Page 32 - Spielfeld_März_2020
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   Besondere Beziehungen
Bei der Wahl zu Armeniens Fußballer des Jahres belegte Sargis Adamyan im vergangenen Jahr Platz zwei. Eine große Auszeich- nung – zumal Sieger Henrikh Mkhitaryan das „Aushängeschild Armeniens“ ist, wie der Hoffenheimer sagt: „An ihn kommt niemand dran, und das zurecht. Er ist menschlich absolut top, ein super Fußballer und hochprofessionell. Direkt hinter ihm zu landen, ist eine tolle Bestätigung meiner Leistungen, aber diese Auszeichnungen bedeuten mir nicht allzu viel. Ich will auf dem Platz erfolgreich sein.“ Das soll in der Zukunft auch im armenischen Nationaltrikot gelingen: „Es wäre wunderschön, mit Armenien mal an einem großen Turnier teilzunehmen. Die Nations League und die neuen Qualifikations-Möglichkeiten haben die Chancen für vermeintlich kleinere Fußball-Nationen ja erhöht, warten wir es mal ab.“
Die gestiegene Zuneigung seiner Landsleute spürt er auch in Deutschland: „Es wird viel über mich und Hoffenheim berichtet, zudem kommentieren viele Armenier die Social-Media-Posts der TSG. Da spüre ich eine große Unterstützung und das freut mich natürlich.“ Auf seinem Instagram-Kanal präsentiert er sich dennoch eher zurückhaltend. „Ich lege da nicht so viel Wert drauf und poste nur ab und an mal ein Bild. Meine Freundin Anna Wilken ärgert das manchmal, weil sie denkt, ich könnte da ruhig ein bisschen mehr machen. Aber sie hat mehr als 265.000 Follower und ich werde sie mit meinen derzeitigen 17.000 niemals überholen. Darum ist das schon in Ordnung so – und auf eine Promi-Pärchen-Boulevard-Schiene haben wir beide ohnehin keine Lust. Wir sind seit sechs Jahren zusammen, sie hat mich von Neustrelitz über Regensburg nach Hoffenheim begleitet. Wir müssen unsere Beziehung nicht ständig in der Öffentlichkeit zelebrieren.“
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Hoffnungsträger: Viele Armenen hoffen darauf, dass Sargis Adamyan (rechts) das Land zu einer Turnier-Endrunde führt.
 Es ist eine schöne Geschichte, dass der Junge mit seiner in einem Dorfverein gesammelten Erfahrung den einstigen Dorfverein TSG Hoffenheim zum ersten Sieg beim Rekordmeister schoss. Für Sargis Adamyan ist es vor allem ein weiterer nächster Schritt in seiner beachtlichen Karriere. „Gegen so einen Gegner zu treffen, steigert natürlich das Selbstvertrauen. Tore sind für einen Stürmer ohnehin die beste Medizin, Tore gegen einen Klub wie den FC Bayern tun aber besonders gut.“
Der Anstieg des Selbstbewusstseins geht dabei nicht einher mit einem Verlust der Bescheidenheit. Abheben ist für den Überflieger undenkbar. So „wundert“ er sich nach manchen Spielen über Fragen, ob er aufgrund seiner Joker-Rolle enttäuscht sei: „Ich freue mich über jeden Einsatz. Ob ich zehn Minuten spiele oder 90 – jedes Spiel ist eine neue Erfahrung und hilft mir sehr. Das Gefühl, in der Bundesliga auf dem Platz zu stehen, kannst du nicht kaufen. Ich kenne die andere Seite des Fußballs. Darum verändern mich Geld und Öffentlichkeit nicht. Ich bin noch immer Sargis, bleibe professionell und fokussiere mich auf den Fußball, um das nächste Level zu erreichen. Das hat bislang gut funktioniert.“
Mit dieser Einstellung wird Sargis Adamyan auch die Zwangspause gut überbrücken – und mit voller Kraft und Leidenschaft auf seinen nächsten Einsatz hinarbeiten.
PROFIS


























































































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