolgsstory der Akademie fortzuführen, ist der persönliche Anspruch und die „Hauptaufgabe eines Junioren-Coaches bei der TSG“. Doch Kienle geht es als Trainer nicht nur um die fußballerische Entwicklung seiner Mannschaft: „Ich will den Jungs auch etwas mit auf den Weg geben: Werte wie Disziplin, Fairness, Zusammenhalt, die ihnen später auf dem Platz, aber auch in jeder Lebenssituation hilfreich sein werden.“
Eben diese Eigenschaften halfen Kienle im Jahr 2014, als er eine Enttäuschung erlebte. Er war auserkoren, Nachfolger von Hansi Flick als Co-Trainer der Na- tionalmannschaft zu werden. Doch sein damaliger Arbeitgeber Wehen Wiesbaden gab den Chefcoach nicht
Gierig auf Tore: Die U19 der TSG erzielte in den ersten sieben Liga-Partien bereits 30 Treffer.
frei – wenige Monate danach war er arbeitslos statt Co-Trainer von Joachim Löw. Eine bittere Entwicklung, der Kienle allerdings nicht allzu lange nachtrauerte. „Ich hätte die Chance gern wahrgenommen. Aber man muss Dinge auch abhaken können und nach vorn blicken. Das habe ich getan.“
Mit Empfehlungen wie dieser kann Marc Kienle seine Spieler ausgiebig versorgen. Er hat viel zu erzählen über das Leben, den Profi-Fußball sowie persönliche Entwicklungsstufen. Und sein Werdegang sollte für jeden Spieler eine Empfehlung sein, genau hinzuhören, wenn der Trainer mal wieder von längst vergangenen Zeiten erzählt.
  Aktiv, offensiv, kommunikativ
Es ist eine besondere Saison in der U19-Bundesliga Süd/ Südwest: 21 Mannschaften, sieben Absteiger, keine Rück- spiele – die Corona-Pandemie hat den Spielbetrieb durch- einandergewirbelt. Doch Marc Kienle war mit den Abläufen bestens vertraut, als er im Oktober die Nachfolge von Marcel Rapp als U19-Coach der TSG antrat. „Es kam sehr überraschend. Trotz der Umstellung auf den Traineralltag war ich schnell wieder drin und es war sicher ein Vorteil, dass ich die Mannschaft bereits aus meiner Tätigkeit als Koordinator kannte“, sagt der frühere Profi, der am 22. Oktober 49 Jahre alt wurde. Beim Heimdebüt feierte Kienle einen 5:2-Erfolg gegen den SSV Ulm, eine Woche später folgte ein 1:1 im Top-Spiel beim FC Bayern.
„Unter den ersten Vieren" zu bleiben, traut er seinem Team am Ende definitiv zu: „Wir haben eine interessante Mannschaft mit großem Potenzial und hoher individueller Klasse. Wir sind sehr torgefährlich, müssen aber noch an der defensiven
Stabilität arbeiten.“ Die offensive Ausrichtung soll das aber nicht gefährden. Zusammen mit dem neuen Co-Trainer Christian Mollocher (39) setzt Kienle auf eine „attraktive und aktive“ Spielidee: „Wir möchten nach vorn spielen und den Gegner nach Ballverlusten im Kollektiv schnell unter Druck setzen. Natürlich wollen wir auch viele Tore erzielen – das hat bei der TSG Tradition, das wollen die Fans auch sehen.“
Die Erwartungen an die eigene Mannschaft sind groß: „Ich habe einen sehr hohen Anspruch an Fußball, weil ich durch die Trainer, die ich als Aktiver erlebt habe, und durch die Spieler, die ich später trainieren durfte, etwas verwöhnt bin.“ Auch die Ansprüche an ihn selbst sind hoch: „Ich bin Teamplayer und ein kommunikativer Trainer, der auch schwierige Entscheidungen ehrlich rüberbringen möchte.“
VEREIN
 





















































































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