Page 74 - Spielfeld_März_2020
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 Den Klimawandel erlebt er auf seinen Afrika-Reisen hautnah: „Die Extreme nehmen zu. 2019 herrschte in Botswana außergewöhnliche Dürre. Ich hatte dort für drei Monate ein Filmcamp im Okavangodelta, das größte Binnendelta der Erde. Im Juli und August war da kein Wasser mehr. Eine Katastrophe. Etliche Elefanten sind verdurstet.“ Gerade beginne es dort heftig zu regnen. „Das sind Klimaphänomene, die mir Angst machen.“ Wenn er im Frühjahr wieder dorthin fliegt, würde es durch den Schlamm sehr gefährlich. „Wenn du stecken bleibst, hast du keine Chance, wieder rauszukommen.“ Es ist Barfuss‘ 91. Afrika-Exkursion. Auch er ist also Teil des CO2-Problems. „Ich versuche zwar, so lange wie möglich zu bleiben und die Flüge zu reduzieren, aber klar, ich bin auch eine Umweltsau, da kann ich mir keinen Heiligen- schein aufsetzen.“ Den finanziellen CO2-Ausgleich hält er für sinnvoll, wenn die Gelder direkt umgelegt und sinnvolle Mittel ergriffen werden, sei das in jedem Fall ein Schritt nach vorn.
Aktuell arbeitet Barfuss an seinem nächsten Kinofilm. „Who's the Boss“ soll er heißen und 2022 erscheinen. Wie auch schon beim Vorgänger „Maleika“ arbeite er im Disney-Style. Heißt: „Ich will mit Emotionen Menschen erreichen. Deshalb bin ich bei vielen Kollegen auch ver- hasst. Viele meinen, ein Tierfilmer müsse immer ernst und strikt wissenschaftlich sein. Ich will den Menschen die sachliche Information aber spannend und unterhaltend rüberbringen.“ „Maleika“ war ein so großer Kino-Erfolg,
dass er bald auch in China laufen wird und möglicher- weise auch in den USA.
Sein Leben hat ihn viel gelehrt. Über vier Jahre be- gleitete Barfuss die Gepardendame Maleika. „Sie hat mir gezeigt, dass es auf dieser Welt keinen Grund gibt, aufzugeben.“ Bei der Jagd eines Impalas habe sie sich so schwer verletzt, dass sie „gefühlt zu 95 Prozent tot war. Wie sie zurück ins Leben kam, was sie leistete, war unglaublich. Davon können auch wir Menschen lernen.“ Sogar Fußballer. Schnelligkeit, Flexibilität, Dynamik und vor allem die richtige Strategie seien das A und O bei der Jagd. „Bei einem Spiel kannst du auch nicht 90 Minuten Vollgas geben. Es gibt Teams, die spielen schön, verlieren aber, weil sie permanent Gas geben und ihnen irgendwann die Puste ausgeht.“
Seit einem Vierteljahrhundert ist Barfuss jetzt in Afrika unterwegs und dokumentiert einen Kontinent im Wan- del. Tausende Stunden an Archivmaterial hat er bereits gesammelt. „Ich dokumentiere den Untergang. Das ist schon frustrierend. Dabei sind all diese Geschichten doch viel mehr wert als jedes Geld der Welt.“ Vor 50 Jahren lebten in Afrika noch 450.000 Löwen, heute seien es gerade noch 20.000. Barfuss: „Die Diversität geht uns verloren.“ Und mit ihr verschwinden auch die Geschichten. Der verrückte Sinsheimer hält sie fest.
Weitere Infos unter www.mattobarfuss.eu
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