Page 76 - TSG_Spielfeld_Juni_2021
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wurde das sogenannte Baumann‘sche Haus in Eppingen gebaut. Noch heute gilt das in fränkischer Fachwerkbauweise erstellte Gebäude vielen als schönstes und bedeutendstes Bürgerhaus zwischen Schwarzwald und Odenwald. Der zweistöckige Fachwerkbau steht auf einem hohen, massiven Sockelgeschoss und wird bedeckt von einem Satteldach. Das Fachwerk weist zahlreiche handwerkliche Verzierungen auf, darunter umrahmte Eckfenstergruppen und Schnitzwerk wie Fratzen, Eichenblätter, Würfelwerk, Schneckenbänder sowie Rosetten.
Das Gebäude in der Eppinger Kirchgasse kam schließlich 1913 in den Besitz der Stadt Eppingen, die das Gebäude sanierte und als Wohnhaus für städtische Beamte zur Verfügung stellte, ehe es später auch als Jugendherberge diente. Nach dem Krieg wurde das Haus schließlich wieder als Wohnhaus genutzt, ehe 1982 eine Gaststätte im Kellergeschoss eröffnet wurde. Noch heute lässt sich im Wirtskeller Sankt Georg das Flair des Gebäudes von innen bestaunen und genießen. Übrigens: Im Jahr 2010 kam das Baumann‘sche Haus zu speziellen Ehren – und wurde von der deutschen Post mit einer Sonderbriefmarke gewürdigt.
HEIMATKUNDE
 REGION
                                    Der Revolutionär aus Eichtersheim
Im US-amerikanischen St. Louis, wo er im Jahr 1881 starb, erinnert ein Denkmal an den deutschen Freiheitskämpfer Friedrich Hecker. Dabei liegt die Wiege des späteren Anwalts und Politikers in Eichtersheim, wo Hecker am 28. September 1811 zur Welt kam. Der spätere Dr. jur., der in Heidelberg promovierte, stieg als guter Redner und Anhänger radikal- demokratischer Ideen zum Wortführer des linken Flügels auf, die eine parlamentarische Republik forderten. Durch die Februarrevolution 1848 in Frankreich ermuntert, stellte sich Hecker auf die Seite der revolu- tionär gesinnten Bürger, die im März 1848 ihre Petition beim Karlsru- her Landtag einreichen wollten. Hecker propagierte die Beseitigung der Adelsherrschaft und die Errichtung einer Republik. Er startete eine relativ ungeordnete Volkserhebung, den sogenannten „Heckerzug“. Der Aufstand des badischen Revolutionärs aber erstarb in der Schlacht von Kandern gegen den hessischen General von Gagern – und der Volks- mund ergoss sich in beißendem Spott: „Gelt Hecker, gelt Hecker, du hast dich verrent; du hast dir bei Kandern den Schnurres verbrennt.“ Hecker floh über die Schweiz in die USA – und kämpfte dort unter anderem in Sezessionskrieg, war politisch als Unterstützer Abraham Lincolns und sogar als Wahlmann für die damaligen Republikaner aktiv.
Aber auch in Eichtersheim ist Hecker nicht vollends in Vergessenheit geraten. Im sogenannten Heckerhaus, dem Geburtshaus des Freiheits- kämpfers, residiert jetzt der berühmte Künstler und Bildhauer Jürgen Goertz, der dem Mann mit dem berühmten Heckerhut eine kleine Plastik vor dem prächtigen Schloss in der Gemeinde Angelbachtal widmete.
  

























































































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