Page 59 - Spielfeld_Februar_2021
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   Eine mehr als nur sprichwörtlich tragende Rolle: Matthias Cuntz bereitet regelmäßig die Trainingseinheiten der Hoffenheimer U23 vor.
SPIELFELD TSG HOFFENHEIM
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„Dass ich nach zehn Profijahren so schnell Trainer werden konnte, finde ich noch immer einfach traumhaft.“
MATTHIAS CUNTZ
sprochen sind, erledigt werden“, lobt Herdling seinen „Co“. Dieser leistet akribische Arbeit auf dem Platz, bereitet die Trainingseinheiten nach Absprache mit Herdling vor, bringt sich intensiv bei den Video-Analysen ein, berät und unter- stützt seinen Chef einerseits bei Fragen der Taktik und der Mannschaftsführung, andererseits lernt er vom ehemaligen Bundesliga-Stürmer der TSG viel. Im Dezember 2018 hat er die DFB-Elite-Jugendtrainer-Lizenz gemacht, für den Lehrgang zur A-Lizenz, die im Dezember wegen der Corona-Pandemie verschoben wurde, aber im nächsten Sommer über die Bühne gehen soll, ist er angemeldet. „Dieser Beruf ist genau das, was ich will. Das treibt mich an. Ich freue mich wirklich jeden Tag, mit der Mannschaft zu trainieren“, betont der 30-Jährige. Sein Engagement wird von der TSG anerkannt. Kürzlich wur- de sein zunächst nur bis zum Saisonende befristeter Vertrag vorzeitig bis 2023 verlängert.
Die Situation für die U23 der TSG in der Regional-
liga ist komplizierter als in den Jahren zuvor.
In der oberen Tabellenhälfte stand das Team
noch zu keinem Zeitpunkt. „Der Start mit nur vier Punkten aus den ersten sieben Spielen hängt uns noch in den Kleidern, aber die Mannschaft hat den Turnaround hinbekommen“, sagte Cuntz. „Es gibt Ups and Downs, wir sind noch nicht so konstant, wie wir es uns wünschen.“ Das Team mit vielen jungen Spielern, das sich oft gegen Mannschaften mit sehr erfahrenen Akteuren behaupten muss, zahlte im Januar in Elversberg viel Lehrgeld. Bei der 2:0-Führung wurde eine Riesenchance zum 3:0 liegen gelassen. „Am Ende haben wir 2:4 verloren. Die Partie war ein Beispiel für die Inkonstanz“, sagt Cuntz und stellt klar: „Aber wir bemitleiden uns nicht, wir stemmen uns dagegen.“ Herdling und er seien mit der Entwicklung der Mannschaft zufrieden. „Die Richtung stimmt einfach. Wir wollen unseren wichtigsten Auftrag erfüllen, Spieler wie Marco John für den Profi-Kader auszubilden, und zudem attraktiven Fußball spielen“, erklärt der Co-Trainer. Die Saison biete mit ihren insgesamt 42 Spielen noch ausrei- chend Möglichkeiten, in der Tabelle ein Stück nach oben zu klettern und sich von den sechs Abstiegsplätzen abzusetzen.
Neben Kai Herdling kann der „Co“ auch viel mit seinem Vater fachsimpeln. Denn der Name Cuntz besitzt im deutschen Fußball-Südwesten einen großartigen Klang. Günther Cuntz (75) war über Jahrzehnte eine Trainer-Legende bei etlichen höherklassigen Amateurklubs. Die Möglichkeit, in die Fußstapfen seines Vaters zu treten, macht Sohn Matthias stolz. Dass seine Heimatstadt Karlsruhe noch immer für ihn und seine Frau auch der Wohnort geblieben ist, hat viel mit seinem Vater zu tun, der seit einem Unfall vor sechs Jahren an den Rollstuhl gebunden ist. „Ich habe eine enge Verbindung zu ihm“, sagt Cuntz. Mit dem Senior kann er seine Arbeit reflektieren. „Alle, die im Fußball arbeiten dürfen, sollten dankbar dafür sein.“ Matthias Cuntz selbst hat sich mit einem Studium in der Betriebswirtschaftslehre ein zweites Standbein geschaffen. Die Abschlussarbeit schrieb er während eines Praktikums bei der TSG über die Software „SAP Sports one“. Doch BWL soll eigentlich keine große Rolle mehr für Cuntz spielen, sein Traumjob ist der Trainerberuf.
 























































































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