Page 36 - Spielfeld_November_2019
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Doch von dieser folgenreichen Premiere beim Debüt ließ sich Baumgartner nicht lange runterziehen. Verein, Fans und Familie überzeugten ihn davon, dass die Mannschaft auch zu zehnt den 2:0-Vor- sprung und die Europapokal-Qualifikation hätte über die Zeit retten können. Mit ein wenig Abstand richtete er seinen Fokus auf die positiven Aspekte und das nächste Ziel. „Auch wenn die Saison mit dem Platzverweis bitter endete, so hatte ich es ja doch in die Bundesliga geschafft und mir gezeigt, dass ich mithalten kann. Für mich war es wichtig, dass danach mit der U21-EM das nächste Highlight anstand. So bekam ich den Kopf schnell wieder frei.“
Baumgartner kam bei zwei Spielen zum Einsatz, unter anderem beim 1:1 gegen Deutschland. Nach dem Urlaub nahm er die Saisonvorbereitung mit
den Profis auf und beeindruckte mit Spielfreude und neu gewonnenem Selbstvertrauen. Das wurde auch nicht erschüttert, als in Sebastian Rudy und Diadie Samassékou spät noch zwei prominente Spieler für die Zentrale verpflichtet wurden. „Es war von Beginn an offen vom Verein kommuniziert, dass ich nicht Kerem Demirbay oder Nadiem Amiri ersetzen soll. Beide haben schon viele Bundes- ligaspiele bestritten und ich weiß, dass ich auf dem Niveau noch Zeit benötige. Deshalb hat es mich nicht überrascht, dass noch Hochkaräter dazu kamen.“ Die Leistungen gegen Bremen und Wolfsburg sowie in der Vorbereitung hatten längst positive Wirkung hinterlassen. „Für mich war klar: Sie sind jetzt da, aber ich brauche mich nicht zu verstecken. Ich war ja auch mit Kerem und Nadiem zu Einsatzzeiten gekommen. Ich wusste also, dass es einzig von mir und meinen Leistungen abhängt, ob weitere Spiele dazukommen. Mein Weg ist sicher nicht zu Ende.“
So arbeitete der Spielmacher weiter hart im Training und wurde mit einem Vertrauensbeweis belohnt. Die TSG gab in Leonardo Bittencourt und Vincenzo Grifo zwei offensive Konkurrenten ab. Als „Zeichen des Vereins“ nahm Baumgartner die Transfers wahr – und sah sich bestärkt: „Sie sind Spieler, die ebenfalls offensiv ihre Stärken haben. Die TSG hat beide gehen lassen, wohl auch, weil sie einen Spie- ler in der Hinterhand haben, den zwar kaum einer kennt, der aber nicht so schlecht ist und dem sie hier zutrauen, dass er noch richtig gut werden kann.“
Davon sind Fans und Experten längst nicht mehr nur in Hoffenheim überzeugt. Nach der Sperre im Auf- taktspiel in Frankfurt kam Baumgartner in drei der folgenden sieben Bundesliga-Partien zum Einsatz und bereicherte die Offensive mit Dribblings und Pässen. Dass die TSG in vier Spielen ohne Torerfolg blieb, ärgert ihn aber dennoch. Er nimmt sich selbst in die Pflicht. „Meine Lieblingsposition ist hinter den Spitzen, ich habe bei den Junioren dort auch viele Scorerpunkte gesammelt. Wir müssen unsere Chan- cen besser nutzen. Auch wenn ich jung bin und man bei mir nicht den Anspruch stellt, Spiele zu entschei- den, will ich der Mannschaft mit Toren und Vorlagen helfen. Das ist mein Job als Offensivspieler.“
 Vorbild Kevin De Bruyne
Nicht etwa die österreichische Spielmacher-Ikone Andreas Herzog ist das Vorbild Christoph Baumgartners – sondern zwei aktuelle Top-Stars: Lionel Messi vom FC Barcelona und Kevin De Bruyne von Manchester City. „Von klein auf habe ich Messi bewundert. Ich liebe es heute noch, ihm zuzusehen. In den vergangenen Jahren habe ich aber verstärkt De Bruyne für mich als Spieler entdeckt, von dem ich mir sehr viel ab- schauen kann: Was er macht, wenn er den Ball bekommt, wie er sich offensiv bewegt. Da schaue ich ganz genau hin.“
Ein weiterer Teil der Weiterentwicklung ist die physische Stärke. Die Intensität der Bundesliga ist noch immer eine große Herausforderung für den 20-Jährigen: „Ich war schon immer sehr laufstark. Aber dieses hohe Tempo durchgängig zu gehen, ist etwas anderes. Die 65 Minuten gegen Bremen waren extrem intensiv. Da benötigt der Körper einfach Zeit, um sich daran zu gewöhnen: Man kann sich keinen Laufweg sparen, muss in jedes Duell mit 100 Prozent. Das ist ein Unter- schied zur U19. Aber es wird schon viel besser, zu Beginn war ich nach jedem Training völlig ausgepumpt.“
  Christoph Baumgartner spielte schon in der Jugend für die TSG.
 PROFIS
























































































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