Page 50 - Spielfeld_November_2019
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 Rekorde stehen für großartige Leistungen. Gier spüren. Alle ziehen im Training mit, bei einer
Sie erinnern an denkwürdige Wettkämpfe,
spektakuläre und packende Duelle. Für Danny Galm sind Rekorde vor allem eins: lohnende Ziele. Und so hat der Trainer der Hoffenheimer U17 zusammen mit seinem Team vor dem Saisonbeginn intern ein ziemlich ambitioniertes Ziel erarbeitet. „Beat the Records“ – brich die Rekorde. Der Plural ist kein Zufall, es geht dem 33-Jährigen und seiner Mannschaft nicht bloß um eine besondere Spielzeit. Die Bestmarken sollen purzeln, das Team will Spu- ren hinterlassen. Galm weiß, was er sagt. Druck verspürt er dabei nicht: „Die Jungs sind gierig, der Trainerstab auch – das passt gut zusammen. Wir wollen Rekorde aufstellen und am Ende der Saison Meister werden.“
Dazu passt auch der Leitspruch, der in der Kabine in großen Lettern prangt. „AUFFALLEN DURCH LEISTUNG!“ steht an der Wand geschrieben, da- runter hängen zwei Schaubilder mit Merksätzen für das Erreichen der angestrebten Bestmarken. Top-Ergebnisse zu erzielen, ist für den jungen Trainer der ideale Weg, die Talente bestmöglich auszubilden. „Wir arbeiten hier in einem der drei besten Nach- wuchsleistungszentren in Deutschland. Für uns Trainer ist es ein Privileg, mit vielen Nationalspielern und Top-Talenten zu arbeiten“, sagt Galm und erläutert seine duale Philosophie: „Entwicklung und sport- licher Erfolg schließen sich meiner Meinung nach nicht aus. Man kann oben mitspielen und trotzdem Spieler entwickeln. Und zur Ausbildung der Spieler gehört auch, Extremsituationen wie Halbfinal- oder Finalspiele zu erleben. Entweder gewinnst du einen Titel oder machst eine bittere Erfahrung, die auch lehrreich sein kann.“
Dass Erwartungshaltung und Selbstvertrauen zuletzt parallel nach oben geschossen sind, liegt auch an einer Besonderheit der diesjährigen Hoffenheimer U17: Der Kern spielt bereits seit der U13 zusammen, hat in den vergangenen Jahren stets für Aufsehen gesorgt und wurde vor der Spielzeit durch zwei externe Zugänge gezielt verstärkt. Nachdem in der Vorsaison Platz eins und damit die Qualifikation für die Meisterschafts-Endrunde nur knapp verpasst wurde, soll nun der große Wurf gelingen. Galm lobt vor allem die „enorme Geschlossenheit“ im Team sowie die „gewachsenen Hierarchien“: „Alle wissen, was in dieser Saison gefordert ist – und auch, was machbar ist. Schon im Trainingslager in Oberstau- fen konnte man die Motivation und eine besondere
 Canyoning-Tour sind zudem alle aus einer Höhe von 13, 14 Metern ins Wasser gesprungen. Man spürt bei den Jungs: Sie wollen etwas Besonderes erreichen und sind bereit, alles Nötige dafür zu investieren.“
Galm kennt sich mit Talenten aus. Als er im Alter seiner heutigen Spieler war, galt er als eine der größ- ten Nachwuchshoffnungen Deutschlands. Junio- ren-Nationalspieler, später Deutscher U19-Meister und Torschützenkönig. Galm stand vor einer großen Karriere – die später aber seine damaligen Mitspieler machten: Andreas Beck, Sami Khedira, Ádám Szalai oder Mario Gomez. Die eigene Laufbahn, die ihn in die Regionalliga und Dritte Liga führte, zeigte Galm unmissverständlich Chancen und Risiken junger Talente auf. Die damals schmerzhaften Erfahrungen helfen ihm in seiner zweiten Karriere. „Für mich ist es kein Thema mehr, dass ich es nicht in die Bundes- liga geschafft habe. Das zu akzeptieren war ein Lernprozess, aber es bringt mich nicht weiter, lange darüber nachzudenken, was hätte sein können.“ Stattdessen nutzt er seine Erfahrungen, um seinen Spielern zu helfen. „Eine der größten Aufgaben in dieser Altersklasse ist es, die Jungs ständig darauf hinzuweisen, dass sie noch nichts erreicht haben und Hype, Geld oder Follower bei Social Media absolut vergänglich sind. Wir müssen sie aus dieser Blase rausholen, sie auf dem Boden halten und ihnen klar- machen: Es geht einzig und allein um Leistung.“
   VEREIN


























































































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