Page 110 - Spielfeld_März_2020
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 U
  nter Uns
HEUTE: GLAUBENSFRAGE
Heinz:
Sag’ mal Hermann, jetzt mal nur unter uns Pastorentöchtern: Magst Du Körperkontakt?
Hermann:
Lieber Heinz, mein treuer Freund und Kumpan. Möchtest Du mir auf diesem Wege nach all den Jahren etwas sagen?
Heinz:
Es war ja klar, dass Du wieder in solchen Sphären denkst. Aber es geht hier nicht um sexuelle Orientierung, es geht um Leben und Tod.
Hermann:
Oha. Jetzt mache ich mir Sorgen. Also noch mehr Sorgen als ohnehin schon.
Heinz:
Das solltest Du auch. Aber um uns alle. Der Virus ist längst unter uns! COVID-19.
Hermann:
Klingt wie der Hashtag eines minderbegabten Zweitliga-Fußballers.
Heinz:
Ist aber der sichere Untergang.
Hermann:
So ein Blödsinn. Du lässt Dich auch von jeder Panikwelle mitreißen. Normalerweise sagt man bei „Made in China“ doch immer: „Das hält nicht lange.“
Heinz:
Darüber kann ich nicht lachen. Ich finde es auch nicht witzig, Corona zum „Influenza des Jahres“ zu küren. Ich habe Angst.
Hermann:
Heinz und Hermann sind Freunde. Sagen sie zumindest. Dabei sind sie selten einer Meinung. So diskutieren sie lieber eifrig am Tresen über die wichtigen Dinge – Fußball zum Beispiel.
Heinz:
Mach’ Dich nur lustig!
Hermann:
Ich bin nur einfach weniger panisch. Gehörst Du denn jetzt auch schön brav zu den Ellenbogen-Nießern?
Heinz:
Um Gottes Willen, nein. Das ist doch das nächste Drama!!
Hermann:
Ähm, was ist daran nun wieder falsch?
Heinz:
Jetzt denk’ doch einmal nach. Da sich niemand mehr die Hand schüttelt, begrüßt man sich jetzt ständig
– richtig: mit dem feuchten Ellenbogen. Sogar in
der Bundesliga vor der Seitenwahl haben sie den Ellbogenshake gemacht. Minus mal Minus ergibt also mal wieder Plus, also ein Plus an Erkrankten.
Hermann:
Das sind doch alles Märchen und niemand weiß, worum es genau geht. In den USA ist der Corona- Bier-Absatz eingebrochen, weil es dort wirklich Menschen gibt, die denken, man könne sich durch Corona-Bier anstecken. Und wieder andere erzählen, Alkoholkonsum schütze vor einer Infizierung.
Heinz:
An irgendetwas muss man in der Not ja glauben!
Hermann:
Dann entscheide ich mich hier und jetzt offiziell für die Glaubensrichtung des heilenden Gerstensaftes. Von Bier als Medizin hab’ ich seit meinem
16. Lebensjahr geträumt.
Heinz:
Naja, ich bin schon auch eher für das Konter-Bier als kontra Bier.
Hermann:
Also, wenn es Dir dadurch besser geht, unterstütze ich Dich gern in der Prophylaxe. Dann sollten wir uns aber beeilen und vor allem großzügig vorbeugen!
Heinz:
In der Not bist Du tatsächlich ein treuer Freund. Danke und – mit angemessenem Sicherheitsabstand – Prost!
Hermann:
Nie war ich lieber für Dich da. Und bei dieser ausgezeichneten Vorsorge können wir ruhig richtig anstoßen. Prost!
  Du bist halt ein alter Hypochonder. Hast Du auch schon die Supermärkte leergekauft? Seife gehortet, mit der sich die kommenden drei Generationen noch die Pfoten schrubben können?
Heinz:
Ich habe halt jetzt ein paar mehr Nudeln daheim.
Hermann:
Dein wichtigster Neuzugang: Barilla. klingt wie ein italienischer Linksaußen.
Heinz:
Ich habe lediglich Vorkehrungen getroffen.
Bei BILD.TV hat Johannes Lafer zuletzt sogar live gezeigt, was man aus den Vorräten alles kochen kann.
Hermann:
Auch fürs Nudelkochen brauch’ ich keine BILD.
   Bildquelle: www.gettyimages.de, Max2611, Creativ Studio Heinemann, Dmitr1ch, kyoshino, TARIK KIZILKAYA.





































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