Page 38 - Spielfeld_November_2019
P. 38

 38
  Austria-Power in Hoffenheim
Auch in Deutschland pflegt Christoph Baumgartner eine enge Beziehung zu seiner Heimat. Bei der TSG Hoffenheim bildet er mit Stefan Posch, Florian Grillitsch und Robert Zulj ein öster- reichisches Quartett. Für den 20-Jährigen ein absoluter Wohl- fühlfaktor. „Das ist schon cool. Wir machen viel in der Freizeit zusammen. Man kennt auch die gleichen Leute, Fußball-Öster- reich ist nicht so groß.“
Sein Bruder Dominik Baumgartner ist ebenfalls Fußball-Profi. Der 23-Jährige wechselte im Januar 2019 zum VfL Bochum und ist momentan an den Europa-League-Teilnehmer Wolfsberger AC ausgeliehen. Die Entscheidung des jüngeren Bruders, zur TSG zu wechseln, stand im Sommer 2017 aber schnell fest. „Ich hatte in der U19 mehrere Anfragen, aber das Bemühen der TSG und die langfristigen Perspektiven in Hoffenheim haben mich sehr beeindruckt. Als ich das zweite Mal hier war, hat Nach- wuchs-Direktor Dirk Mack dann Stefan Posch dazu geholt. Er hat auch von der TSG geschwärmt. Im Sommer kam dann auch noch Florian Grillitsch dazu. Die Jungs schon zu kennen, hilft beim Einstieg in die Profi-Mannschaft enorm.“ Die Erwartungen an die TSG wurden längst erfüllt. „Hoffenheim genießt auch in Österreich einen exzellenten Ruf. Es weiß jeder, dass es eine Top-Adresse ist, vor allem für junge Spieler. Gerade für Jungs aus Österreich, die eher vom Land kommen, ist es perfekt, weil es keine große Umstellung für uns ist. Man kann aber sicher nicht jeden Österreicher hierherschicken und er wird Profi, das liegt an jedem selbst.“
In Hoffenheim sammelt Baumgartner auch fleißig Erfahrungen in Ländervergleichen – denn in den Trainingseinheiten spielt das österreichische Quartett gern zusammen. „Wenn wir mal alle vier in einem Team sind, gewinnen wir meistens. Wir beobachten das unter uns schon ein wenig, da sind wir echt stark.“ Die wirklich wichtigen internationalen Duelle trägt Baumgartner aber natürlich im Nationaltrikot aus. Bei der U21 ist er fest dabei und erzielte im Oktober gegen England einen Treffer. Zudem landete er bei ÖFB-Teamchef Franco Foda auf dem Zettel der A-Nationalmann- schaft und sollte sich auf Abruf bereithalten. Eine Teilnahme an der Europameisterschaft 2020 könnte also eventuell der nächste Karriereschritt werden: „Gedanken daran hatte ich schon, keine Frage. Aber Österreich muss sich ja erst einmal qualifizieren und ich muss meine Leistung hier bringen. Aber wenn alles optimal läuft, wäre das eine super Geschichte.“
 Auch im Nationaltrikot überzeugt Christoph Baumgartner.
 Christoph Baumgartner (v.l.), Florian Grillitsch, Stefan Posch und Robert Zulj bilden das österreichische Quartett der TSG.
Zwischen den Trainingseinheiten und den Aben- teuern in der Bundesliga findet Baumgartner aber auch Zeit, über das bereits Erlebte nachzudenken und die vergangenen Jahre zu reflektieren. Es ist viel passiert, seit er als 14-Jähriger das Elternhaus verlassen hat, von seiner Heimatstadt Horn in die Fußballakademie nach St. Pölten und wenige Jahre später allein nach Deutschland zog, um in die U19 der TSG zu wechseln. „Wenn mir damals einer ge- sagt hätte, dass ich jetzt bei den Profis bin, hätte ich geantwortet: Das ist perfekt, supertoll, das nehme ich an. Es war immer mein Ziel, in der Bundesliga zu spielen. Ich genieße es, mit Spielern wie Andrej Kramarić trainieren zu dürfen, in diesen Stadien zu spielen. Dafür habe ich viel getan und in Kauf ge- nommen. Man muss es als junger Spieler genießen, Spaß dabei haben – aber immer weiterarbeiten, ansonsten stagniert man und es wird schwer.“
Dass er sein Ziel erreicht hat, begründet Baumgartner nicht nur mit Talent und Fleiß. Den größten Faktor macht er in seiner Erziehung aus. „Meine Eltern haben immer viel Wert auf Höflichkeit, Dankbarkeit und Demut gelegt. Ich weiß, wo ich herkomme und vor allem: was ich will und was ich dafür tun muss.“
Aufgeben war deshalb nie eine Option. Nicht in Österreich, nicht in Hoffenheim und schon gar nicht nach Mainz.
PROFIS
























































































   36   37   38   39   40